Der Steinrötel (Monticola saxatilis) ist eine klimasensitive Art. Er leidet in mehrfacher Weise unter den klimatischen Veränderungen. Als wärmeliebende Art bevorzugt er offene, felsige Hänge in montanen Lagen, die durch zunehmende Verbuschung und den Rückgang traditioneller Weidewirtschaft – Folgen milderer Winter und veränderter Landnutzung – immer seltener werden. Gleichzeitig ist der Steinrötel ein Langstreckenzieher mit Überwinterungsgebieten in tropischen Regionen Afrikas, sodass auch klimabedingte Veränderungen entlang der Zugroute und im Winterquartier seinen Bestand beeinflussen können. Studien aus der Karpatenregion zeigen, dass Randpopulationen besonders anfällig für solche Einflüsse sind und in mehreren Ländern bereits erloschen sind. Im Gegensatz zum nah verwandten, standorttreuen Blaumerle, die im Zuge der Klimaveränderung immer öfter im Brutgebiet überwintert, bleibt der Steinrötel strikt ziehend.
Größe: ca. 17–20 cm
Gewicht: 36–46 g
Verbreitung: Von Nordwestafrika und Südeuropa über Zentralasien bis nach China; Überwinterung in Afrika südlich der Sahara (v. a. Ostafrika)
Nahrung: Insekten (Käfer, Heuschrecken, Schmetterlingsraupen, Ameisen, Wespen), Spinnen, Schnecken, kleine Wirbeltiere (Eidechsen, Frösche, Kleinvögel), Beeren und Früchte
Lebensraum: Felsige, vegetationsarme Hochlagen (meist 1500–3000 m); bevorzugt Geröllhalden, Felswände, Ruinen; im Winter auch Savannen, Buschland und Siedlungsnähe
Zugverhalten: Langstreckenzieher; zieht einzeln oder in kleinen Gruppen nachts nach Afrika; Rückkehr ins Brutgebiet im April/Mai
Brutzeit: Mai bis Juli (regional auch April–August)
Nest: Flache Nester aus trockenem Gras, Moos und Wurzeln, meist in Felsspalten, unter überhängenden Steinen oder in Ruinen
Fortpflanzung: Monogam; 4–6 Eier; Brutdauer: 12–14 Tage; Nestlingszeit: 14–16 Tage; flügge: nach 13–17 Tagen; Betreuung: ca. 3 Wochen
Höchstalter: 5 Jahre, 11 Monate (Wiederfang)
Bestand: 0–2 Brutpaare in Deutschland; 89.000-286.000 Brutpaare; 895.000-2.860.000 Individuen weltweit; Trend unbekannt
Status: Nicht gefährdet (LC – Least Concern)
In Deutschland: Brutvogel; vom Aussterben bedroht
Der Reviergesang erinnert an den Gartenrotschwanz und besteht aus melodisch flötenden Strophen mit 6–12 Motiven, deren Länge, Tempo und Pausen stark variieren. Vorgetragen wird der Gesang oft ruhig von exponierter Warte, bei Erregung auch im Flug vorgetragen und ist reich an Imitationen. Der leise Subsong enthält ein Gemisch aus Gezwitscher, Ruf- und Gesangselementen fremder Arten. Rufe reichen vom Warnruf „djiü“ über Kontaktlaute wie „dak“, „tschirii“ und „rätsch“ bis zu aggressiven Lauten wie „jirri“ oder „nächäch“. Junge Vögel beginnen früh mit einfachem Gesang.
Der Steinrötel besiedelt in Deutschland steile, kurzrasige Hänge mit Felsen und Geröll, häufig in süd- oder südostexponierter Lage oberhalb von 1500 m. Historisch wurde er auch in Mittelgebirgslagen auf 150–300 m ü. NN sowie auf Ruinen und in Steinbrüchen nachgewiesen. Aktuell ist der Brutbestand mit 0–2 Revieren sehr gering, das Vorkommen beschränkt sich hauptsächlich auf den Westteil der Bayerischen Alpen.
Der Steinrötel ist ein Langstreckenzieher, der im tropischen Afrika überwintert. Die Rückkehr in die Brutgebiete erfolgt von März bis Mai, mit einem Höhepunkt Anfang bis Mitte April. Einzelne Männchen treffen mitunter bereits Ende Februar ein. Der Herbstzug beginnt im August und dauert bis Ende September.
Der langfristige Bestandstrend des Steinrötels ist negativ. Im 19. Jahrhundert erstreckte sich das Brutgebiet noch weit über das heutige Verbreitungsareal hinaus – bis in Regionen wie die Eifel, den Harz und nach Polen. Ab dem frühen 20. Jahrhundert setzte ein starker Rückgang ein, primär infolge von Lebensraumverlusten in den Mittelgebirgen. Erst seit den 1980er-Jahren kam es zu punktuellen Wiederansiedlungen, insbesondere in den Alpen, den Vogesen und im Schweizer Jura. Heute konzentrieren sich die wenigen stabilen Vorkommen auf die Bayerischen Alpen, vor allem auf das Wettersteingebiet.
Das Männchen zeigt im Brutkleid einen leuchtend grau-blauen Kopf, Obermantel und Kehle, dazu einen auffällig weißen, ausgefransten Rückenfleck, braungraue Flügel sowie orangefarbene Unterseite und Steuerfedern. Weibchen sind insgesamt graubraun mit schwacher, sandfarbener Fleckung auf der Oberseite und starker graubrauner Schuppung auf der orange-beigen Unterseite. Das Kinn ist weißlich. Der Bürzel einfarbig orange-beige. Jungvögel ähneln dem Weibchen, sind aber oberseits kräftiger gemustert und zeigen oft breitere, sandfarbene Fransen an den Flügeldecken. Männchen im ersten Sommer behalten teilweise noch Reste der Jugendkleidung bei.
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