Sauber und aufgeräumt mag die Haubenlerche es nicht. Mit dem Ende der kleinen Eiszeit und der aufkommenden Industrialisierung hat sich diese Lerche weit in Mitteleuropa ausgebreitet. Vor allem im städtischen Raum, auf Industriebrachen und Ruderalflächen, an den noch nicht asphaltierten oder gepflasterten Straßenrändern hat sie sich wohlgefühlt. Trockene und vegetationsarme Lebensräume braucht sie.
Mit zunehmender Verdichtung der Bebauung und der fortschreitenden Versieglung der Böden im städtischen Raum setzt ab den 1930er Jahren ein Rückgang der Haubenlerchenbestände in Mitteleuropa ein. Auch das mehr atlantisch geprägte Klima spielte eine Rolle.
Die enormen Verwüstungen des 2. Weltkrieges haben zu einer kurzfristigen und deutlichen Erholung der Bestände geführt. In den Trümmern der Städte fand die Haubenlerche wieder einen ihr gefälligen Lebensraum.
Größe: 17-19 cm
Gewicht: 35-50 g
Verbreitung: Nordafrika, Südwesteuropa bis Korea, im Norden bis zur borealen Zone
Nahrung: im Frühjahr/Sommer breites Spektrum Wirbelloser, im Herbst/Winter Sämereien auch grünes Pflanzenmaterial
Lebensraum: trockene, offene, vegetationsarme Landschaft
Zugverhalten: Standvogel
Höchstalter: 11 Jahre, 7 Monate
Brutzeit: März - Juni (Europa)
Nest: Bodenbrüter
Fortpflanzung: monogame Saisonehe, 3-5 (2-7) Eier, 2 (3) Bruten pro Jahr, Brutdauer 12-13 Tage, verlassen Nest nach 9-12 Tagen, flügge nach 12-14 Tagen
Bestand: 1,7-2,7 Tausend BP in Deutschland, 17,7-24,5 Millionen in Europa, 176-250 Millionen Vögel weltweit (mit Maghreblerche)
Status: nicht gefährdet, Trend: abnehmend
In Deutschland: Jahresvogel, brütet vor allem noch in Ostdeutschland, vom Aussterben bedroht, Rote Liste Kategorie 1, Trend: abnehmend
Bei der Haubenlerche können drei Arten von Gesang unterschieden werden. Der Leise Gesang wird am Boden vorgetragen, besteht aus Elementen, die dem Fluggesang ähneln, und klingt wie ein subsonghaftes Geplauder. Er ist oft während der Nahrungssuche zu hören. Der
Laute oder Balz-Gesang wird von erhöhten Punkten oder im Fluge vorgetragen. Er ist länger und komplexer als der leise Gesang und enthält oft Imitationen anderer Vogelarten. Der Fluggesang wird während des Singflugs ab einer Höhe von 20 bis 40 Metern und mehr vorgetragen. Dieser Gesang ist in Strophen unterteilt und oft mit akrobatischen Flugmanövern verbunden.
Die Haubenlerche bevorzugt ein warmes und trockenes Klima. Ihr Lebensraum weist einen niedrigen Bewuchs mit vegetationsfreien Bereichen auf. In Deutschland ist sie noch in der Nordostdeutschen Tiefebene verbreitet, mit größeren Verbreitungslücken.
Ein größeres, davon isoliertes Brutvorkommen gibt es noch in der Oberrheinischen Tiefebene zwischen Karlsruhe und Mainz.
Haubenlerchen sind Standvögel. Sie verbringen das ganze Jahr im Brutgebiete. Größere Wanderungen sind sehr selten. Gelegentlich kann es in Mitteleuropa zur Kälteflucht kommen.
Der Rückgang der Bestände der Haubenlerche seit den 1990er Jahren sind dramatisch. Waren es zum Beginn des 21. Jahrhundert noch 7-14 Tausend Brutpaare, sank die Zahl bis 2016 auf 1,7 bis 2,7 Tausend. Die Haubenlerche wird deshalb in der Roten Liste der Brutvögel in Deutschland in der Kategorie 1, vom Aussterben bedroht, geführt.
Ursachen sind der hohe Nährstoffeintrag in die Böden, der zum Verlust von Brachflächen führt. Hinzu kommt der starke Biositzeinsatz, der zum Rückgang der Insekten und anderer wirbelloser Tiere beiträgt und zum Nahrungsmangel bei der Haubenlerche.
In Österreich ist die Haubenlerche in dem durch das pannonische Klima geprägte nördliche und östliche Burgenland verbreitet. Jahresniederschlagsummen von unter 600 mm, warme, lange Sommer, kurze und kalte Winter prägen diesen Lebensraum. Hier besetzt sie Viehweiden und Industriebrachen auf den sich entwickelnden Gewerbegebieten. Die Entwicklung der Population ist nicht eindeutig. Während die Haubenlerche in den westlichen Bereichen ihrer Verbreitung verschwindet, nehmen die Bestände anderorts zu. Sie profitiert vor allem von der Ausweitung von Gewerbeflächen und der Zunahme der Pferdehaltungen. Beides schafft Strukturen, die die Haubenlerche nutzen kann.
Der Bestand wird zur Zeit (2018) auf 800-1300 Brutpaare geschätzt.
Besiedelt hat die Haubenlerche die Schweiz erst Mitte des 19. Jahrhundert. Die erste Brut wurde um 1860 bei Basel registriert. Von dort aus breitete sie sich in Dörfern und Städten der Schweiz bis zum Genfer See aus. Rund um Basel war diese Lerche zur Jahrhundertwende ein häufiger Brutvogel.
Strukturelle Veränderungen, der Rückgang von Ödland und Ruderalflächen haben dazu geführt, dass die Haubenlerche als Brutvogel in der Schweiz ausgestorben ist. Die letzten Brutvorkommen in den 60er Jahren konzentrierten sich im Großraum Basel. Der letzte Brutversuch wurde 1976 dokumentiert. Seitdem hat die Haubenlerche es nur noch sporadisch in der Schweiz versucht, so zum Beispiel 2010 und 2019.
Um auf seinen besonderen Schutzstatus oder auf den gefährdeten Lebensraum hinzuweisen, ist die Haubenlerche mehrfach zum Vogel des Jahres gekürt worden.
Männchen und Weibchen unterscheiden sich nicht in der Gefiederfärbung. Das Männchen ist etwas größer als das Weibchen.
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