Seidensänger

Hippolais polyglotta

Schutzstatus des Seidensängers gemäß der Roten Liste der Brutvögel des IUCN, EU, in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Schutzstatus

Seidensänger (Cettia cetti)
Seidensänger (Cettia cetti)
Karte zur Verbreitung der Seidensänger (Cettia cetti)
Verbreitung

Der Gesang des Seidensängers (Cettia cetti) ist sehr laut und explosiv. Er ist nur wenig harmonisch, wie vielleicht der deutsche Name nahelegen würde. Dieser leitet sich vermutlich vom seidenartigen Glanz des Gefieders ab. Der Gesang wird vom Männchen zur Revierabgrenzung mitunter das ganze Jahr vorgetragen. Während der Brutzeit locken die Männchen bis zu fünf Weibchen in ihr Revier, mit denen sie sich fortpflanzen. An Nestbau beteiligen sich die Männchen gar nicht, an der Aufzucht der Jungvögel nur sporadisch.  

Steckbrief

Größe: 13,5–14,5 cm

Gewicht: 8–18,5 g,

Verbreitung: Westeuropa, Mittelmeerraum, Nordafrika, Kleinasien, Iran, Zentralasien bis Nordwestchina; im Winter südlich bis Pakistan, NW-Indien und Nordostafrika

Nahrung: Insekten, Spinnen, Weberknechte, Schnecken, Regenwürmer, Mollusken, gelegentlich kleine Samen

Lebensraum: Dichte Vegetation an Feuchtgebieten, Ufergebüsche, Schilfränder, überwachsene Gräben, feuchte Wiesen, Gebüsche an Flussufern, bis 1450 m (Brut); im Winter auch trockenere Dickichte, Palmenhaine, Tamariskenbestände

Zugverhalten: Teilzieher; in Südeuropa meist Standvogel, in östlichen Populationen Zugvogel mit Überwinterung in Südasien und Nordostafrika

Brutzeit: Mitte April bis Juli/August

Nest: Großes, unordentliches Napfnest aus Blättern, Gräsern, Pflanzenfasern, Tierhaaren, Schilfmaterial, bis 2 m Höhe in dichtem Gestrüpp oder Schilf

Fortpflanzung: meist polygam; 2–4 Eier pro Gelege; zwei Bruten pro Jahr; Brutdauer 16–17 Tage; Nestlingszeit 14–16 Tage; Betreuung durch Eltern 15–26 Tage nach dem Ausfliegen

Höchstalter: 10 Jahre, 7 Monate (Wiederfang)

Bestand: >20 Brutpaare in Deutschland, 2,1-3,3 Millionen Europa, 9,1-14,6 Millionen Vögel weltweit 

Status: LC – Least Concern (nicht gefährdet)


Stimme

Der Gesang des Seidensängers beginnt explosiv und laut und fällt dann abrupt ab. Typische Lautfolgen sind rhythmisch und variabel, etwa „zitt – ziwitt – ziwitt ziwott“ oder „pwit – pitschewitschewit“. Gesungen wird das ganze Jahr über, besonders intensiv zwischen Ende März und Juni sowie erneut ab Mitte September, meist am frühen Morgen, gelegentlich auch nachts. Männchen singen häufiger und ausdauernder, teils aus dichter Vegetation, teils von exponierten Singwarten. Rufe wie „tik“, „ki“, „tsuk tsuk tsuk“ oder „tsiek“ dienen der Revierabgrenzung oder als Warnlaute. Weibchen antworten in der Balz mit leisem „tik“ oder „iik“. Jungvögel äußern bei Aufregung metallische Laute wie „pit“ und „siesiesiesie“, insbesondere beim Bettelverhalten.

Gesang

Rufe


Vorkommen in Deutschland

Verbreitung des Seidensängers in Deutschland.
Verbreitung

Der Seidensänger ist in Europa vor allem ein Brutvogel des Mittelmeerraumes. Im 20. Jahrhundert hat er sich jedoch in mehreren Phasen nach Norden bis nach Großbritannien (1961) und Irland (2013) ausgebreitet. Die Populationsentwicklung ist sehr wetterabhängig. Die kalten Winter der 70er und 80er Jahre führten zu einem Einbruch der Brutarealerweiterung im Mitteleuropa.  Seit 2015 hat die Ausbreitung des Seidensängers wieder Fahrt aufgenommen. Vor allem in Nordrhein-Westfalen häufen sich die Beobachtungen in den vergangenen Jahren. Diese Ausbreitungswelle geht einher mit der starken Zunahme in der niederländischen Population. Erst 2006 hat sich der Seidensänger im Süden der Niederlande wieder angesiedelt. Bis 2015 ist diese Population auf 745 Reviere gestiegen.

Brutvorkommen

In Deutschland hat der Seidensänger das erste Mal 1975 an der Innerste Hildesheim gebrütet. Erst 40 Jahre später, 2015 im Schwalm-Eder-Kreis, konnte die nächste Brut in Deutschland nachgeweisen werden. Das ist auch deswegen bemerkenswert, weil es seit der Beobachtung in Hilddesheim nur zwölf weitere Beobachtungen des Seidensängers in Deutschland gegeben hat. Nach einem besetzten Revier 2018 bei Jülich waren 2020 dann schon 13 Reviere bei Kleve am Niederrhein (NRW). Mittlerweile hat sich der Seidensänger als Brutvogel in Deutschland etabliert.  

Merkmale

Der Seidensänger ist ein rundlich wirkender Busänger, der meist verborgen lebt und sich oft erst durch seinen markanten Gesang bemerkbar macht. Beide Geschlechter zeigen eine dunkel rostbraune Oberseite, eine helle Unterseite mit weißlicher Kehle und bräunlichgrau gewölkten Flanken sowie bräunlichgraue Unterschwanzdecken mit weißen Spitzen. Jungvögel wirken generell etwas matter gefärbt.

Quellen und Links

Zitiervorschlag: