Die Wanderdrossel (Turdus migratorius) ist die häufigste und die am weitesten verbreitete Vogelart Nordamerikas. Der ursprüngliche Waldbewohner hat sich im Zuge der Besiedelung Nordamerikas durch europäische Einwanderer zu einem Kulturfolger entwickelt. Die Wanderdrossel hat vor allem durch die Umwandlung der Landwirtschaft profitiert. Der auf Regenwürmer spezialisierte Vogel findet auf den landwirtschaftlich bearbeiteten Böden ein viel größeres Nahrungsangebot als in der natürlichen Landschaft.
In Nordamerika gilt die Wanderdrossel als Erregerreservoir für das West-Nil-Virus. Während Krähen und Eichelhäher recht schnell nach einer Infektion sterben, ist der Überlebenszeitraum bei Wanderdrosseln deutlich länger.
Größe: 23–28 cm
Gewicht: 77–85 g
Verbreitung: Brutvorkommen in ganz Nordamerika von Alaska und Kanada bis Mittelamerika; Überwinterung in Süd-USA, Mexiko, Karibik, teils bis Mittelamerika
Nahrung: Im Frühjahr und Sommer überwiegend Wirbellose wie Regenwürmer, Insekten und deren Larven; im Herbst und Winter viele Früchte und Beeren
Lebensraum: Wälder, Parks, Gärten, Buschland, offenes Gelände mit Bäumen; sehr anpassungsfähig und häufig auch in Siedlungsnähe
Zugverhalten: Kurz- bis Mittelstreckenzieher; Populationen in nördlichen Brutgebieten ziehen im Herbst nach Süden; südliche Populationen überwiegend Standvögel
Brutzeit: März bis Juli, regional unterschiedlich
Nest: Napfförmiges Nest aus Gras, Zweigen und Lehm, meist in Bäumen oder auf Gebäuden, gelegentlich auch auf dem Boden
Fortpflanzung: Monogam; 3–5 Eier; 2–3 Bruten pro Jahr; Brutdauer: ca. 12–14 Tage; Nestlingszeit: 13–14 Tage; flügge: nach etwa 14 Tagen; elterliche Betreuung ca. 2 Wochen nach dem Ausfliegen
Höchstalter: 13 Jahre, 11 Monate
Bestand: 370 Millionen Individuen;
Status: LC – Least Concern (nicht gefährdet)
In Deutschland: seltener Irrgast; zuletzt 2000 in Sachsen-Anhalt
Der Gesang 🔊 der Wanderdrossel besteht meist aus 2–3-silbigen Motiven, die in wechselnder Kombination mit etwa 2 Motiven pro Sekunde zu 2–10 Sekunden langen Strophen verbunden werden. Typische Strophen klingen melodisch und ruhig wie „tschurri-tschurii“ oder „tscherily-tschery“, wobei das Repertoire pro Individuum im Schnitt 10 Motive umfasst. Die Rufe 🔊 ähneln denen der Amsel und reichen von dünnem „sssp“ beim Auffliegen bis zu lauteren Alarmrufen wie „plint“, „wik-wik-wik“ oder „tschit-tschit-tschit“, die emotionale Zustände wie Erregung oder Revierverteidigung anzeigen.
Die Wanderdrossel ist in Deutschland seit 1851 sechsmal sicher nachgewiesen worden, zuletzt im November 2000 bei Aken im Landkreis Köthen, Sachsen-Anhalt. Bei dem Vogel in Aken handelte es sich um ein diesjähriges Weibchen. Es war der erste Nachweis in Deutschland, seit im November 1913 ebenfalls ein Weibchen bei Ueckermünde geschossen wurde. Weitere Nachweise:
Die meisten europäischen Nachweise stammen aus Irland und Großbritannien.
Die Wanderdrossel ist amselgroß und fällt durch die ziegelrot gefärbte Brust und Bauch auf. Das Männchen besitzt einen schwarzen Kopf mit einem unregelmäßigen, hellen Überaugenstreif und auffällig kontrastierter schwarzweißer Kehle, während das Weibchen oberseits schiefergrau gefärbt ist. Jungvögel zeigen eine braungraue Oberseite mit gelblichen Schaftstrichen sowie eine blassere Unterseite mit schwarzen Flecken und rostroten Flanken. Kinn und Kehle sind hell, der Zügel und Ohrdeckenbereich dunkel gezeichnet.
Zitiervorschlag: