Anser erythropus
Die Zwerggans (Anser erythropus) gehört zu den seltensten Gänsevögeln in Europa. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts leidet die Art unter einem erheblichen Bestandsrückgang. Die skandinavischen Bestände sind zeitweise auf 5 % ihrer ursprünglichen Größen eingebrochen. Lebensraumverlust in den Brutgebieten und der hohe Jagddruck auf den Zugwegen sind die Hauptursachen für die immer noch anhaltende Gefährdung der Zwerggans.
Es hat mehrere Versuche gegeben, die Population zu stützen. Von 1979 bis 1999 ließ man in Schweden Zwergganseier von wilden Weißwangengänsen ausbrüten. Über 350 Zwerggänse wurden von ihren Pflegeeltern in die Winterquartiere geführt. 25 % kehrten zurück nach Schweden. In einem finnischen Projekt wurden Zwerggänse vor dem Flüggewerden in einer wilden Zwergganspopulation freigelassen, in der Hoffnung, dass die Vögel mit den Wildvögeln in die Überwinterung ziehen. Zehn Prozent der 150 jungen Zwerggänse kehrten nach Finnland zurück. Jedoch ist kein Brutpaar aus dem Projekt hervorgegangen.
Spektakulär war der Versuch eines französischen Teams Zwerggänse mit einem Ultraleichtflugzeug aus Schweden in die Überwinterung zu führen. Mehr als die Hälfte der Gänse des 1999 durchgeführten Projekts wurde im darauffolgenden Frühjahr in Schweden wieder beobachtet.
Größe: 53-66 cm
Gewicht: 1950-2300 g
Verbreitung: Eurasische Tundra bis Ostsibirien
Verbreitungsschwerpunkt in Europa: kleine Population in Nordrussland
Nahrung: im Brutgebiet vorwiegend Krautweide, sonst Gräser und andere grüne Pflanzen
Lebensraum: offene arktische Landschaft bis zur leicht bewaldeten Tundra
Zugverhalten: Zugvogel, überwintert hauptsächlich in Südosteuropa, am Kaspischen und Schwarzen Meer und in Ostchina.
Brutzeit: Mai - Juni
Nest: Bodenbrüter
Fortpflanzung: vermutlich monogame, meist lebenslange Paarbindung, 4–6 (2–8) Eier, 1 Brut pro Jahr, Brutdauer 25–28 Tage, flügge mit 35–40 Tagen
Höchstalter: 14 Jahre, 9 Monate (Wiederfang)
Bestand: 250–400 Brutpaare in Europa; 16–27 Tausend Vögel weltweit
Status: gefährdet, Trend: stark abnehmend,
In Deutschland: seltener Zugvogel und Wintergast
In Deutschland ist die Zwerggans ein seltener Wintergast und Zugvogel. Die Zugwege der westlichen Brutbestände in Skandinavien und Russland führen über Osteuropa in die Winterquartiere in Griechenland und am Schwarzen Meer. Deswegen werden nur wenige Dutzende Vögel in Deutschland jedes Jahr beobachtet. In den vergangenen Jahren haben die Beobachtungen jedoch leicht zugenommen. Im Zuge des skandinavischen Auswilderungsprojekts wurde versucht, Zwerggänse auf einem weniger gefährlichen Zugweg zu prägen. Statt in Südosteuropa zu überwintern, wurden diese Zwerggänse mit einem Ultraleichtflug an den deutschen Niederrhein geführt. Dort ist die Jagd auf Zwerggänse und die sehr ähnliche Blässgans verboten.
Der Herbstzug der Zwerggans findet von Ende September bis Mitte November statt. Von Mitte Februar bis Anfang April kehren die Vögel in die Brutgebiete zurück.
Beobachtungen im Sommer gehen auf Volierenflüchtlinge zurück.
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