Die Bezeichnung des Stieglitz (Carduelis carduelis) geht auf die Flugrufe des Vogels zurück. Im Volksmund wird er auch als Distelfink bezeichnet. Die Distel ist eine der bevorzugten Futterpflanzen des Vogels. Diese Vorliebe führte auch zum wissenschaftlichen Namen Carduelis. Wegen seiner bunten Gefiederfärbung ist der Stieglitz ein beliebter Käfigvogel gewesen. Es gibt deswegen auch zahlreiche Bezüge zu dieser Vogelart in Kunst und Literatur. Der christlichen Mythologie nach soll sich der Stieglitz sehr zurückgehalten haben, als Gott den Vögeln die Gefiederfarben gegeben hat. Als er als letzter dran kam, gab es nur noch Reste von allen Farben. Deswegen ist der Stieglitz so bunt gefärbt.
Größe: 10,5 - 13,5 cm
Gewicht: 9,5 - 24 g
Verbreitung: Europa ohne N-Europa, Westsibirien, Nordafrika, West- und Zentralasien, eingeführt in Südaustralien, Neuseeland, USA, Argentinien und Uruguay
Nahrung: Samen, Knospen, Blüten, Früchte und Wirbellose
Lebensraum: Breites Spektrum, offene Landschaften mit Baumbestand, Kulturfolger
Zugverhalten: Standvogel, Zugvogel im Osten des Verbreitungsgebietes.
Brutzeit: April - August
Fortpflanzung: monogam, 4 - 6 Eier, zwei Bruten pro Jahr. Brutdauer: 9 - 12 Tage, flügge nach 13 - 18 Tagen. Jungvögel werden bis zu 10 Tage gefüttert. .
Bestand: 270 - 400 Tausend Brutpaare in Deutschland. 7,2 - 9,8 Millionen in Europa.
Status: nicht gefährdet (Trend: rückläufig)
Brutvogel in Deutschland
Die deutsche Bezeichnung des Stieglitzes ist onomatopoetisch. Sie ist eine lautmalerische Anlehnung an den Flugruf der Vögel. Er besteht aus den Silben 'stiglit, stiglit'. Die sehr markanten Rufe hört man oft, bevor man den Stieglitz sieht. Gerade im Winter begleiten sie die Stieglitzschwärme bei der Nahrungssuche im Feld.
Der Stieglitz ist in Deutschland ein Vogel der bäuerlichen Kulturlandschaft. Er bevorzugt offene Landschaften, Streuobstwiesen und Kleingärten. An Waldrändern und in der strukturreichen Agrarlandschaft ist er auch zu beobachten. Er kommt in ganz Deutschland vor und zählt zu den häufigeren Brutvögeln. Der Stieglitz ist ein Teil- und Kurstreckenzieher. Der Wegzug und Durchzug findet von September bis Oktober statt. Im Frühjahr findet der Heimzug von März bis Mai statt. Viele Vögel überwintern aber auch in Deutschland.
Die Bestandsentwicklung des Stieglitz wird langfristig als stabil eingestuft. Der Trend der letzten Jahre ist jedoch rückläufig. Die Entwicklung in den verschiedenen Bundesländern über die letzten Jahre ist recht unterschiedlich.
Die samenfressenden Vögel sind hauptsächlich durch den Verlust entsprechender Nahrungsquellen bedroht. Ackerrandstreifen und mehrjährige Blühflächen tragen sehr zum Schutz des Stieglitzes bei, wenn sie entsprechend entwickelt werden.
Der Stieglitz ist 2016 vom NABU und vom bayrischen Landesbund für Vogelschutz zum Vogel des Jahres gekürt worden. Begründet wurde die Wahl mit dem Verlust an Lebensraum. Seit 1994 sind in der deutschen Agrarlandschaft fast 90 % der Brachflächen und Ackerrandstreifen verschwunden. Die samentragenden Ackerwildkräuter stellen eine wichtige Nahrungsrundlage für den Stieglitz und viele andere Vogelarten dar. Auch andere Länder haben den Stieglitz zum Vogel des Jahres ernannt.
Zitiervorschlag: