Ursprünglich war die Amsel (Turdus merula) ein reiner Waldbewohner. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts hat sie sich jedoch zum Kulturfolger entwickelt und nahezu alle urbanen Lebensräume erschlossen. Diese Verstädterung nahm ihren Anfang in Süddeutschland und der Schweiz, ist in den östlichen Teilen ihres europäischen Verbreitungsgebiets jedoch bis heute bisher nicht vollständig abgeschlossen.
Europäische Siedler führten die Amsel auch in Australien und Neuseeland ein. In Neuseeland ist sie heute die am weitesten verbreitete Vogelart und zählt zu den häufigsten überhaupt. Ihr Einfluss auf die einheimische Vogelwelt wird als gering eingeschätzt.
Neben dem Buchfinken hat die Anpassungsfähigkeit die Amsel zu einer der häufigsten Brutvögel in Deutschland gemacht.
Die Amsel ist ein Wirt des Usutu Virus. Diese Virenart ist das erste Mal 1959 in Südostafrika am Usutu-Fluss (Swasiland) isoliert und 1996 nach Europa eingeschleppt. Der Usutu-Virus ist für manche Vogelarten hochpathogen, neben der Amsel gilt das auch für den Bartkauz, Blaumeise, den Haussperling, die Kohlmeise, die Singdrossel und den Kleiber.
Äußerlich Symptome sind ein struppiges Kleingefieder, das sich bis zum völligen Fehlen der Feder im Kopf und Halsbereich auswirken kann. Die Vögel wirken apathisch und zeigen neurologische Ausfälle. Das Virus kann auf den Menschen übertragen werden. Die Infektion verläuft aber in der Regel ohne Symptome.
Größe: 24–27 cm
Gewicht: 85–105 g
Verbreitung: Europa (außer Südosten), Nordafrika, Naher Osten bis Zentralasien; eingeführt in Australien, Neuseeland und auf mehreren Inseln
Nahrung: Insekten, Larven, Spinnen, Würmer, Schnecken, Beeren und Früchte; gelegentlich kleine Wirbeltiere
Lebensraum: Ursprünglich lichte Wälder; heute auch Parks, Gärten, Obsthaine, Oasen und Waldränder von Meereshöhe bis über 2000 m
Zugverhalten: Teilzieher; nördliche Populationen ziehen nach Süden, südliche meist Standvögel
Brutzeit: Mitte März bis Anfang September (regional variabel)
Nest: Großer Napf aus Pflanzenmaterial und Schlamm, ausgekleidet mit feinen Halmen; meist 0,5–4 m hoch in Bäumen, Sträuchern oder an Gebäuden
Fortpflanzung: Monogam; 2–6 Eier (meist 3–4); bis zu drei Bruten pro Jahr; Brutdauer: 10–19 Tage (Ø 13); Nestlingszeit: 13–14 Tage; flügge: nach etwa 20 Tagen; Betreuung: ca. 20 Tage
Höchstalter: 21 Jahre und 10 Monate
Bestand: ,4 - 8,9 Millionen Brutpaare in Deutschland. 38 - 55 Millionen in Europa,
Status: LC – Least Concern (nicht gefährdet)
In Thailand: Brutvogel; nicht gefährdet; Trend: Stabil
Die Amsel besitzt eines der beeindruckendsten Gesänge in der Vogelwelt. Ihr melodischer Vortrag zeichnet sich durch eine leicht melancholische Stimmung und eine außerordentliche Vielfalt aus. Ornithologen haben bisher über 100 verschiedene Gesangselemente in ihrem Repertoire dokumentiert. Der Gesang der Amsel ist besonders in der Dämmerung und in den frühen Morgenstunden zu hören, wenn die Männchen ihre Reviere markieren und Weibchen anlocken.
Neben ihrem melodiösen Gesang sind auch die Warnrufe der Amsel sehr charakteristisch. Diese durchdringenden, wiederholten "tix-tix-tix"-Laute werden besonders eindrucksvoll, wenn mehrere Vögel sie gleichzeitig vortragen. Diese Rufe dienen dazu, Artgenossen vor potenziellen Gefahren wie Raubvögeln oder Katzen zu warnen.
Der Gesang der Amsel variiert je nach Umgebung. Stadtamseln haben oft lautere und höherfrequente Gesänge entwickelt, um den urbanen Lärm zu übertönen. Zudem können Amseln ihren Gesang das ganze Jahr über hören lassen, wobei die Hauptgesangszeit von März bis Juli liegt.
Die Amsel, ursprünglich ein Waldvogel, ist heute in ganz Deutschland verbreitet. Ihre Verstädterung begann in Deutschland um 1820. Als erfolgreicher Kulturfolger erreicht die Amsel ihre höchste Siedlungsdichte in den strukturreichen Parks und Kleingärten urbaner Gebiete. In den strukturschwachen Agrarlandschaften, besonders in Ostdeutschland, zeigt die deutsche Amselpopulation eine geringere Dichte. Auch die höheren Lagen der Mittelgebirge und Alpen sind dünner besiedelt, wobei die Amsel dort noch bis in Höhen von 1600 Metern erfolgreich brütet.
In Deutschland tritt die Amsel als Brutvogel, Zugvogel und Wintergast auf. Die in Deutschland brütenden Vögel sind in der Regel ganzjährig anwesend. Ringfunde belegen jedoch, dass sich das Wanderungsgebiet in Deutschland beringter Vögel von den Färöer-Inseln und dem Norden Finnlands bis in das nördliche Afrika erstreckt. Das Zuggeschehen beginnt im September, erreicht seinen Höhepunkt im Oktober und klingt im November ab. In besonders kalten Wintern kann es zur Kälteflucht kommen, bei der die Vögel kurzfristig in wärmere Gebiete ausweichen. Ab Mitte Februar kehren zunächst die Männchen in die Brutreviere zurück. Beringungsdaten durchziehender Vögel auf Helgoland haben gezeigt, dass sich der Frühjahrszug der Amsel zwischen 1960 und 2008 im Mittel um 11 Tage verfrüht hat.
Der Brutbestand der Amsel ist in Deutschland langfristig stabil, sie gilt in ihrem Bestand als nicht gefährdet. Jährliche Bestandsschwankungen lassen sich auf kalte Winter zurückführen. Mit der Urbanisierung hat die Amsel ihren Lebensraum deutlich erweitert. Der ehemalige Waldvogel zeigt sich enorm anpassungsfähig und ist so zu einem der häufigsten Brutvögel in ganz Deutschland geworden.
2010 wurde die Amsel in Kasachstan zum Vogel des Jahres gekürt.
Das Männchen der Amsel ist im Brutkleid einfarbig tiefschwarz mit orangegelbem Schnabel und leuchtendem Augenring. Das Weibchen ist braun bis bräunlichschwarz gefärbt, oft mit mehr oder weniger stark gefleckter Unterseite. Jungvögel ähneln den Weibchen, weisen jedoch eine stärker gefleckte Unterseite sowie auffällige helle Schaftstriche auf Rücken-, Schulter- und Flügelfedern auf. Bei Männchen im ersten Jahr sind zudem oft noch Reste brauner Jugendfedern erkennbar.
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