Der Mornellregenpfeifer (Charadrius morinellus) ist ein Brutvogel der arktischen Tundren. Beim Sexualverhalten sind die Rollen getauscht. Das Weibchen übernimmt den aktiveren Teil, es ist auch auffälliger gefärbt als das Männchen. Das Männchen brütet. Es kommt teilweise zu sukzessiven Polyandrie. Ein Weibchen versorgt mehrere Männchen mit einem Gelege.
In seinem Buch "Mein Freund, der Regenpfeifer", hat der schwedische Tierfotograf und Schriftsteller Bengt Berg dem Mornellregenpfeifer ein Denkmal gesetzt. Er beschreibt darin, wie sich in der kargen lappländischen Tundra eine freundschaftliche Beziehung zwischen einem Menschen und einem Mornellregenpfeifer entwickelt. In einer Episode legt der Erzähler vorsichtig die Eier des Regenpfeiffers aus dem Nest in seine Hand. Der Mornellregenpfeifer steigt in die zum Nest geformten Hände und brütet weiter. Die deutschen Tierfilmer Ernst Arendt und Hans Schweiger haben diese Szene in ihrer Reihe "Tier vor der Kamera" erfolgreich nachgestellt.
Größe: 20–22 cm
Gewicht: 86–142 g
Verbreitung: Brutvogel der Tundren Eurasiens und Alaskas, isolierte Brutvorkommen in alpinen Bereichen Europas und Asiens und Schottlands
Nahrung: Insekten und Spinnen, auch kleine Schnecken, Würmer, selten Pflanzen
Lebensraum: Brutvogel der Tundra, im Gebirge meist oberhalb der Baumgrenze
Zugverhalten: Langstreckenzieher überwintern im nördlichen Afrika und Vorderasien
Brutzeit: Mai - Juli
Nest: Bodenbrüter, Standort meist leicht erhöht
Fortpflanzung: Männchen brütet, tw. sukzessive Polyandrie, 2-4 Eier, 1 Brut pro Jahr, tw. Zweitgelege mit weiteren Männchen, Brutdauer 24–28 Tage, Flügge nach 26–30 Tagen
Höchstalter: 8 Jahre und 10 Monate
Bestand: 12,8-48,4 Tausend Brutpaare in Europa, 50–220 Tausend Vögel weltweit
Status: nicht gefährdet (Trend: abnehmend)
In Deutschland Zugvogel, zwei Brutnachweise aus dem 19. Jahrhundert
In einem schmalen Zeitfenster ziehen Mitte August bis Mitte September Mornellregenpfeifer (Charadrius morinellus) von den norwegischen Fjells in ihre Überwinterungsgebiete nach Nordafrika.
Der Mornellregenpfeifer rastet im Unterschied zu anderen Limikolen nicht an Gewässern, Seeufern oder in Flussniederungen. Er sucht Bergkuppen auf, bevorzugt frisch abgeerntete Felder oder umgebrochene Schläge. Es gibt nicht viele dieser Rastplätze in Deutschland.
Der Mornellregenpfeifer wird in der Roten Liste der bedrohten Brutvögel Deutschlands als ausgestorben geführt. Es gibt allerdings nur zwei Brutnachweise aus dem frühen 19. Jahrhundert aus Brandenburg und Schleswig-Holstein. Beide in für die Art nicht typischen Bruthabitaten.
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