Neophron percnopterus
Der Schmutzgeier (Neophron percnopterus) ist der kleinste der drei europäischen Geierarten, neben Mönchsgeier und Gänsegeier. Er ist weltweit in seinem Bestand stark gefährdet. Die Gründe sind vielfältig. In Europa sind es vor allem gezielte Vergiftungen oder Bleivergiftungen, das in Form von Schrot über die Nahrung aufgenommen wird. In Indien steht Diclofenac in Verdacht, das zur Behandlung von Hausrindern eingesetzt wird. Die gesamte indische Geierpopulation ist deswegen zugrunde gegangen. Leider ist das Mittel 2014 in Italien und Spanien wieder zugelassen worden.
Schmutzgeier ernähren sich vorwiegend von Abfällen, auch menschlicher Kot wird aufgenommen. Sie sind aber auch in der Lage, Straußeneier zu öffnen. Als Werkzeug dient dabei ein Stein, der bis zu 500 g schwer sein kann.
Bei den adulten Tieren ist der Kopfbereich auffällig gelb gefärbt. Es sind Carotinoide, gelb-orange Pigmente, die die Vögel so intensiv färben. Der Schmutzgeier nimmt diesen Farbstoff durch den Verzehr von Huftierkot auf.
Größe: 54-70 cm
Gewicht: 1600-2400 g
Verbreitung: Afrika, Europa, Zentralasien und Indien
Nahrung: Abfälle, Aas und Kot
Lebensraum: offene Felswände, gerne in Gewässernähe, oder an Müllhalden
Zugverhalten: In Europa und Nordafrika Zugvogel
Brutzeit: März - April (Europa)
Nest: in offenen Felswänden mit guter Fernsicht
Höchstalter: mehr als 37 Jahre (Zoovogel)
Fortpflanzung: vermutlich monogame Dauerehe, 2 (1-3) Eier, 1 Brut pro Jahr, Brutdauer 42 Tage, flügge nach 70-90 Tagen, Bestand: 3,- 4,7 Tausend in Europa, 12-38 Tausend Vögel weltweit
Status: stark gefährdet (Trend: abnehmend)
In Deutschland sehr seltener Gastvogel, Herkunft oft unklar
Schmutzgeier sind wenig ruf aktiv. Bei Gefahr oder starker Erregung können sie pfeifende, rasselnde oder grunzende Laute von sich geben.
Während der Gänsegeier mittlerweile jährlich in Deutschland, auch in größeren Verbänden von dutzenden Vögeln beobachtet wird, sind Nachweise von Schmutzgeiern in Deutschland überaus selten. Seit 2000 gelangen insgesamt nur vier Nachweise.
Eingesetzt werden Schmutzgeier auch gerne in Flugshows einiger Wildparks, sodass es auch zu Verwechselungen mit Volierenvögeln kommen kann. Bei den vier dokumentierten Nachweisen aus Deutschland geht man davon aus, dass es sich um Wildvögel handelt. Die Beobachtungen stammen aus Bayern, dort wurden 1988 drei Schmutzgeier und 2012 einer jeweils im Juni gesichtet. Jeweils ein Vogel wurde im Mai 2009 in Baden-Württemberg und 2012 im August in Thüringen festgestellt.
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