Größe: 70–80 cm
Gewicht: Männchen 1540 g, Weibchen 1350–1470 g
Verbreitung: Südwest-Marokko (v. a. Souss-Massa-Nationalpark), ehemals Algerien, Naher Osten (ehemals Türkei, Syrien), heute Wiederansiedlungsprojekte in Spanien, Österreich, Deutschland und Italien
Nahrung: Insekten (v. a. Heuschrecken, Käfer, Grillen), andere Wirbellose, kleine Reptilien, Amphibien, gelegentlich kleine Säugetiere, Jungvögel und pflanzliche Kost wie Beeren und Sprossen
Lebensraum: Trockene und halbtrockene Ebenen und Plateaus mit Felswänden zum Brüten; offenes Gelände zum Nahrungserwerb; im Winter auch Hochplateaus mit extensiv genutztem Grünland
Zugverhalten: Westliche Population weitgehend Standvogel oder kurzstreckig dispersiv; östliche Population ziehend mit Überwinterung in Äthiopien (Zugroute über Saudi-Arabien, Jemen, Eritrea)
Brutzeit: Februar bis Mai (Marokko), März bis April (Syrien/Türkei)
Nest: Plattform aus Ästen, ausgekleidet mit Gras, Stroh, Wolle u. Ä.; in Felsnischen oder Höhlen, oft sonnenabgewandt, mit geringer Sonneneinstrahlung
Fortpflanzung: Monogam; meist 2–4 Eier (1–7), Legeabstand 1–3 Tage; Brutdauer: 24–28 Tage (in Syrien 30–31,5 Tage); Nestlingszeit: 43–47 Tage; flügge nach ca. 45 Tagen; Betreuung durch beide Eltern oft bis zur nächsten Brutzeit
Höchstalter: Etwa 25 Jahre (geschätzt)
Bestand: Marokko (2018): 708 Individuen; westliche Population insgesamt wachsend durch Schutzmaßnahmen; östliche Population möglicherweise erloschen
Status: Global gefährdet (EN – Endangered);
In Deutschland: ausgestorben; Wiederansiedlungsprojekt in Süddeutschland seit 2007
Der Waldrapp ist außerhalb der Brutzeit meist stumm, äußert jedoch zur Brutzeit verschiedene gutturale Laute wie „gru“, „ga“ oder „croop“, etwa bei Alarm, Begrüßung oder Balz. Typisch sind ein einfaches „groo“ als Erregungslaut, ein individuell und geschlechtlich variierendes „croop“ bei Paarbegegnungen sowie mechanische Schnabelgeräusche während der Kopulation. Unverpaarte Männchen geben dumpfe Rufe am Neststandort von sich, während Jungvögel mit einem „lib, lib, lib“ nach Futter betteln.
Der Waldrapp war bis ins 16. Jahrhundert ein regelmäßiger Brutvogel in Mitteleuropa und verschwand vermutlich im 17. Jahrhundert. In Deutschland existierten historische Brutkolonien an den Felswänden des Donautals bei Kelheim und Passau, in Österreich am Salzburger Schlossfelsen und am Grazer Schloßberg. Für mögliche ehemalige Brutplätze in der Schweiz (Bad Pfäfers), in Lothringen und im Jura fehlt bislang eine gesicherte Zuordnung. Vermutlich war der Waldrapp in großen Teilen Europas weit verbreitet. Sein schmackhaftes Fleisch galt als Delikatesse und war wohl der Hauptgrund für das Verschwinden dieser Vogelart in Europa.
Die Wiederansiedlung in Deutschland begann 2002 mit einer Machbarkeitsstudie. Da Waldrappe ihre Zugroute nicht instinktiv kennen, wurden Jungvögel von Menschen aufgezogen und mithilfe von Ultraleichtflugzeugen auf eine feste Route ins Winterquartier in der Toskana trainiert. Ab 2007 fanden regelmäßige Auswilderungen in Burghausen (Bayern) statt, seit 2017 auch am Bodensee bei Überlingen (Baden-Württemberg). Die ersten Tiere stammten aus Zuchtprogrammen deutscher und österreichischer Zoos. Ziel ist der Aufbau einer selbstständig ziehenden und brütenden Population ohne menschliche Hilfe. Das EU-LIFE-Programm unterstützt das Projekt seit 2014 – mit Erfolg: Inzwischen kehren die Waldrappe eigenständig zurück und ziehen regelmäßig Nachwuchs auf.
In den Kolonien in Deutschland und Österreich (hauptsächlich Burghausen und Kuchl) wurden etwa 250 wild geschlüpfte Jungvögel erfolgreich aufgezogen.
Adulte Waldrappe haben einen unbefiederten Kopf und eine glänzende schwarze Befiederung mit bläulich-purpurnem Schimmer, verlängerten Nackenfedern und stark purpurrot glänzenden Flügeldecken. Jungvögel sind am Kopf befiedert, mit bronzebraunen Flügeldecken und zeigen bereits einen kurzen Schopf. Der lange, gebogene Schnabel ist bei Altvögeln rot, die Iris verändert sich mit dem Alter von grau zu orange. Beine sowie nackte Hautpartien sind bei Altvögeln schmutzigrot bis kirschrot.