Das bevorzugte Nahrungshabitat der Brandseeschwalbe (Thalasseus sandvicensis) ist die offene See. Die Brutplätze sind deshalb oft auf den Küsten vorgelagerten Inseln zu finden.
Der wissenschaftliche Artname T. sandvicensis und die englische Bezeichnung Sandwich Tern beziehen sich auf die englische Stadt Sandwich in der Grafschaft Kent. Die Brandseeschwalbe wurde dort von dem englischen Ornithologen John Latham (1740-1837) als erstes beschrieben. Die schwarze Färbung des Schnabels mit der gelben Spitze, durch die sie sich deutlich unterscheidet von den anderen in Deutschland heimischen Seeschwalben, führte zum deutschen Artnamen Brandseeschwalbe.
Größe: 36- 46 cm
Gewicht: 130 - 311g
Verbreitung: zerstreuter Brutvogel an den Küsten Europas, des Schwarzen und Kaspischen Meeres, sowie an der Atlantikküste Amerikas
Nahrung: kleine Fische und Wirbellose
Lebensraum: sandige Inseln und Dünen, offene See
Zugverhalten: Zugvogel in Europa und Nordamerika, überwintert an den Küsten Afrikas und Amerikas, auch im Pazifik
Höchstalter: 29 Jahre und 9 Monate
Brutzeit: Mai - Juni
Fortpflanzung: Monogame Saisonehe, Koloniebrüter, 1-2 Eier; 1 Brut pro Jahr, Brutdauer: 22 - 26 Tage, flügge nach 25 - 35 Tagen
Bestand: 80 - 150 Tausend Brutpaare in Europa, 490 - 640 Tausend weltweit,7500 in Deutschland
Status: nicht gefährdet (weltweit)
In Deutschland Brutvogel, Zugvogel, vom
aussterben bedroht
In Deutschland brütet die Brandseeschwalbe auf den vorgelagerten Inseln von Nord- und Ostsee. Große Kolonien befinden sich auf Norderoog, Baltrum, Mellum und Neuwerk. Kleiner ist der Bestand an der Ostsee. Dort sind größere Brutplätze auf den Inslen Barther Oie, Barther Bodden und Kirr zu finden. Genutzt werden Sandstrände und Salzwiesen mit lückiger und kurzer Vegetation.
Die Brandseeschwalbe ist in Deutschland ein Brutvogel und Zugvogel, der von März bis Oktober beobachtet werden kann. Der Frühjahreszug hat im April seinen Höhepunkt, der Herbstzug im August. Brandseeschwalben der deutschen Population überwintern an der Atlantikküste Afrikas bis zur südafrikanischen Küste am Indischen Ozean.
Im 19. Jahrhundert beschränkte sich das Vorkommen in Deutschland vor allem auf das Wattenmeer von Schleswig-Holstein. Die größte Brandseeschwalbenkolonie befand sich damals auf der Hallig Noderoog mit bis zu einer Million Vögeln. Dieser große Bestand brach zum Ende des Jahrhunderts zusammen.
Die Art hatte in Mitte des 20. Jahrhunderts sehr unter der Einleitung von DDT in die Nordsee zu leiden. Das Insektizid wurde bis zu seinem Verbot Anfang der 70er Jahre in der Landwirtschaft eingesetzt und gelangte über die Flüsse in die Nordsee. Dieser Chlorkohlenwasserstoff stört die Embryonalentwicklung der Vögel im Ei und führte zu einem massiven Einbruch der Bestände. Die Population in der Nordsee hat sich seit dem Verbot dieses Insektizides zunächst wieder erholt. Auf ca. 10.000 Brutpaare wurde der Bestand Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts im Wattenmeer geschätzt. Seitdem sind die Zahlen allerdings wieder stark rückläufig. In Deutschland wird dieser Art mittlerweile in der Kategorie 1 der Roten Liste geführt und gilt als vom Aussterben bedroht. Zurzeit (2019) wird der Bestand auf 7.500 Brutpaare geschätzt.
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