Der Knutt (Calidris canutus) ist ein hocharktischer Strandläufer, der zirkumpolar brütet. Die Zugwege dieser Schnepfe sind besonders gut untersucht, um Schlussfolgerungen zur Gefährdung von Zugvögeln ziehen zu können. Bis zu 15.000 km lang sind die Routen dieses Langstreckenziehers. Große Strecken legt der Knutt auf seiner Reis zurück und steuert nur wenige tradierte Zwischenstopps an. Dazu werden in den Rastgebieten große Fettreserven angelegt. Damit mehr Platz für die Energiespeicher ist, schrumpfen zum Teil die inneren Organe. So können Strecken bis zu 8.000 km ohne Rast geflogen werden.
Es werden sechs Unterarten unterschieden.
C. c. canutus: Brütet im Nordwesten Russlands, von der Taimyr-Halbinsel im Osten bis zum Kap Tschekjuskin; überwintert in West- und Südafrika.
C. c. islandica: Brütet in den hohen Breiten des arktischen Kanadas und auf Grönland und Spitzbergen; überwintert in Westeuropa und rund um das Mittelmeer.
C. c. rufa: Brütet in den niedrigen Breiten des arktischen Kanadas; überwintert vom Golf von Mexiko bis in den Süden Südamerikas.
C. c. rogersi: Brütet auf der Tschukotka-Halbinsel in Sibirien (Tomkovich und Serra 1999); überwintert in Australien und Neuseeland.
C. c. roselaari: Brutvogel auf den Wrangel-Inseln, in Sibirien und im Nordwesten Alaskas ; überwintert an der Pazifikküste von Südkalifornien bis nach Mittelamerika.
C. c. piersmai: Brütet im Neusibirischen Archipel; überwintert im Nordwesten Australiens.
Knutts ziehen Nachts. Der Zug setzt anderthalb Stunden vor Sonnenuntergang ein. Männchen, Weibchen und Jungvögel ziehen zu unterschiedlichen Zeiten.
Die Herkunft des Namens Knut ist unklar. Es gibt mehrere Deutungen. Es könnte eine onomatopoetischen Anlehnung an den Ruf des Vogels sein. Eine andere Erklärung stellt eine Verbindung zu Knut dem Großen her (Cnut/Canute the great), König von England, Dänemark und Norwegen um 1000 n. Chr. Er hat diesen Vogel, gemästet mit Weißbrot und Milch, gerne gegessen. Der Knutt rastet und überwintert jedes Jahr mit weit über hunderttausend Vögeln im Wattenmeer der Nordsee. Die sich in großen Schwärmen sammelnden Vögel haben auf der Speisekarte der Menschen in der damaligen Zeit gestanden. Von den oft sehr tranig schmeckenden Strandläufern soll der Knutt noch der schmackhafteste gewesen sein.
Auch Carl von Linné, der Vater der biologischen Taxonomie, favorisierte den nordischen König. Die Taxonomie ist ein Teilbereich der klassischen Biologie, die versucht die Pflanzen und Tierwelt in ein System einzuordnen. Dabei wird jedem Lebewesen ein eindeutiger Name gegeben. Linné wies diesem Strandläufer das Artepitheton canutus zu.
Größe: 23-25 cm
Gewicht: 85-220 g
Flügelspannweite: 45–54 cm
Verbreitung: lückenhaft, holoarktisch, zirkumpolar
Nahrung: Insekten, vor allem Fliegen und deren Larven,m kleine Muscheln
Lebensraum: Tundra in Küstennähe
Zugverhalten: Langstreckenzieher, Winterquartiere und Zugwege siehe Karte
Nest: Bodenbrüter an trockenen, sonnigen, leicht erhöhten Tundrastandorten
Brutzeit: Juni - August
Fortpflanzung: hohe Standortreue bei Männchen, 4 Eier, 1 Brut pro Jahr, Brutdauer 21-23 Tage, beide brüten, flügge nach 18 Tagen
Bruterfolg: 0,6-0,7 flügge Küken je Paar
Höchstalter: 26 Jahre, 8 Monate (Ringkontrolle)
Bestand: 15-30 Tausend Brutpaare in Europa, 890-980 Tausend Vögel weltweit
Status: potenziell gefährdet, Trend: variiert je nach Unterart stark
In Deutschland: Zug- und Rastvogel
Außerhalb der Brutzeit wenig ruffreudig. Während der Brutzeit begleitet der Balzflug der Männchen ein variantenreicher Gesang.
Der Knutt ist in Deutschland ein Zugvogel, der jedes Jahr von Juli bis in den Mai das Wattenmeer der Nordsee in großen Schwärmen als Rast- und Mausergebiet nutzt. Zwei Unterarten kommen vor. C.c. islandica, ein Brutvogel aus Grönland und dem Nordosten der arktisch-kanadischen Inseln. Er überwintert an den Küsten der Nordsee und hält sich vorwiegend im westlichen Teil des Wattenmeeres vor den Niederlanden auf.
In deutschen Teil des Wattenmeers hält sich zumeist die Unterart C.c.canutus auf. Sie brütet an den Küsten Nordsibiriens und überwintert an der Küste Westafrikas. Bis zu 500.000 Knutt können sich in deutschen Wattenmeeren der Nordsee aufhalten. Auch an der Ostseeküste rasten diese Vögel. Die Schwärme sind jedoch wesentlich kleiner. Beobachtet werden können die Vögel das ganze Jahr über. Außerhalb der Zugzeit sind es oft nur kleine Trupps oder einzelne Vögel. Der Großteil der Knutt hält sich von Juli bis Oktober auf und im Mai im Wattenmeer der deutschen Nordsee auf. Ab August ziehen vor allem Jungvögel auch durch das Binnenland.
Die Zugwege des Knutts verlaufen entlang der Küste in die Überwinterung nach Afrika oder in den Mittelmeerraum. Nur wenige, meist Jungvögel, ziehen durch das Binnenland. In der Schweiz werden regelmäßig, wenige Knutts, vor allem an den Gewässern des Schweizer Mittellandes festgestellt. Die Vögel ziehen vor allem im Herbst, zwischen Juli und Oktober und etwas seltener im April und Mai durch das Land. Winterbeobachtungen haben sich auch schon ergeben.
Nachweise in Österreich sind noch seltener. Festgestellt wird der Knutt im östlichen Alpenland im Bereich des Neusiedlersee und des Bodensees.
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