Der Brachpieper (Anthus campestris) ist in seinem Verhalten dem Flussregenpfeifer ähnlich. Beide bevorzugen gleiche Lebensräume - offene, fast vegetationsfreie Habitate. Dort begibt er sich rennend auf Nahrungssuche, bleibt abrupt stehen, pikt, beobachtet und rennt weiter. Wie eine Bachstelze kann er senkrecht in die Luft springen und Insekten im Flug fangen.
Brachpieper besetzen recht große Reviere. Gelegentlich kommt es zu Polygynie, wobei die Nester der Weibchen in der Regel weniger als 15 m auseinanderliegen. Das Männchen beteiligt sich an der Fütterung der Jungvögel, wechselt sich aber nicht mit dem Weibchen beim Brüten ab.
Größe: 16,5-17 cm
Gewicht: 17-32 g
Verbreitung: gemäßigte und warme Klimazonen der Westpaläarktis von Nordwestafrika bis zur Mongolei, lückenhaft in Zentraleuropa
Verbreitungsschwerpunkt: Südosteuropa
Nahrung: Insekten und Wirbellose, Samen, kleine Reptilien
Lebensraum: offene, trockene Lebensräume aus einem Mosaik großer vegetationsfreier Bereiche mit zerstreuter niedriger Vegetation und vereinzelten Bäumen und Sträuchern
Zugverhalten: Langstreckenzieher, überwintert in der Sahelzone, Arabische Halbinsel, bis Nordwestindien
Brutzeit: April - August
Nest: Boden, versteckt in der Vegetation
Fortpflanzung: monogame Saisonehe, gelegentlich Polygynie, 4-5 (3-6) Eier, 1 (2) Bruten pro Jahr, Brutdauer 12-13 Tage, Nestlingszeit 12-15 Tage, Führungszeit 30-40 Tagen
Höchstalter: 3 Jahre, 11 Monate
Bestand: 550-900 Brutpaare in Deutschland, 0,91-1,72 Millionen in Europa, 4,6-8,6 Vögel weltweit
Status: nicht gefährdet, Trend: stabil
In Deutschland: Zugvogel und Brutvogel, vom Aussterben bedroht, Trend abnehmend
Der Gesang des Brachpiepers klingt metallisch, melancholisch klingender, metallischer Ruf, der meist im Singflug vorgetragen wird. Sequenz wie „zirrlüh“ oder „tsirlííu“ werden dabei wiederholt. Die Rufe umfassen ein scharfes „chilp“, ein kurzes „tschuwi“ sowie ein lautes „tsiip“ beim Abflug, das stark an die Schafstelze erinnert. In Nestnähe hört man außerdem hohe, schrille Laute wie „sree“ oder „tji-tji-tji“.
In Deutschland ist der Brachpieper bevorzugt in sekundären Lebensräumen zu finden. Er brütet in Kiesgruben, auf Truppenübungsplätzen und im Braunkohletagebau. Sein Vorkommen ist an fast vegetationsfreie, trockene Habitate gebunden, die lückenhaft mit Grashorsten oder einer niedrigen Vegetation durchsetzt sind.
Der Brachpieper ist in Deutschland ein Zugvogel. Ab Mitte April kehren die Vögel aus den Winterquartieren zurück. Der Heim- und Durchzug hält bis in den Mai an. Der Wegzug setzt Mitte August ein und ist Ende September abgeschlossen. Die in Deutschland brütenden Vögel ziehen vermutlich über die Südwestroute nach Afrika und überwintern südlich der Sahara in der Sahelzone.
Der Brachpieper war früher in Deutschland deutlich weiter verbreitet – vorwiegend in Norddeutschland, etwa in der Lüneburger Heide, dem Elbe-Weser-Dreieck oder auch in Teilen Baden-Württembergs. Der Bestandsrückgang setzte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein. Heute ist er in vielen dieser Regionen verschwunden. Besonders betroffen sind ehemalige Truppenübungsplätze, auf denen die Art lange überdauert hatte. Seit dort der militärische Betrieb eingestellt wurde, verbuschen die Flächen zunehmend. Dieser Verlust offener, nährstoffarmer Lebensräume macht dem Brachpieper zu schaffen. Auch die intensive Landwirtschaft und die damit einhergehende Düngung sorgen dafür, dass geeignete Brutplätze immer seltener werden.
Der Brachpieper ist an seinem sandfarbenen Gefieder, dem breiten cremefarbenen Überaugenstreif und den gelblich-fleischfarbenen Beinen gut zu erkennen. Im Vergleich zu anderen Piepern wirkt er heller und gleichmäßiger gefärbt. Rücken und Rumpf sind kaum gezeichnet, nur die mittleren Armdecken heben sich dunkel ab. An der Brust finden sich meist nur schwache Strichelungen. Jungvögel sind dunkler und oberseits stärker gefleckt, lassen sich aber durch ihre feine Brustzeichnung gut von Spornpiepern unterscheiden.
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