Der Temminckstrandläufer (Calidris temminckii) ist ein kleiner Strandläufer aus der Familie der Schnepfenvögel. Er ist nach dem niederländischen Zoologen Coenraad Jacob Temminck (1778-1858) benannt. Ihm zu Ehren sind eine Vielzahl von Tieren bezeichnet. Alleine sieben Vogelarten tragen seinen Nachnamen in der umgangssprachlichen Bezeichnung der Art und insgesamt 11 im Epitheton, dem zweiten Teil des wissenschaftlichen Namens.
Größe: 13-15 cm
Gewicht: 34-37 g
Verbreitung: Nordeuropa und Nordsibirien
Nahrung: Insekten, vor allem Mücken, gelegentlich auch pflanzliche Kost
Lebensraum: Tundra auf vegetationsarmen und trockenen Flächen
Zugverhalten: Langstreckenzieher, überwintert in Afrika, Indien und Südostasien.
Höchstalter: 11 Jahre
Brutzeit: Mai - Juli
Nest: Bodenbrüter
Fortpflanzung: 4 Eier, 2 Bruten pro Jahr, nach der Eiablage verpaart sich das ♀ neu, ♂ bebrütet Erstgelege, Brutdauer 19-22 Tage, tw. flügge nach 15-16 Tagen
Bestand: Zum Teil unbekannt. Die skandinavische Population wird auf 25 Tausend BP geschätzt. Der russische Bestand (1980-1990) wurde auf 1-10 Millionen BP geschätzt.
Status: nicht gefährdet (Trend: unbekannt)
In Deutschland Zugvogel
Der etwa spatzgoße Temminckstrandläufer ähnelt dem etwas kleineren Zwergstrandläufer. Im Unterschied zum Zwergstrandläufer wirkt der Temminckstrandläufer wegen seiner kürzeren Beine gedrungener, diese sind bei ihm gelb-grün und nicht schwarz wie beim Zwergstrandläufer. Im Ruhekleid sind die Vögel unscheinbar grau gefärbt. Im Brutkleid ist das Gefieder mit braunen, rötlichen und beigen Farben durchsetzt.
Der Temminckstrandläufer brütet in den europäischen und asiatischen Tundren von Schottland über Norwegen bis Ostsibirien. Er ist ein Langstreckenzieher, der zum Teil im Mittelmeerraum überwintert. Die Hauptüberwinterungsgebiete liegen aber in Afrika an Flussufern und Binnengewässern südlich der Sahara. Als Langstreckenzieher erscheint er auf dem Heimzug erst spät in unseren Breiten und ist dort an Binnengewässern und in Kiesgruben zu beobachten.
Temminckstrandläufer ernähren sich von Insekten und Larven, gelegentlich wird auch pflanzliche Kost aufgenommen.
Zwischen Mai und Juli wird von den Bodenbrütern 3 bis 4 Eier in eine flache Mulde gelegt. Männchen sind bereits im ersten Lebensjahr geschlechtsreif, Weibchen erst im dritten. Die Weibchen des Temminckstrandläufer sind gelegentlich bigam. Während das erste Männchen das Gelege bebrütet, paaren sie sich mit einem weiteren Männchen und kümmern sich um das zweite Gelege. In den kurzen Sommern der Arktis sind so zwei Bruten möglich.
Zur Markierung des Brutplatzes vollführend die Männchen Balzflüge. Dabei fliegt er langsam ca. 1 m über dem Boden mit gespreiztem Schwanz und scheint manchmal dabei in der Luft zu hängen.
Während des Balzfluges gibt das Männchen ein rhythmisch ansteigendes und fallendes trillern von sich, das an eine Grille erinnert. Der Kontak- und Warnruf besteht aus einem kurzen harten "tirrr" oder "trrrit".
Der Temminckstrandläufer ist in Deutschland ein Zugvogel. Die arktische Art ist ein Langstreckenzieher, der in Deutschland im April, Mai und von Juli bis September an allen Gewässern als Rastvogel auftreten kann. Sie wird nicht so oft nachgewiesen, obwohl sie in breiter Front durch das Binnenland zieht. In Deutschland werden vermutlich nur Temminckstrandläufer der skandinavischen Population beobachtet und nicht auch Vögel der sehr viel größeren russischen Bestände. Hinzu kommt, dass die kleine Limikole auch im Prachtkleid sehr unscheinbar ist.
Temminckstrandläufer sind in ihrem Bestand nicht gefährdet. Sie gelten aber wie alle Vögel der arktischen Tundren als besonders bedroht durch den Klimawandel. Der zu erwartende Wegfall der küstennahen, arktischen Brutgebiete kann durch die arktischen Inseln nicht kompensiert werden.
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