Die Zwergseeschwalbe (Sternula albifrons) ist bei der Aufzucht der Jungvögel auf das Vorkommen von jungen Heringen in ihrem Nahrungsangebot angewiesen. Wie vielschichtig die Bedrohung durch Windkraftanlagen sein kann, haben Untersuchungen an Zwergseeschwalben gezeigt. Diese Studie hat beim Bau eine Offshore Windkraftanlage die Bestandsentwicklung einer Heringspopulation am Standort untersucht. Sie konnte aufzeigen, dass im Zuge der Baumaßnahmen der Bestand an jungen Heringen stark zurückgegangen ist. Infolgedessen ist auch der Bruterfolg der Zwergseeschwalbenkolonie, die den Standort zur Nahrungssuche nutzte, stark eingebrochen. Heringe sind in Bezug auf die Geräuschkulisse einer Windkraftanlage wohl nicht besonders störanfällig. Ob sich die Bestände der jungen Heringe nach dem Abschluss der Bauarbeiten wieder erholten haben, klärte die Studie nicht.
Größe: 22- 28 cm
Gewicht: 47 - 63g
Verbreitung: In Europa und Afrika lückenhaft, von Osteuropa, Zentralasiens bis Australien verbreitet
Nahrung: kl. Fische und Krebse
Lebensraum: Nistplatz, vegetationsarme Küsten und Strände; Ufer entlang großer Flüsse im Binnenland
Zugverhalten: Paläarktische Population überwintert in Afrika, asiatische zwischen Malaysia und Australien
Höchstalter: 23 Jahre und 11 Monate
Brutzeit: Mai - Juni, abhängig von der geografischen Lage des Brutplatzes
Fortpflanzung: Monogame Saisonehe, hohe Brutplatz- und Partnertreue, 2-3 Eier; 1 Brut pro Jahr, Brutdauer: 20 - 22 Tage, flügge nach 20 - 24 Tagen
Bestand: 500 Brutpaare in Deutschland, 36 - 53 Tausend in Europa, 190 - 414 Tausend Vögel weltweit.
Status: abnehmend, nicht gefährdet,
In Deutschland Brutvogel, Zugvogel, vom aussterben bedroht
Die Zwergseeschwalbe ist in Deutschland ein Brutvogel der Küstenbereiche von Nord- und Ostsee. Sie ist vor allem auf vegetationsarmen Sukzessionsflächen im frühen Stadium zu finden. Die Brutkolonien finden sich vor allem auf den Inseln. Im Binnenland gibt es einige wenige kleine Kolonien an der Elbe in Sachsen oder an der Mittleren Oder.
In Deutschland ist die Zwergseeschwalbe ein Zugvogel, der Ende April in das Brutgebiet zurückkehrt. Der Herbstzug findet vor allem in Juli und August statt. Die Zugroute verläuft entlang der europäischen Festlandsküste nach Portugal. Nur wenige Vögel ziehen bis vor die Westafrikanische Küste.
In Deutschland war die Zwergseeschwalbe (Sternula albifrons) bis zu den großen Flussbegradigungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch im Binnenland entlang der großen Flüsse weit verbreitet. Die letzte große Kolonie erlosch um 1910 in Brandenburg an der Havel. Seitdem beschränkt sich das Vorkommen in Deutschland vor allem auf die Inseln im Wattenmeer und entlang der Küsten von Nord- und Ostsee. Durch die Meeresverschmutzung, aber auch den zunehmenden Tourismus an den Stränden, brach auch hier die Population ab den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts stark ein. Die Zwergseeschwalbe wird deshalb auf der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands in der Kategorie 1 - vom Aussterben bedroht geführt.
Zitiervorschlag: