Pharaonenibis

Threskiornis aethiopicus

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Rote Liste Status des Pharaonenibis (Threskiornis aethiopicus) nach IUCN, in Deutschland, Österreich und der Schweiz
Rote Liste

Pharaonenibis (Threskiornis aethiopicus) in einer Salzwiese in der Bretagne.
Pharaonenibis
Karte zur Verbreitung des Pharaonenibis (Threskiornis aethiopicus).
Verbreitung

Der Pharaonenibis (früher Heiliger Ibis, Threskiornis aethiopicus) ist in Europa ein Neozoon und wird von der EU als invasive Art eingestuft. Eine Art wird als invasiv eingestuft, wenn sie in einem Gebiet durch den Menschen gewollt oder ungewollt eingeführt wurde und eine negative Auswirkung auf das Ökosystem und die Flora und Fauna des Gebietes hat.

Etabliert hat sich der Pharaonenibis in der bretonischen Atlantikküste und in Norditalien. Dort vor allem im Bereich der Poebene.

Die französische Population geht auf die frei-fliegende Kolonie eines Vogelparks zurück, der Mitte der 1970er Jahre gegründet wurde. Bis zur Jahrtausendwende wuchs der Bestand auf 5000-6000 Individuen. Seit 2007 werden die Bestände reguliert. Etwa 5000 Vögel wurden daraufhin getötet. Bis 2011 ist der Bestand auf 600 Paare zurückgegangen.          

In Italien haben die ersten Vögel 1989 gebrütet. Entwickelte sich der Bestand zunächst nur langsam, nahm er mit Beginn des Jahrtausends deutlich an Fahrt auf. Bis 2019 ist die Population auf 11.000 Vögel gewachsen. Als Lebensraum werden vor allem die Reisfelder in der Poebene Norditaliens genutzt.

Nachweise gibt es mittlerweile aus vielen europäischen Ländern. Verstärkt tritt der Pharaonenibis noch in den Niederlanden, Belgien und Spanien auf.

Der Pharaonenibis stellt eine Gefahr für heimische Reiher- und Seeschwalbenarten dar, deren Nester er plündert. Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, solche invasiven Arten zu bekämpfen. Schon in der Ansiedlungsphase sollen diese Arten ausgerottet werden. Etablierte Bestände, die nicht mehr vollständig verdrängt werden können, müssen durch Managementpläne in ihrem Bestand stark dezimiert werden. 

Die Einstufung als invasive Art ist jedoch umstritten. Eine französische Langzeitstudie über 14 Jahre widerspricht dem. Sie konnte anhand der Analyse von Gewöllen zeigen, dass vor allem Wirbellose zum Nahrungsspektrum gehören. Vögel, vor allem Nestlinge von Seeschwalben und anderen Reihern, sowie Wirbeltiere, machen weniger als 1 % der Nahrung aus.  

Steckbrief

Größe: 65-89 cm  

Gewicht: 1500 g 

Verbreitung: Afrika südlich der Sahara, invasiv in Europa 

Verbreitungsschwerpunkt in Europa: Norditalien

Nahrung: Insekten, vor allem Heuschrecken, Wasserkäfer, Reptilien, kleine Säugetiere, Eier

Lebensraum: sehr vielfältig, Feuchtgebiete, Lagunen, Felder, Grasland, Müllkippen, Kläranlagen

Zugverhalten: nomadisch

Brutzeit: März-September

Höchstalter: 21 Jahre

Nest: Koloniebrüter, oft mit anderen Schreitvögeln in Büschen, Bäumen oder auch am Boden, Männchen sammelt Nistmaterial, Weibchen baut

Fortpflanzung: 2-3 (-5) Eier, 1 Brut pro Jahr, Brutdauer 28-29 Tage, durch beide Partner, flügge 35-40 Tage

Bruterfolg: geringe, oft weniger als ein flügger Vogel pro Brut 

Bestand: 10 Tausend Norditalien, weltweiter Bestand unbekannt

Status: nicht gefährdet, 

In Deutschland: seltenes Neozoon


Vogelstimmen

Außerhalb der Brutzeit meistens stumm. Stößt im Flug gelegentlich krächzende Laute aus. Am Nest kommunizieren die Altvögel untereinander und mit den Jungvögeln.

Rufe

Rufe am Nest


Vorkommen des Pharaonenibis in Deutschland

Vereinzelte Beobachtungen des Pharaonenibis in Deutschland gibt es seit den 1990er Jahren. Es sind in der Regel einzelne Vögel, die vermutlich aus der französischen oder italienischen Population stammen oder einem heimischen Vogelhalter entkommen konnten. So sind im Jahr 2000 dem Vogelpark Metelener Heide in Nordrhein-Westfalen 11 Vögel entflogen und es kam verstärkt zu Sichtungen dieser Art in dem Bundesland und den Niederlanden. 

Zu einer Ansiedlung des Pharaonenibis in Deutschland ist es bisher nicht gekommen. Aufgrund der Einstufung als invasive Art sind die Naturschutzbehörden verpflichtet, den Pharaonenibis innerhalb von drei Monaten, in der Regel durch Abschuss, zu beseitigen. 

Eine erste Brut hat es 2013 am Ismaninger Speichersee gegeben. An dem bayrischen Stausee nordöstlich von München kommt es öfters zu Beobachtungen des Pharaonenibis. Brutversuche in Bayern gab es zuvor 2009 im Berchtesgadener Land und 2010 am Ismaninger Speichersee. Es sind Vögel, die Vogelhaltern aus der näheren Umgebung des Sees entflogen sind. 

Der Pharaonenibis in Österreich und der Schweiz

Beobachtungen dieser Art sind in beiden Alpenländern überaus selten und gehen bisher ausschließlich auf Volierenflüchtlinge lokaler Halter zurück. In beiden Ländern wird der Pharaonenibis als invasive Art eingestuft und unterliegt einer Meldepflicht. Österreichische Jäger sind angehalten die Vögel zu töten. 

Bildergalerie

Quellen und Links

Zitiervorschlag: