Die Balkan-Bartgrasmücke (Curruca cantillans) ist erst vor einigen Jahren in den Artstatus erhoben worden. Sie wurde zuvor mit der Ligurien-Bartgrasmücke und der Iberien-Bartgrasmücke als Weißbartgrasmücke zusammengefasst. Alle drei Arten kommen im Mittelmeerraum vor. Sie unterscheiden sich genetisch und im Gesang. Nur adulte Männchen lassen sich im Feld auseinanderhalten. In Italien grenzen die Brutgebiete aller drei Arten aneinander. Es kommt nicht zu Mischbruten.
Größe: 12 cm
Gewicht: 7-12,6 g
Verbreitung: nordöstlicher Mittelmeerraum von Sizilien bis in den Westen der Türkei
Nahrung: kleine Insekten und deren Larven, außerhalb der Brutzeit auch Früchte
Lebensraum: strukturreiche, hohe und dichte Macchien, die von Steineichen oder Erdbeerbäumen dominiert werden
Zugverhalten: Langstreckenzieher, überwintert vor allem südlich der Sahara
Brutzeit: März - Juni
Nest: niedrig im dichten Gebüsch
Fortpflanzung: monogam, 3-5 Eier, 1-2 Bruten pro Jahr, Brutdauer 11-12 Tage, Jungvögel verlassen nach 10-12 Tagen das Nest
Einschätzungen zum Bestand und zum Status fehlen noch.
Der Gesang besteht aus langen Strophen mit eingestreuten trockenen Lauten wie "tek" oder "tak" Rufe wie "ta" und "tek" sind während der gesamten Brutzeit bis zum Herbst zu hören und können je nach Erregung auch einzeln oder gereiht auftreten. Feine "si"-Rufe dienen als Standortlaute bei Jungen. Die Singaktivität ist am höchsten zur Zeit der Revierbildung kurz nach der Ankunft im Brutgebiet, nimmt zur Jungenaufzucht ab, erreicht im Juni und Juli erneut einen Höhepunkt.
In Deutschland ist die Balkan-Bartgrasmücke eine Ausnahmeerscheinung, die in den letzten Jahren vermehrt nachgewiesen wurde. Dabei handelt es sich fast ausschließlich um Männchen im zweiten Kalenderjahr. Beobachtungen fanden vor allem im Mai auf der Insel Helgoland statt. Zwischen 2014 und 2019 wurde die Balkan-Bartgrasmücke 21 festgestellt, 16-mal auf Helgoland.
Das Männchen besitzt einen auffälligen weißen Bartstreif, der das bräunlich schiefergraue Oberkopf- und Nackengefieder von der rotbraunen bis zimtrostfarbenen Unterseite abgrenzt, dazu treten ein schmaler rotlicher Augenring und ein insgesamt dunklerer Schwanz mit grauweiß gesäumten Steuerfedern auf. Das Weibchen ist oberseits meist brauner und unterseits heller gefärbt, mit weißem Bartstreif und individuell variierender zimtrostfarbener Tönung an Brust und Flanken. Jungvögel zeigen eine graubraune Oberseite mit rostzimtfarbenen, dunklen Federzentren sowie einem undeutlicheren Bartstreif. Sie ähneln jungen Brillengrasmücken, lassen sich aber durch helle Augenringe und dunkle Ohrdecken abgrenzen. Im Schlichtkleid im Herbst sind Männchen eher rötlichbeige, Weibchen eher orangebeige.
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