Ohrentaucher fressen, wie alle Vertreter der Lappentaucher, ihre eigenen Federn und bieten sie auch den Jungvögeln an. Keine andere Vogelart zeigt dieses Verhalten. Das Federnfressen steht offensichtlich im Zusammenhang mit der Ernährung der Vögel. Untersuchungen des Mageninhaltes beim Haubentaucher haben gezeigt, dass eine Korrelation zwischen der aufgenommenen Nahrung und der Federmenge im Magen besteht.
Die Ernährung der Ohrentaucher variiert saisonal. Im Winter ernähren sie sich hauptsächlich von Krebsen und Fischen, wobei besonders Krebse viele unverdauliche Reste hinterlassen. Im Sommer besteht ihre Nahrung vorwiegend aus wirbellosen Wassertieren, was zu einem geringeren Anteil an unverdaulichen Resten führt.
Die Menge der aufgenommenen Federn passt sich diesen saisonalen Ernährungsunterschieden an. Im Winter, wenn mehr unverdauliche Reste anfallen, ist die Federmenge im Magen geringer als im Sommer. Es wird vermutet, dass die Federn im Magen dazu dienen, die regelmäßige Ausscheidung von Gewöllen zu erleichtern. Beim Auswürgen dieser Nahrungsreste werden gleichzeitig auch Magenparasiten ausgeschieden, was zur Hygiene der Vögel beiträgt.
Im Gegensatz zu vielen anderen Vogelarten, die kleine Steine zur Unterstützung der Verdauung aufnehmen, verlassen sich Lappentaucher auf ihre Magensäure zur Zersetzung der Nahrung. Die geschluckten Federn zersetzen sich im Magen zu einer grünlichen, filzigen Masse, die zusammen mit unverdaulichen Nahrungsresten als Gewölle regelmäßig wieder ausgewürgt wird. Es wird angenommen, dass diese Federmasse die Magenwand vor Verletzungen durch spitze Fischgräten schützt.
Größe: 31-38 cm
Gewicht: 300-510 g
Verbreitung: zirkumpolar, boreale Zone, fehlt im Osten Kanadas
Nahrung: Wasserarthropoden im Sommer, Fische und Krebstiere im Winter.
Lebensraum: Süßgewässern, an kleinen Tümpeln mit offenen Wasserflächen, abgelegene Bereiche großer Seen und Flüsse.
Zugverhalten: Zugvogel, überwintert an den Küsten Nordamerikas, Mitteleuropas und Japan,
Brutzeit: April - August (standortabhängig)
Höchstalter: 9 Jahre (Wiederfang)
Fortpflanzung: monogame Saisonehe, 4-5 (3-6) Eier, 1-2 Bruten pro Jahr. Brutdauer: 22-25 Tage, unabhängig nach 45 Tagen, flügge nach 55-60 Tagen,
Bestand: gelegentlicher Brutvogel in Deutschland, 6,4-9,2 Tausend in Europa, 240-580 Tausend Vögel weltweit
Status: gefährdet (Trend: ablehnend; 75 % in den letzten 40 Jahren)
In Deutschland gelegentlicher Brutvogel
Das Stimmrepertoire des Ohrentauchers weist verschieden Lautäußerung auf, die bei der Balz oder bei Gefahr als Warnruf eingesetzt werden. Der Balzruf einzelner Vögel ist ein nasale, sehr variables "aaanrrh" oder "jaorrrh". Männchen und Weibchen trillern bei der Balz im Duett. Sehr ähnliche Rufe kann man auch bei der Kopulation oder als Alarmruf hören. Bei Gefahr wird dieses Trillern schneller und abgehackter vorgetragen.
Das Brutareal des Ohrentauchers in Europa erstreckt sich von Südschweden über das Baltikum und Finnland nach Russland. Deutschland liegt außerhalb des geschlossenen Brutbereichs. Der Ohrentaucher hat deswegen in den letzten Jahrzehnten nur unregelmäßig in Schleswig-Holstein gebrütet. Der erste Brutnachweis gelang 1980 an Methorsteichen bei Rendsburg. Acht Jahre hielt sich dort das Brutpaar. Seit dem ist es immer wieder zu erfolgreichen Bruten in Schleswig-Holstein gekommen. Es sind einzelne Paare, die gelegentlich auch in Schwarzhalstaucherkolonien gebrütet haben.
Zwischen September und Mai ist der Ohrentaucher auch Zugvogel und Wintergast in Deutschland. Er wird vor allem an der Nord- und Ostseeküste beobachtet und tritt nur selten im Binnenland auf. Mit ca. 1000 Rastvögeln sind es nicht besonders viele Ohrentaucher, die in den Wintermonaten Station in Deutschland machen.
Der Ohrentaucher wird von der IUCN als gefährdete Art eingestuft. Der Rückgang der Population in den letzten 40 Jahren betrug mehr als 75 %. Die Faktoren, die diesen Lappentaucher bedrohen, sind vielfältig. Das Verbreitungsgebiet des Ohrentauchers liegt überwiegend in forstwirtschaftlich genutzten Gebieten. Aufforstung und die Klimaveränderung beeinflussen stark die hydrologischen Verhältnisse, Feuchtgebiete trocknen aus.
Landwirtschaft führt zu einer Eutrophierung der Gewässer. Das Einführen größer, wirtschaftlich interessanter Fischarten, wie zum Beispiel der Forelle, wirkt sich negativ auf das Nahrungsspektrum des Ohrentauchers aus.
Die Vögel überwintern vorwiegend in küstennahen Gewässern des Atlantiks und Pazifiks und sind oft Opfer der Fischereinetze. Besonders anfällig sind Ohrentaucher auch für Ölverschmutzungen.
In der Roten Liste der Brutvögel in Deutschland wird der Ohrentaucher zurzeit in Kategorie R eingestuft. Hier werden Vögel aufgeführt, die eine geografischer Restriktion in Deutschland haben. Ihr Vorkommen ist lokal stark begrenzt.
Im Brutkleid auffällig gelbrote Ohrbüscheln, schwarzer Kopf und Rücken. Im Schlichkleid Verwechselungsgefahr mit dem Schwarzhalstaucher. Der Schwarzhalstaucher hat jedoch eine steilere Stirn, einen schlankeren Hals und einen dünneren Schnabel. Sein Rücken wirkt rundlicher.
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