Ringelgans (Branta bernicla) und Weißwangengans kommen in Norddeutschland vor allem als Wintergäste vor. Beide Gänsearten sind an küstennahe Lebensräume angepasst, beanspruchen jedoch unterschiedliche Nahrungshabitate. Während die Ringelgans sich bevorzugt von Seegras, Algen und den salzhaltigen Pflanzen der Salzwiesen ernährt, nutzen Weißwangengänse überwiegend die Gräser von Wiesen und Weiden als Nahrungsquelle.
Diese Unterschiede in der Nahrungssuche minimieren die Konkurrenz zwischen den beiden Arten. Adulte Ringelgänse können Salzwasser trinken. Dies ist eine Anpassung an ihren Lebensraum, der oft weit entfernt von Süßwasserquellen liegt. Jungvögel besitzen diese Fähigkeit jedoch nicht und sind darauf angewiesen, Süßwasserstellen aufzusuchen, um ihren Flüssigkeitsbedarf zu decken.
Die Ringelgans ist der kleinste Vertreter der Meergänse und weist ein kompaktes Erscheinungsbild auf. Trotz ihres regelmäßigen Vorkommens an der deutschen Küste ist sie hier kein Brutvogel. Ihre Brutgebiete befinden sich in der arktischen Tundra, wo sie während der Sommermonate nistet. In Deutschland ist die Ringelgans daher ausschließlich als Zug- und Überwinterungsgast anzutreffen.
Größe: 55–66 cm
Gewicht: 910-1810 g
Verbreitung: zirkumpolar in der Arktis
Nahrung: Seegräser, Algen, Queller, adulte Vögel können Salzwasser trinken
Lebensraum: hocharktische Tundren in Küstennähe, im Bereich von Süßwasserseen
Zugverhalten: Zugvogel überwintert an den Küsten Europas, Nordamerikas und Asiens
Brutzeit: Juni - Juli
Fortpflanzung: vermutlich monogame Dauerehe, Koloniebrüter, 3–5 Eier, eine Brut pro Jahr. Brutdauer: 23–29 Tage, flügge nach ca. 40 Tagen, Familienverband bis ins Winterquartier
Höchstalter: 27 Jahre
Bestand: 560 - 650 Tausend weltweit.
Status: nicht gefährdet (Trend: unklar)
In Deutschland Zugvogel und Wintergast
Die Ringelgans ist oft still. Am charakteristischsten sind harte, rollende Rufe wie „raunk, raunk“ oder weichere „ronk“-Laute, die sie im Flug, beim Schwimmen oder an Land äußert. Ob es Unterschiede im Vokabular zwischen verschiedenen Populationen oder Unterarten gibt, ist bislang unbekannt.
Die Ringelgans (Branta bernicla) ist in Deutschland ein sibirischer Wintergast. Ab Ende September erreichen die Gänse das Wattenmeer. Ein Großteil der auf 250 Tausend Vögel geschätzten Population der dunkelbäuchigen sibirischen Unterart der Ringelgans überwintert vor der britischen und niederländischen Küste. Im deutschen Wattenmeer überwintern nur einige hundert Ringelgänse. Genutzt wird das deutsche Wattenmeer von den Vögeln vor allem während des Heimzuges im Frühjahr als Rastgebiet. Bis zu 80.000 Ringelgänse machen dann Station vor der deutschen Nordseeküste. Beobachtungen im Binnenland sind äußerst selten vor.
Die Ringelgans ist eine unverwechselbare, kleine, dunkle Gans mit kurzem Hals, kleinem Kopf und Schnabel. Charakteristisch sind ihr schwarzer Kopf, Brust, Schnabel, Beine und Schwanz sowie ein auffälliger weißer Kragen, der bei Männchen breiter und heller ist. Die Bauchfärbung variiert je nach Unterart: von hellgrau bei der nordamerikanischen Ringelgans über schwarz bei der westarktischen Unterart bis zu dunkelgrau bei Populationen der hocharktischen Westküste. Jungvögel sind im ersten Jahr an weißen Rändern der Flügeldecken erkennbar, die jedoch nach der ersten Mauser verschwinden. Nach dem zweiten Lebensjahr sind sie von erwachsenen Vögeln nicht mehr zu unterscheiden.
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