Eiderente

Somateria mollissima, Common Eider 

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Staus-Einstufung der Schellente entsprechend der Roten Liste der Brutvögel weltweit, Deutschland, Österreich und Schweiz.
Rote Liste

Männliche Eiderente (Somateria mollissima mollissima) im Prachtkleid, (Mai; Helgoland).
Männliche Eiderente im Prachtkleid.

Die deutsche Bezeichnung Eiderente leitet sich nicht von dem Fluss Eider ab, sondern geht auf die isländische Bezeichnung æðr zurück. Bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts war die Eiderdaune einer der bedeutendsten Exportartikel Islands. Zur Gewinnung der Daunen werden die Nester der Eiderenten eingesammelt. Etwa 60 Nester sind erforderlich, um ein Kilogramm reine, gesäuberte Daunen zu erhalten.

Die Nutzung und der Handel von Eiderdaunen lassen sich bis ins 9. Jahrhundert zurückverfolgen. Heute kostet ein Kilogramm dieser exklusiven Daunen zwischen 2.000 und 5.000 €.

Eiderenten sind Bodenbrüter, die geschützte oder teilweise geschützte Neststandorte bevorzugen. In einer Kolonie können bis zu 15.000 Vögel leben. Die Tiere brüten auch in unmittelbarer Nähe von Gehöften und nehmen künstliche Nisthilfen an. Isländische Landwirte machten sich dieses Verhalten früh zunutze: Sie boten den Enten sichere Brutplätze und schützten sie vor Fressfeinden wie Füchsen und Möwen. Dadurch wuchsen die Kolonien der standorttreuen Vögel. In der Vergangenheit konnte die jährliche Ernte der Eiderdaunen bis zu einem Drittel des Einkommens eines Landwirts ausmachen. Auch heute spielt diese nachhaltige Nutzung eine wichtige Rolle in der isländischen Landwirtschaft.

Während der Brutzeit sitzen die Daunenfedern der Eiderente locker im Gefieder. Die Weibchen rupfen sie heraus, um ihr Nest zu isolieren. Im Gegensatz dazu ist die herkömmliche Daunengewinnung deutlich grausamer: Sie erfolgt entweder nach der Schlachtung der Vögel oder – noch brutaler – durch das Ausrupfen der Federn bei lebendigem Leib.

 

Steckbrief

Größe: 50–71 cm

Gewicht: 1200–2900 g

Verbreitung: lückenhaft, holarktisch, arktische Küsten, Nord- und Ostsee  

Nahrung: Muscheln, Krebse 

Lebensraum: Küsten und Inseln, breitet sich ins Binnenland aus

Zugverhalten: Standvogel und Teilzieher 

Brutzeit: April - Juni 

Fortpflanzung: monogame Saisonehe, 4–6 Eier, 1 Brut pro Jahr, Brutdauer 25–28 Tage, 

selbstständig nach 55–60 Tagen, flügge nach 65–70 Tagen

Höchstalter: 37 Jahre und 10 Monate 

 Bestand: 1 - 1,5 Tausend Brutpaare in Deutschland, 790–960 Tausend in Europa, 3,3-4,0 Millionen Vögel weltweit 

Status: gefährdet (Trend: abnehmend)

In Deutschland Jahresvogel, Zugvogel und Wintergast, brütet an der Nord- und Ostseeküste Deutschlands


Stimmen

Eiderenten haben ein vielfältiges Lautrepertoire, das je nach Alter, Geschlecht und Situation variiert. Während der Paarbildung sind sie besonders ruffreudig: Weibchen rufen weit schallend „Uhu uhu“ oder „ah ah“, während Männchen eine tiefe, schnelle Folge von „goggoggoggoggog“ oder knarrende Laute wie „krr krr krr“ äußern. Bei Unruhe geben sie „gang gang gang“ von sich, während abfliegende Vögel ein „öh, öh, öh“ rufen; suchende Partner nutzen Kontaktlaute wie „uoa“ (Weibchen) oder „gogog“ (Männchen). Küken kommunizieren mit ansteigenden Rufen zur Gruppenbindung, schnellen, monotonen Lauten als Ausdruck des Wohlbefindens und schrillen Pieptönen bei Unbehagen oder Unsicherheit.

Rufe

m/w Duett


Verbreitung in Deutschland

Karte zur Verbreitung der Eiderente (Somateria mollissima) in Deutschland
Verbreitung

Die Eiderente brütet in Deutschland hauptsächlich in Dünen- und Salzwiesengebieten an der Nord- und Ostseeküste, oft in der Nähe von Möwenkolonien. Mit 1.500 Brutpaaren macht sie nur einen kleinen Teil des europäischen Bestandes aus, der auf 791.000-955.000 Paare geschätzt wird. Über 95 % der deutschen Population brütet im Wattenmeer, vorwiegend auf den Inseln Borkum, Memmert, Spiekeroog und Mellum in Niedersachsen sowie Amrum und Pellworm in Schleswig-Holstein. An der Ostseeküste sind bedeutende Vorkommen auf Fehmarn und der Insel Walfisch in der Wismarbucht zu finden, daneben gibt es vereinzelte Brutpaare in der Kieler Förde und der Boddenlandschaft. Binnenlandbruten sind eine Ausnahme, jedoch wurde 2006 am Möhnesee in Nordrhein-Westfalen ein Weibchen mit Jungen beobachtet. Weitere Bruten sind 1984 und 85 am oberfränkischen Main und 1994 und 1998 am Main dokumentiert. 

Auch in der Schweiz brütet sie seit dem Ende des 20. Jahrhunderts mittlerweile fast jährlich mit wenigen Brutpaaren an den großen Seen des Schweizer Mittellands.

Bestandsentwicklung

Ursprünglich war die Eiderente im Wattenmeer zwischen Dänemark und den Niederlanden nicht heimisch, besiedelte aber ab dem 19. Jahrhundert zunehmend die deutsche Nordseeküste, insbesondere Sylt und die Inseln Schleswig-Holsteins. Anfang der 1970er Jahre erreichte der Bestand mit etwa 2.250 Paaren seinen Höchststand, wobei sich allein 2.200 Paare auf Amrum konzentrierten. Nach einem Rückgang in den 1980er Jahren stabilisierten sich die Bestände unterschiedlich, mit Zuwächsen in Dänemark, Niedersachsen und den Niederlanden, während die Bestände auf den nordfriesischen Inseln teilweise stark zurückgingen. 

Die Bestandsentwicklung der Eiderente in Deutschland zeigt langfristig einen positiven Trend, obwohl es zwischenzeitliche Schwankungen und Rückgänge, vorwiegend in den 1970er Jahren, gab. Die jüngsten Schätzungen im Rahmen der Roten Liste zeigen, dass sich die Population seit Mitte der 1990er Jahre um 1.300 bis 1.520 Paare bewegt und nur geringe Veränderungen aufweist.

Schutzstatus

Seit 2007 wird der Bestand der Eiderente in Deutschland nicht mehr als bedroht eingestuft. Die Entwicklung in anderen Ländern sieht jedoch anders aus. In Europa ist der Bestand seit 1990 um mehr als 40 % zurückgegangen. Weltweit gilt die Eiderente als "Near Threatened" (potenziell gefährdet), mit einem geschätzten globalen Bestand von 3,3 bis 4 Millionen Individuen.

Trotz ihres großen Verbreitungsgebiets wird sie durch Jagd, Lebensraumzerstörung, Umweltverschmutzung und Klimawandel zunehmend bedroht. Die Jagd hat besonders in Nordamerika zugenommen, wo hohe Abschusszahlen die Bestände gefährden könnten, während in Europa legale Jagd hauptsächlich in Skandinavien erlaubt ist. Ihr Geschmack gilt als tranig, zum Verzehr ist sie eher nicht geeignet.

Ölverschmutzung und Umweltgifte wie Schwermetalle stellen eine Bedrohung dar, insbesondere in arktischen Regionen und entlang stark befahrener Schifffahrtsrouten. In Küstengebieten beeinträchtigen Überfischung und die intensive Nutzung von Meeresressourcen wie Muschelbänken die Nahrungsgrundlage der Art. Beifang in Fischernetzen, vorwiegend Stellnetzen, führt jährlich zum Ertrinken Tausender Eiderenten, hauptsächlich in der Ostsee und an den nordamerikanischen Küsten. Störungen in Brutgebieten, größtenteils durch Freizeitaktivitäten und menschliche Eingriffe, erhöhen die Verlustrate von Nestern und Küken.

Merkmale

Große, schwer gebaute Tauchente mit kurzem Hals und keilförmigem Schnabel. Deutlicher Geschlechtsdimorphismus. Das Männchen zeigt im Prachtkleid eine auffällige Schwarz-Weiß-Färbung mit grünlichen Partien am Nacken, während das Weibchen ein warm braun gebändertes Gefieder mit hellen Augenmarkierungen besitzt. Jungvögel ähneln zunächst den Weibchen, wobei junge Männchen im Herbst zunehmend dunkler werden und ihr Erwachsenengefieder erst nach drei bis vier Jahren vollständig ausbilden.

Quellen und Links

Zitiervorschlag: