Die Hutmode des 19. Jahrhunderts wäre dem Seidenreiher (Egretta garzetta) fast zum Verhängnis geworden. Die dramatischen Bestandseinbrüche in Europa führten dazu, dass die Art in manchen Ländern ausgestorben war. Erst mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts erholten sich die Bestände wieder. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist es zu einer deutlichen Ausbreitung der Art gekommen. So ist zum Beispiel in England die Population seit 1996 auf knapp 800 Brutpaare bis 2011 angewachsen. Auch in Deutschland ist es schon zu Bruten gekommen. Man geht davon aus, dass der Seidenreiher sich im Zuge der Klimaerwärmung bis zum Ende des 21. Jahrhunderts in Mitteleuropa etabliert haben wird.
Größe: 55-65 cm
Gewicht: 280-710 g
Verbreitung: Mittelmeerraum, Südosteuropa, subtropische und tropische Zone bis Australien und Neuseeland und Afrika
Nahrung: kleine Fische, Amphibien, kleine Reptilien, Schnecken und Krebse
Lebensraum: Flachwasser- und Verlandungszonen von Gewässern, Sümpfe
Zugverhalten: In Europa Zugvogel
Höchstalter: 22 Jahre und 4 Monate
Brutzeit: April - Juli
Nest: Büsche, Bäume, hohe Röhrichtbestände, brütet in gemischten Reiherkolonien
Fortpflanzung: monogame Saisonehe, 3-5 Eier, 1 Brut pro Jahr, Brutdauer 21-22 Tage, flügge nach 40-45 Tagen
Bestand: 67 bis 85 Tausend in Europa, 0,67-3,15 Millionen Vögel weltweit
Status: nicht gefährdet (Trend: zunehmend)
In Deutschland seltener Zugvogel, hat gelegentlich in Deutschland gebrütet, zuletzt 2007 auf Memmert
Der Seidenreiher ist ein Gastvogel, der recht häufig in Deutschland zu beobachten ist. Vor allem am Oberrhein haben die Beobachtungen im 21. Jahrhundert deutlich zugenommen. Die Vögel erscheinen meist während der Migrationsphase von Ende Mai bis Anfang Juni und von Mitte August bis Mitte September. Dabei nimmt die Zahl der übersommernden Vögel zu. Auch größere Trupps, bis zu 20 Individuen, werden öfters beobachtet. Das vermehrte Auftreten des Seidenreihers in Deutschland wird mit der Zunahme der Bestände in Norditalien in Verbindung gebracht.
Dreimal ist es seit 1992 zu Bruten in Deutschland gekommen. 1992 und 1996 in Bayern und 2007 auf Memmert. In Belgien und den Niederlanden ist der Bestand brütender Vögel deutlich angestiegen und auch in Österreich ist der Seidenreiher als Brutvogelart etabliert.