Das Paarungssystem der Heckenbraunelle (Prunella modularis) ist sehr vielfältig. Das Nahrungsangebot, die Qualität des Bruthabitats, das Geschlechterverhältnis im Bruthabitat und die Fitness von Männchen und Weibchen können zu sehr unterschiedlichen Beziehungsverhältnissen in der Brutperiode führen. Die Heckenbraunelle ist das sehr variabel.
Das Männchen ist bestrebt, möglichst viele Eier zu befruchten, um seine Gene möglichst weit zu streuen. Weibchen hingegen benötigen einen (oder mehrere) Partner, die ihnen bei der Aufzucht der Jungvögel helfen. So kann es sich ergeben, dass sich ein Männchen mit mehreren Weibchen paart (Polygynie), ein Weibchen mehrere Männchen an sich bindet (Polyandrie), sich mehrere Männchen mit mehreren Weibchen verpaaren (Polygynandrie) oder ein Weibchen sich nur mit einem Männchen um die Brutpflege kümmert (Monogamie).
Größe: 14,5 cm
Gewicht: 19-20 g
Verbreitung: Westpaläarktis, überwintert in Südeuropa, eingeführt in Neuseeland
Verbreitungsschwerpunkt: West- und Zentraleuropa
Nahrung: Wirbellose im Sommer, im Winter überwiegend pflanzliche Nahrung,
Lebensraum: sehr verschieden über den Verbreitungsraum, in Mitteleuropa naturnahe Fichten- und Fichtenmischwälder
Nest: niedrig im dichten Gehölzdickicht
Brutzeit: März - Juli
Fortpflanzung: monogame Saisonehe, 4-6 (2-7) Eier, 2 (3) Bruten pro Jahr, Brutdauer 11-14 Tage, Nestlingszeit 12-13 Tage, flügge nach 14-16 Tagen
Höchstalter: 20 Jahre, 10 Monate (Totfund)
Bestand: 1,25-1,75 Millionen Brutpaare in Deutschland, 12,7-21,8 Millionen in Europa
Status: nicht gefährdet, Trend: abnehmend
In Deutschland: Jahresvogel, Zugvogel und Wintergast, nicht gefährdet, Trend abnehmend
Der Gesang des Männchens besteht aus kurzen, angenehm klingenden Strophen mit Trillern und modulierten Elementen, die von exponierten Singwarten vorgetragen werden und ein Repertoire von 10–15 Phrasen umfassen. Weibchen äußern ebenfalls Gesänge, bestehend aus Trillern oder komplexen Strophen, meist im Kontext der Partnerwerbung. Beide Geschlechter verwenden den Ruf „tsiip“ zur Kontaktaufnahme außerhalb der Brutzeit, wobei eine lautere Variante als Alarmruf dient.
Die Heckenbraunelle ist kein ausgesprochener Kulturfolger und dringt nicht in den dicht bebauten Siedlungsraum vor. Sie singt nicht sehr markant, hat keine auffällige Gefiederfärbung und hält sich bevorzugt im Gehölzdickicht auf. Die Heckenbraunelle wird deshalb oft übersehen, ist aber einer der häufigsten Singvögel in Deutschland. Sie bevorzugt Fichten- und Kiefernwälder, ist auch in Laubwäldern, Park- und Gartenanlagen zu beobachten. Offene Habitate meidet sie hingegen eher. Deswegen ist sie in der Norddeutschen Tiefebene nicht so stark vertreten wie in den Mittelgebirgsregionen.
In Deutschland ist die Heckenbraunelle ein Teilzieher. Das Zugverhalten hängt sehr vom Nahrungsangebot ab. Nicht wenige Vögel überwintern auch. Für die nordische Population ist Deutschland Durchzugs und Überwinterungsgebiet. Der Weg-, Durch- und Zuzug setzt Mitte August ein und erstreckt sich bis in den November. Überwinternde Vögel sind in ganz Deutschland zu beobachten, vor allem aber im Westen des Landes. Die Besetzung der Brutreviere beginnt in Deutschland Anfang März. Anfang Mai ist das Zuggeschehen abgeschlossen.
Seit den 1990er Jahren verzeichneten der Bestand der Heckenbraunelle insbesondere in Ostdeutschland, etwa in Brandenburg und Sachsen, deutliche Rückgänge. In Regionen wie Niedersachsen und Schleswig-Holstein sind jedoch Bestandszunahmen festgestellt worden. Der Rückgang der Heckenbraunelle wird vor allem mit strengen Wintern und Spätfrösten in Verbindung gebracht, die den Bruterfolg negativ beeinflussen. Hinzu kommen Lebensraumveränderungen wie die Intensivierung der Landnutzung und der Verlust strukturreicher Agrarlandschaften und Nadelwälder. Regional wirken diese Faktoren unterschiedlich stark, wobei der Rückgang besonders im Osten Deutschlands auffällt, während in einigen westlichen Regionen stabile oder steigende Bestände festgestellt wurden.
Die Heckenbraunelle weist beim Männchen eine schiefergraue Kopf-, Brust- und Halsfärbung sowie eine braun-schwarz gestrichelte Oberseite auf. Die Unterseite geht von Grau zu Weiß über und Flanken sowie Brustseiten sind dunkler gestreift. Das Weibchen ist ähnlich gefärbt, jedoch insgesamt blasser, mit einem bräunlicheren Ton am Kopf und schwächerer Zeichnung auf dem Rücken, während Jungvögel matter gefärbt und stärker gestrichelt erscheinen.
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