Kleiber

Sitta europaea

Schutzstatus des Kleibers gemäß der Roten Liste der Brutvögel des IUCN, EU, in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Schutzstatus

Kleiber (Sitta europaea)
Kleiber (Sitta europaea)
Karte zur Verbreitung des Kleibers (Sitta europaea)
Verbreitung

Der Kleiber (Sitta europaea) ist ein Höhlenbrüter, der gerne als Nachmieter in alte Spechthöhlen einzieht. Da den kleinen Vögeln das Einflugloch zu groß ist, wird es mit einer Mischung aus Lehm und Speichel verkleinert. Auch andere Baumhöhlen und Nistkästen werden so bearbeitet, um möglichen Räubern den Zugang zur Brutröhre zu erschweren.   

Sibirische Volksgruppen wie die Tungusischen Völker oder die Jakuten stellten aus dem Fleisch der Kleiber ein Pfeilgift für die Jagd her. "Ein Thier, das mit einem solchen Pfeile getroffen werde, falle gleich auf der Stelle nieder, und könne nicht einen Schritt gehen."

Steckbrief

Größe: 12,5–14,5 cm; Gewicht: 15,5–28 g

Verbreitung: Von der Iberischen Halbinsel, Großbritannien und Nordafrika über Europa und Russland bis Ostasien, einschließlich Japan, China und Taiwan

Nahrung: Insekten, Spinnen, Käfer, Schmetterlingsraupen; im Herbst und Winter auch Samen und Nüsse (v. a. Bucheckern, Haselnüsse), Beeren, gelegentlich Knospen und Pflanzensäfte

Lebensraum: Alte Laub- und Mischwälder mit großem Baumbestand, Parklandschaften, Friedhöfe, alte Gärten, seltener Nadelwälder; in Gebirgsregionen bis 2.200 m, in Ostasien sogar bis 3.300 m

Zugverhalten: Überwiegend Standvogel; Jungvögel zeigen im Spätsommer/Herbst Streuwanderungen; in Jahren mit Nahrungsmangel auch irruptive Wanderungen über größere Distanzen

 

 

Brutzeit: April bis Mai (selten März oder Juni)

Nest: Höhlenbrüter; nutzt verlassene Spechthöhlen oder natürliche Baumhöhlen; Eingang wird mit Lehm verkleinert; Nest aus Holzspänen, Rindenstücken, Moos, Haaren und Federn

Fortpflanzung: Monogam; 4–13 Eier (meist 5–9); eine Jahresbrut (selten zweite); Brutdauer: 13–18 Tage; Nestlingszeit: 18–29 Tage; flügge nach 19–29 Tagen; Betreuung: weitere 8–14 Tage

Höchstalter: 12 Jahre, 10 Monate (Totfund)

Bestand: 1,25-1,75 Millionen Brutpaare in Deutschland, 10,7-21,4 Millionen in Europa, weltweiter Bestand unbekannt

Status: LC – Least Concern

In Deutschland: Jahresvogel, brütet in ganz Deutschland, nicht gefährdet, Trend: zunehmend


Stimme

Nur das Männchen singt, meist beginnend mit Pfeifstrophen wie "wi wi wi..."🔊 , die aus gleichmäßig abwärts gerichteten Pfeiflauten bestehen („Abwärtspfeifen“), bei stärkerer Erregung aber in Aufwärtspfeifen oder eine Trillerstrophe 🔊 übergehen. Diese Triller werden meist in der Nähe des Weibchens geäußert, gelegentlich aber auch in Konkurrenzsituationen mit Nachbarn. Der Gesang beginnt typischerweise ab Ende Dezember und erreicht sein Maximum während der Nestbauphase im März und April, wobei er besonders am Morgen nach Sonnenaufgang zu hören ist. 

Gesang

Rufe


Karte zur Verbreitung des Kleibers in Deutschland
Verbreitung

Verbreitung in Deutschland

In Deutschland ist der Kleiber nahezu flächendeckend verbreitet, mit besonders hohen Dichten im westlichen und südwestlichen Mittelgebirgsraum. Im norddeutschen Tiefland herrschen mittlere Dichteklassen vor, während in den Hochlagen der Mittelgebirge und Teilen der Alpen die Verbreitung stellenweise ausdünnt. Größere Lücken zeigen sich lediglich in strukturschwachen Agrarlandschaften, urbanen Räumen und einigen Küstenregionen.

Lebensraum

Laubholzreiche Wälder bevorzugt der Kleiber, insbesondere Eichen-Hainbuchenwälder, aber auch Parkanlagen und alte Gärten mit Baumbestand. Er erreicht seine höchsten Siedlungsdichten in Hartholzauen sowie in Laub- und Mischwäldern mit hoher Alt- und Totholzstruktur. Auch Nadelwälder mit Laubbaumanteil werden genutzt, sofern geeignete Bruthöhlen vorhanden sind.

Zugverhalten

Der Kleiber ist ein Standvogel, der bei Nahrungsknappheit, hauptsächlich wenn die Buche eine Fehlmast hat, ein ausgeprägtes irruptives Wanderverhalten zeigt. Dieses ist gekennzeichnet durch unregelmäßige, oft massenhafte Bewegungen vorwiegend junger Kleiber in südwestliche Richtung während des Spätherbstes.  

Bestandsentwicklung

Der Bestand des Kleibers in Deutschland zeigt langfristig eine positive Entwicklung. Zwischenzeitliche Schwankungen, etwa in den 1990er- und frühen 2000er-Jahren, lassen sich vorwiegend durch witterungsbedingte Einflüsse erklären – hauptsächlich durch strenge Winter.

Besonders in nordwestlichen Regionen sowie in Siedlungsgebieten wurde ein Zuwachs festgestellt. Mögliche Gründe dafür sind ein gestiegener Totholzanteil und verbesserte Lebensbedingungen in städtischen Grünräumen.

Die Bestandszahlen variieren regional deutlich und stehen in enger Verbindung mit der Verfügbarkeit geeigneter Baumhöhlen und dem Nahrungsangebot. Auch die Winterwitterung hat erheblichen Einfluss auf die jährlichen Bestandstrends.

Merkmale

Der Kleiber ist etwa so groß wie eine Kohlmeise, mit charakteristisch kauernder Körperhaltung, einem langen, spitzem Schnabel und einem gerade abgeschnittenen Schwanz. Die Oberseite ist blaugrau, die Unterseite ocker- bis rostfarben. Das Männchen ist an Flanken und Unterschwanzdecken kräftig kastanienbraun gefärbt. Das Weibchen erscheint dort matter rostbeige. Im Jugendkleid zeigt sich dieser Unterschied bereits deutlich, mit insgesamt matterer Färbung und weniger Kontrast.

Quellen und Links

Zitiervorschlag: