Die Weißkehlammer (Zonotrichia albicollis) ist eine in Nordamerika heimische Neuweltammer, die in Europa nur als seltener Irrgast vorkommt. Sie kommt in zwei Farbmorphen vor.
Bei der einen Farbvariante geht der gelbe Überaugenstreif in einen braunen Farbton über, bei der anderen endet er in Weiß. Diese Morphen sind nicht zufällig verteilt, sondern mit bestimmten Verhaltensweisen und Paarungspräferenzen verknüpft. Während der Brutzeit bevorzugen die meisten Weißkehlammern einen Partner mit der jeweils anderen Farbvariante.
Die Farbvarianten sind zudem mit unterschiedlichen Verhaltensmustern verbunden: Männchen mit einem weißen Überaugenstreifen zeigen ein deutlich aggressiveres territoriales Verhalten als solche mit einem braunen Überaugenstreif. Sie neigen auch dazu, am Ende des Winters früher in ihre Brutgebiete im Norden zurückzukehren. Dieses Verhalten spiegelt die Komplexität und den Einfluss genetischer Unterschiede auf die Ökologie und das Sozialverhalten wider.
In Europa ist die Weißkehlammer eine ornithologische Besonderheit. Bei Hamburg fand 1971 ein Brutversuch statt. Dieser ging allerdings auf Gefangenschaftsflüchtlinge zurück und ist daher keine natürliche Ansiedlung.
Größe: 15–17 cm
Gewicht: 19–35 g
Verbreitung: brütet in Kanada und im Nordosten der USA, überwintert im Südosten der USA und entlang der Westküste der USA.
Nahrung: Im Sommer Insekten, andere Arthropoden, im Winter Samen
Lebensraum: Offene Nadel- und Mischwälder
Zugverhalten: Kurzstreckenzieher.
Höchstalter: 14,9 Jahre
Brutzeit: Mai - August
Fortpflanzung: Monogam, 1–7 Eier; 1 Brut, gelegentlich 2 pro Jahr, Brutdauer: 11–14 Tage, nach 7–12 Tagen flügge, Braunkopf-Kuhstärling als Brutparasit, hybridisiert gelegentlich mit der Winterammer.
Bestand: 140 Millionen
Status: nicht gefährdet.
In Deutschland Ausnahmeerscheinung. Ein Nachweis im Juni 2011 auf Helgoland.
Der Gesang der Weißkehlammer ist bemerkenswert und zeigt die Dynamik der kulturellen Evolution bei Vögeln. Seit den 1960er Jahren hat sich im westlichen Teil ihres Verbreitungsgebiets ein neuer Reviergesang entwickelt, der zunächst nur bei Männchen westlich der Rocky Mountains auftrat. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich diese neue Melodie jedoch auf das gesamte Brutgebiet in Kanada und darüber hinaus ausgebreitet. Dies ist besonders bemerkenswert, da der neue Gesang den alten Reviergesang nahezu vollständig verdrängt hat – ein Phänomen, das selten so umfassend dokumentiert wurde.
Der Gesang der Weißkehlammer besteht aus klaren Tönen mit mindestens einem markanten Tonhöhenwechsel und wird in charakteristischen Mustern gesungen. Der Kontaktruf ist ein leises „Tseet“ oder „Seep“. Ein scharfes, lautes „Chip“ oder „Pink“ dient als Alarmruf, der oft von Schwanzzucken und aufgestellten Federn begleitet wird, insbesondere bei Gefahr in Nestnähe.
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