Blaukehlchen (weißsternig) 

Luscinia svecica cynaecula

Schutzstatus des Blaukehlchens in Deutschland, Österreich, der Schweiz und weltweit.
Schutzstatus

Blaukehlchen (Luscinia svecica)
Blaukehlchen (Luscinia svecica)

Beim Blaukehlchen (Luscinia svecica) ist die Farbe des Kehlflecks eine Frage des Lebensraums, könnte man meinen.  Dieser zur Familie der Fliegenschnäpper gehörende Vogel ist in Europa mit zwei auffälligen Unterarten vertreten.

Das Weißsternige Blaukehlchen (L. s. cyanecula) zeichnet sich durch einen zentralen weißen Fleck in der blauen Kehle aus. Diese Unterart brütet in Mitteleuropa und bevorzugt strukturreiche offene Landschaften mit niedrigen Büschen, oft an feuchten Standorten oder entlang von Gewässern, ist aber auch in Rapsfeldern zu finden.

Das Rotsternige Blaukehlchen (L. s. svecica) brütet überwiegend im nördlichen Eurasien, von Nordeuropa über Sibirien bis Alaska. Daneben existiert jedoch ein kleines, isoliertes Vorkommen in den Alpen und Karpaten. Im Alpenraum brüten lediglich rund 65–103 Paare (Stand 2010), die sich auf die italienischen, schweizerischen und österreichischen Alpen verteilen, insbesondere in Höhenlagen zwischen 1.800 m und 2.300 m. Weitere Brutvorkommen in Mitteleuropa sind in der polnischen Hohen Tatra und im tschechischen Riesengebirge bekannt. Das Habitat der alpinen Stufe ist dem fenoskandinavischen Lebensraum der Vögel ähnlich. 

Die Hauptüberwinterungsgebiete des Rotsternigen Blaukehlchens liegen in Asien, vorwiegend in China und Indien. Ihr Zugweg verläuft daher hauptsächlich nach Südosten und berührt normalerweise nicht den Alpenraum. Ein kleinerer Teil der fenoskandinavischen Population zieht jedoch in südwestliche Richtung nach Afrika. 

Steckbrief

Größe: ca. 13–14 cm

Gewicht: 16–39 g

Verbreitung: Von Spanien über Mitteleuropa, Nordafrika, Kaukasus bis Zentral- und Ostasien; überwintert in Nord-, Ost- und Zentralafrika sowie Südasien

Nahrung: Insekten, Spinnen, Würmer, Schnecken, kleine Wirbeltiere, Beeren, Früchte, gelegentlich Samen

Lebensraum: Feuchte Wiesen, Weiden, Bachufer, Zwergstrauchheiden, Flussauen mit niedrigen Sträuchern; im Winter in dichter Vegetation in Wassernähe

Zugverhalten: Langstreckenzieher; überwintert in Afrika und Südasien, hohe Standorttreue im Winterquartier

 

 

Brutzeit: Ende April bis Juli (Europa), Juni bis Juli (z. B. Alaska)

Nest: Bodennest, gut versteckt in dichter Vegetation, aus Gräsern, Blättern und Tierhaaren

Fortpflanzung: Polygam möglich; 4–7 Eier; Brutdauer: ca. 13–14 Tage; Nestlingszeit: ca. 13–14 Tage; flügge: ca. 14 Tage; Betreuung: bis zu 30 Tage

Höchstalter: 11 Jahre, 5 Monate (beringt)

Bestand: 12–21 Tausend Brutpaare in Deutschland, 4,5-7,8 Millionen in Europa, 35,0-65,0 Millionen Vögel weltweit 

Status: Nicht gefährdet (LC – Least Concern)
In Deutschland: Brutvogel und Zugvogel; nicht gefährdet; Trend: zunehmend.


Karte zur Verbreitung des Blaukehlchen (Luscinia svecica)
Verbreitung

Verbreitung

Die Verbreitung des Rotsternigen Blaukehlchen (L. s. svecica) erstreckt sich fast über die gesamte boreale Klimazone von Südwest Norwegen über Sibirien bis nach Alaska. Das Weißsternige Blaukehlchen (L. s. cynaecula) und andere Unterarten der weißsternigen Form kommen vorwiegend in Mittel- und West- und Südeuropa vor. Dazwischen treten Populationen auf, die stark variieren. So gibt es Unterarten, denen der Stern fehlt, und welche, die einen roten Stern mit weißer Basis zeigen.  

Das Blaukehlchen bevorzugt nasse Standorte mit niedrigem Bewuchs. Beim Rotsternigen Blaukehlchen sind das sumpfige Buschwälder mit Moor-Birken auf Fjell und Tundra. 

Im Zugverhalten unterscheiden sich Rot- und Weißsterniges Blaukehlchen erheblich. Die nördliche Unterart svecica ist ein Langstreckenzieher, der hauptsächlich auf dem indischen Subkontinent überwintert. Weißsternige Populationen überwintern in Nordafrika und teilweise im Mittelmeerraum.

Stimme

Der Gesang des Blaukehlchens trägt nicht sehr weit. Er ist variantenreich, wird gerne von einer Singwarte vorgetragen und ist begleitet von Singflügen des Männchens. Er beginnt oft mit kurzen wiederholenden Sequenzen, die immer schneller vorgetragen werden, geht dann über in metallisch raue Elemente, die mit melodischen Bereichen abwechseln. Oft werden Gesänge anderer Arten imitiert.

Gesang

Warnrufe


Vorkommen in Deutschland 

Karte zur Verbreitung des Blaukehlchens in Deutschland während der Brutzeit.
Brutvorkommen

Das Blaukehlchen ist in Deutschland recht lückenhaft verbreitet. Der Bestand wird auf bis zu 12 -21.000 Brutpaare geschätzt. Der Hauptschwerpunkt der Verbreitung liegt in Nord- und Ostfriesland. Eine besonders hohe Siedlungsdichte wird zwischen Dollart, Krumhörn und Harlingerland erreicht. Weitere Schwerpunkte liegen in Hessen, Bayern und Ostdeutschland, die Art fehlt aber auch auffällig in geeigneten Habitaten des ostdeutschen Tieflandes.

Ende März kehren die Blaukehlchen aus den Überwinterungsgebieten zurück. Der Frühjahrszug hält bis in den Mai an. Anfang August setzt der Herbstzug ein und kann bis in den November anhalten. Das Überwinterungsgebiet der in Deutschland brütenden Vögel reicht von Spanien bis südlich der Sahara. 

Bestandsentwicklung

Das Blaukehlchen war in Deutschland lange Zeit ein seltener Brutvogel, erlebte jedoch seit den 1980er-Jahren eine deutliche Bestandszunahme, die sich seit den 1990ern stark beschleunigte. Zwischen 1950 und 1970 lag der Bestand unter 1.000 Paaren, stieg aber bis 2016 auf 12.000-21.000 Paare an und nimmt weiter zu. Diese Entwicklung geht mit einer massiven Arealausweitung einher, insbesondere ausgelöst durch eine expansive niederländische Quellpopulation sowie verbesserte Lebensraumbedingungen durch Renaturierung und Änderungen in der Landnutzung.

Merkmale - Weißsterniges Blaukehlchen

Beim Weißsternigen Blaukehlchen (L. s. cyanecula) sind Männchen zur Brutzeit an ihrem leuchtend blauen Kinn- und Kehlfeld mit zentralem weißen Fleck sowie einer dunklen und rostbraunen Brustbinde gut erkennbar. Weibchen zeigen lediglich ein rahmfarbenes Kehlfeld mit oft undeutlicher dunkler Fleckung und einem schmalen, keilförmigen, hellen Fleck. Im Ruhekleid sind die auffälligen Farben durch helle Federspitzen teilweise verdeckt, während Jungvögel durch eine insgesamt schmutzigbraune Gefiederfärbung mit hellem Überaugenstreif und auffällig rostfarbenem Schwanzbasalfeld auffallen, das alle Alters- und Kleidungsstufen gemeinsam zeigen.

Merkmale - Rotsterniges Blaukehlchen

Beim Rotsternigen Blaukehlchen  (L. s. svecica) unterscheidet sich das Männchen durch den zentralen rötlichen Fleck. Weibchen sind nicht zu unterscheiden. 

Quellen und Links

Zitiervorschlag: