Das Blaukehlchen (Luscinia svecica) gehört zur Familie der Fliegenschnäpper. Es kommt in Europa in zwei auffälligen Unterarten vor, dem Weißsternigen Blaukehlchen, mit einem zentralen weißen Fleck in der blauen Kehle. Diese Unterart brütet in Mitteleuropa, während das Rotsternige Blaukehlchen in Nordeuropa heimisch ist und nur während der Zugzeit gelegentlich in Mitteleuropa zu sehen ist.
Größe: 13-15 cm
Gewicht: 17-19,5 g
Verbreitung: gesamte Paläarktis und Nordalaska
Nahrung: Insekten vor allem Fliegen und Käfer, ab dem Spätsommer auch Beeren
Lebensraum: Hochstaudenflur mit niedrigen Gebüschen, bevorzugt frei Bodenflächen zur Nahrungssuche, auch in Rapsfeldern
Zugverhalten: Mittel- und Langstreckenzieher, überwintert vom tropischen Afrika bis Südostasien, einige auch in Spanien
Brutzeit: April - August
Nest: am Boden oder niedrig in der Vegetation
Fortpflanzung: monogame Saisonehe, 5-6 (4-8) Eier, 1-2 Bruten pro Jahr, Brutdauer 12-14 Tage, Nestlingszeit 13-14 Tage
Höchstalter: 11 Jahre, 5 Monate (Wiederfang)
Bestand: 12-21 Tausend Brutpaare in Deutschland, 4,5-7,8 Millionen in Europa, 35,7-62,0 Millionen Vögel weltweit
Verbreitungsschwerpunkt: in Europa Finnmark (Norwegen)
Status: nicht gefährdet, Trend: stabil
In Deutschland Zugvogel, brütet lückenhaft in ganz Deutschland, nicht gefährdet, Trend: zunehmend
Die Verbreitung des Rotsternigen Blaukehlchen (Luscinia svecica svecica) erstreckt sich fast über die gesamte boreale Klimazone von Südwest Norwegen über Sibirien bis nach Alaska. Das
Weißsternige Blaukehlchen (Luscinia svecica cynaecula) und andere Unterarten der weißsternigen Form kommen vorwiegend in Mittel- und West- und Südeuropa vor. Dazwischen treten
Populationen auf, die stark variieren. So gibt es Unterarten, denen der Stern fehlt und welche, die einen roten Stern mit weißer Basis zeigen.
Das Blaukehlchen bevorzugt nasse Standorte mit niedrigem Bewuchs. Beim Rotsternigen Blaukehlchen sind das sumpfige Buschwälder mit Moor-Birken in Fjell und Tundra.
Im Zugverhalten unterscheiden sich Rot- und Weißsterniges Blaukehlchen erheblich. Die nördliche Unterart svecica ist ein Langstreckenzieher, der hauptsächlich auf dem indischen Subkontinent überwintert. Weißsternige Populationen überwintern in Nordafrika und zum Teil im Mittelmeerraum.
Das Blaukehlchen ist in Deutschland recht lückenhaft verbreitet. Der Bestand wird auf bis zu 15.000 Brautpaare geschätzt. Der Hauptschwerpunkt der Verbreitung liegt in Nord- und Ostfriesland. Eine besonders hohe Siedlungsdichte wird zwischen Dollart, Krumhörn und Harlingerland erreicht. Weitere Schwerpunkte liegen in Hessen, Bayern und Ostdeutschland, die Art fehlt aber auch auffällig in geeigneten Habitaten des Ostdeutschen Tieflandes.
Ende März kehren die Blaukehlchen aus den Überwinterungsgebieten zurück. Der Frühjahrszug hält bis in den Mai an. Anfang August setzt der Herbstzug ein und kann bis in den November anhalten. Das Überwinterungsgebiet der in Deutschland brütenden Vögel reicht von Spanien bis südlich der Sahara.
Der Gesang des Blaukehlchen trägt nicht sehr weit. Er ist variantenreich, wird gerne von einer Singwarte vorgetragen und ist begleitet von Singflügen des Männchens. Er beginnt oft mit kurzen wiederholenden Sequenzen, die immer schneller vorgetragen werden, geht dann über in metallisch raue Elemente, die mit melodischen Bereichen abwechseln. Oft werden Gesänge anderen Arten imitiert.
Gesang
Warnrufe
Das Blaukehlchen ist weltweit in seinem Bestand nicht bedroht. Die weißsternige Unterart galt aber in den siebziger Jahren als Inbegriff einer aussterbenden Vogelart. Das hatte vor allem mit einem verschwinden ihrer Lebensräume zu tun. In Mitteleuropa bevorzugen die Vögel Gebiete, die einer starken Sukzession unterliegen, wie sie im Bereich von Bächen und Flüssen zu finden ist. Die Art hat sich in Mitteleuropa seitdem deutlich erholt. Vor allem in den Niederlanden ist die Population stark angewachsen. Durch die Wiederbesiedlung von landwirtschaftlich genutzten Flächen, vor allem im Rapsanbau aber auch durch Renaturierungsmaßnahmen hat sich die Art stark vermehrt. Die Klimaveränderung hat aber möglicherweise auch zur Trendwende beigetragen. Der Zugweg hat sich verkürzt und senkt so die Mortalität.
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