Unter den Finken ist der Kernbeißer (Coccothraustes coccothraustes) der kräftigste Vertreter. Besonders auffällig ist der große, kegelförmige Schnabel. In Verbindung mit einer starken Muskulatur ist der Kernbeißer in der Lage, hartschalige Samen zu knacken.
Der Kernbeißer ist während der Brutzeit ein sehr heimlicher Vogel. Spätestens mit dem Einsetzen der Kirschreife werden die Vögel geselliger. Dann kann man ganze Familienverbände in Obstbaumbeständen beobachten. Zum Winter können diese Gruppen größer werden, die gemeinsam auch im Siedlungsbereich auf Nahrungssuche gehen. Erst zum Ende der kalten Jahreszeit lösen sich diese Verbände wieder auf.
Größe: 16-18 cm
Gewicht: 46-72 g
Verbreitung: borealen, gemäßigten und mediterranen Bereichen der Paläarktis
Nahrung: breites Spektrum harter Samen, Knospen, Triebe, Wirbellose
Lebensraum: alte Laub- und Mischwälder, auch in Gärten und Parks
Höchstalter: 12 Jahre, 7 Monate (Totfund)
Nest: Astgabeln in hohen Laubbäumen, ab 10 m
Brutzeit: März - August
Fortpflanzung: monogam, 4-6 (2-7) Eier, 1 (2) Bruten pro Jahr, Brutdauer 11-13 Tage, Nestlingszeit 11-13 Tage, flügge nach 16-19 Tagen
Bestand: 205-355 Tausend Brutpaare in Deutschland, 2,6-5,1 Millionen in Europa, 10,4-20,2 Millionen Vögel weltweit
Verbreitungsschwerpunkt in Europa: Südosteuropa
Status: nicht gefährdet, Trend: zunehmend
In Deutschland: Jahresvogel, Zugvogel und Wintergast, nicht gefährdet, Trend stabil
Der Gesang des Kernbeißers ist eine unstrukturierte Mischung verschiedenartiger Laute, durchsetzt mit scharfen Klicks („zick“) und Pfeiftönen, die in Tonhöhe und Lautstärke stark variieren. Als Ruf dient ein metallisch-kurzes „tzik“ oder im Flug ein weicherer Ruf wie „tzieht“, außerdem kommen leise Kontakt- und Nestkommunikationsrufe wie „zrie“ oder „xi“ vor. Während der Brutzeit ist der Vogel stimmlich eher zurückhaltend, doch außerhalb dieser Phasen – hauptsächlich im Herbst und ab Januar – singt das Männchen regelmäßig.
Der Kernbeißer ist in ganz Deutschland verbreitet. Er bevorzugt Eichen-Hainbuchenwälder und Hartholzauen. Dementsprechend liegt sein Verbreitungsschwerpunkt in den Laubwäldern der Mittelgebirge. Eine geringe Siedlungsdichte weist die Art in küstennahen Regionen, Nadelwäldern und der Agrarlandschaft auf.
In Deutschland ist der Kernbeißer ein Standvogel, lediglich ein Teil der nordostdeutschen Population zieht im Winter in den Südwesten von Deutschland oder nach Frankreich. Der Zuzug und Durchzug nordöstlicher Kernbeißer findet von September bis November statt. Von Februar bis in den Juni erstreckt sich der Frühjahrszug.
Die Bestandsentwicklung des Kernbeißers wird in Deutschland langfristig als stabil eingeschätzt. Die Erfassung des Bestandes dieser Finkenart gilt jedoch als schwierig.
Jährliche Bestandsschwankungen lassen sich auf die Mastjahre der Laubbäume zurückführen. Vor allem die Buchenmast beeinflusst die Populationsschwankung erheblich. Die ölhaltige Buchecker stellen in der kalten Jahreszeit eine wichtige Nahrungsquelle für den Kernbeißer dar. Schlechte Mastjahre führen zu einer Bestandsabnahme.
Sowohl in Deutschland als auch weltweit gilt der Kernbeißer als nicht gefährdet. Seit den 1960er Jahren hat sich die Art nach Nordeuropa und in das Baltikum ausgebreitet. Beigetragen hat dabei die Aufforstung mit Laubbäumen an Stadträndern. Die Bestandsentwicklung des Kernbeißers scheint eng an den Zustand der Laubwälder gebunden zu sein. Die Zerstörung von Laubwäldern und Streuobstwiesen gefährdet den Bestand des Kernbeißers.
Das Männchen des Kernbeißers zeigt im Brutkleid eine kontrastreiche Färbung mit schwarzer Gesichtsmaske, warmbrauner Oberseite, orangebraunem Gesicht und weißen Flügelabzeichen; im Schlichtkleid ist es insgesamt etwas matter gefärbt, und der Schnabel wechselt von schiefergrau zu gelblich-hornfarben. Das Weibchen ähnelt dem Männchen, ist jedoch insgesamt blasser und weniger warm gefärbt, mit graubraunem Kopf und weniger ausgeprägtem Farbkontrast. Jungvögel sind matter und brauner gefärbt, oft mit gelblichem Einschlag und feinerer Zeichnung, wobei sich weibliche Jungvögel durch das Fehlen der schwarzen Gesichtszeichnung unterscheiden lassen.
Neben bekannten Arten wie dem Buchfink finden sich in Deutschland auch weniger auffällige oder seltene Vertreter dieser Familie der Finken:
Zitiervorschlag: