Das Braunkehlchen (Saxicola rubetra) hat in Europa einen bemerkenswerten Erhaltungszustand. Eingestuft wird es als nicht gefährdet. Der Bestand wird in Europa auf bis zu 10 Millionen Brutpaare geschätzt, weltweit sogar auf fast 30 Millionen Individuen. Besonders groß sind die Populationen in Weißrussland, Lettland und Finnland.
Dem gegenüber steht ein massiver Rückgang in Westeuropa. Mehr als 50 % sind die Brutbestände eingebrochen. Ein Trend, der unvermittelt anhält. Die Hauptursache ist der Verlust des Lebensraums. Das Braunkehlchen benötigt artenreiche Wiesen mit einem ausreichenden Angebot an Sitzwarten. Es kehrt erst sehr spät aus dem afrikanischen Winterquartier zurück. Deswegen dürfen die Wiesen, in denen es brütet, nicht vor dem 1. Juli, am besten erst nach dem 15. Juli, gemäht werden. Da das Vieh nur noch im Stall steht, die Wiesen ab Mitte Mai zum ersten Mal gemäht werden und es keiner Weidenzäune mehr bedarf, gibt es keinen Platz mehr für das Braunkehlchen.
Größe: 12–14 cm
Gewicht: 13–26 g
Verbreitung: Europa bis Westsibirien, Kaukasus, Nordwestiran; im Winter in Afrika
Nahrung: Insekten und andere wirbellose Tiere, gelegentlich Früchte und Samen im Herbst
Lebensraum: Feuchte Wiesen, Weiden, Hochlandgrasland, lichte Gebüsche, Brachen mit einzelnen Sitzwarten
Zugverhalten: Langstreckenzieher, überwintert in Afrika südlich der Sahara
Nest: Napfförmiges Nest aus Gras, Blättern und Moos in niedriger Vegetation
Brutzeit: Mitte April bis Anfang August
Fortpflanzung: Monogam; 4–7 Eier; Brutdauer: 12–13 Tage; Nestlingszeit: 12–13 Tage; flügge mit 17–19 Tagen; Nachbetreuung 15–18 Tage
Höchstalter: 6 Jahre, 11 Monate (Wiederfang); 18 Jahre in Gefangenschaft
Bestand: 19.500-35.00 Brutpaare in Deutschland; 7,7–10,6 Mio. in Europa; 20,5 -28,1 Millionen Vögel weltweit,
Status: Nicht gefährdet (LC – Least Concern); Trend stabil
In Deutschland: Brutvogel stark gefährdet, Rote Liste Kategorie 2; Rückgang seit 1990 um mehr 50 %
Der Braunkehlchenbestand wird weltweit als nicht gefährdet („Least Concern“) eingestuft, mit einem geschätzten europäischen Gesamtbestand von 7,7-10,6 Millionen Paaren, insbesondere in Belarus, Lettland und Finnland. In Westeuropa kam es seit den 1950er-Jahren zu deutlichen Rückgängen durch Intensivierung der Landwirtschaft, frühe Mahd und Brutverluste. Weitere Gefährdungen bestehen durch vorverlegte Erntetermine und eine hohe Rate gezielter Fangaktionen in den afrikanischen Winterquartieren, die möglicherweise ebenfalls zum Rückgang beitragen.
Der Gesang der Braunkehlchen besteht aus variablen kurzen Strophen mit rauen und knirschenden, aber auch klaren Elementen. Er beginnt etwas abgehackt, endet abrupt und ist auch nachts zu hören. Der Warnruf besteht aus weichen, kurzen Pfeiftönen und schnalzenden Lauten.
Das Braunkehlchen bevorzugt in Deutschland arten- und strukturreiche Wiesen mit einem ausreichenden Angebot an Sitzwarten. Es besiedelt Hochmoore und Heidelandschaften, nimmt mehrjährige Blühflächen an, nutz Flussufer und große Kahlschläge in Wäldern. Bis in eine Höhe von 1.100 ü. NN im Erzgebirge wurden in Deutschland schon Bruten nachgewiesen.
Das Braunkehlchen ist ein Langstreckenzieher, der im April und Mai zurückkehrt. Der Wegzug in das afrikanische Winterquartier setzt Ende Juli ein und kann bis in den Oktober anhalten. Während der Zugperiode kann man das Braunkehlchen in geeigneten Rastgebieten in ganz Deutschland beobachten. Die Vögel rasten gerne in der offenen Agrarlandschaft. Sitzen auf Zäunen und gehen auf Nahrungssuche.
Flächendeckend ist noch das Norddeutsche Tiefland, vor allem der Osten, besiedelt. Auch in den Hochlagen der Mittelgebirge halten sich noch die Bestände des Braunkehlchens. Im übrigen Deutschland kommt es nur noch lückenhaft vor.
Eingesetzt hat der Rückgang in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg. Verstärkt hat sich der Trend ab 1970. Zu einer kurzen Erholung hat die Extensivierung von Grünland und die Flächenstilllegung geführt. Mit Beginn des 21. Jahrhunderts fielen die Maßnahmen weg und der Rückgang des Braunkehlchens nahm wieder an Fahrt auf. Mittlerweile wird es in allen alten Bundesländern als vom Aussterben bedroht eingestuft. In den neuen Bundesländern gilt die Population zumindest als gefährdet.
Um auf seinen besonderen Schutzstatus oder auf den gefährdeten Lebensraum hinzuweisen, ist das Braunkehlchen mehrfach zum Vogel des Jahres gekürt worden.
Das Braunkelchen ist ein gedrungener, kurzschwänziger Wiesenschmätzer. Im Brutkleid zeigt das Männchen ein schwarzbraun gestreiftes Gesicht mit heller Überaugenlinie, rötlich-ockerfarbene Unterseite mit weißem Bauch, einen weißen Kinnstreif sowie eine schwarzbraune Oberseite mit hellen Säumen und heller Flügelbinde. Weibchen sind matter gefärbt, mit rahmfarbenem Überaugenstreif und bräunlicher Gesichtszeichnung, Jungvögel ähneln den Weibchen, zeigen aber zusätzlich eine kräftige dunkle Schuppenzeichnung auf Brust und Flanken. Das Braunkelchen besitzt eine deutlich sichtbare, weiße Schwanzwurzel, die beim Schwarzkehlchen fehlt.
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