Tienschan-Laubsänger

Phylloscopus humei

Schutzstatus des Tienschan-Laubsängers gemäß der Roten Liste der Brutvögel des IUCN, EU, in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Schutzstatus

Tienschan-Laubsänger (Phylloscopus humei) sitzt in einem Gebüsch.
Tienschan-Laubsänger (Phylloscopus humei)
Karte zur Verbreitung des Tienschan-Laubsängers
Verbreitung

Der Tienschan-Laubsänger (Phylloscopus humei) ist eine kryptische Vogelart. Äußerlich ist er nur schwer vom Gelbbrauen-Laubsänger zu unterscheiden. Bis 2002 wurde der Tienschan-Laubsänger als Unterart des Gelbbrauen-Laubsängers geführt. Dort, wo sich die Brutareale überschneiden, koexistieren beide Arten nebeneinander, ohne dass es zu Mischbruten kommt. Beide Arten unterscheiden sich deutlich in ihren ökologischen Ansprüchen. Besonders offensichtlich wird der Unterschied im Stimmrepertoire der Vögel. Beide Laubsänger reagieren auch auf Rufe und Gesänge der jeweiligen anderen Art nicht. Erst genetische Untersuchungen haben dazu geführt, den Artstatus des Tienschan-Laubsängers zu erkennen.   

Steckbrief

Größe: 10–11 cm; Gewicht: 5–8,8 g

Verbreitung: Brutgebiete in Südsibirien, Zentralasien und Himalaja (Altai, Tien Shan, Nepal, Nordindien); Überwinterung in Südasien 

Nahrung: Insekten und deren Larven (v. a. Käfer, Hautflügler, Schmetterlinge, Libellen, Fliegen, Wanzen, Blattläuse, Kakerlaken); auch Spinnen und Weichtiere

Lebensraum: Nadelwälder (Lärche, Kiefer), subalpine Strauchzonen, Laubwälder, Rhododendrongebüsche, im Winter auch Flusswälder, Plantagen, Gärten und lichte Wälder

Zugverhalten: Langstreckenzieher; Zugbewegungen zwischen Zentral- und Südasien mit Durchzug durch Gebirge und Ebenen von August bis Mai

Brutzeit: Ende Mai bis Anfang August

Nest: Kugelnest aus Pflanzenfasern, Moos, Gras und Tierhaaren; bodennah zwischen Wurzeln oder unter Büschen verborgen

Fortpflanzung: Monogam; meist 4–5 Eier (gelegentlich 6); eine Brut (im Tien Shan vereinzelt zwei); Brutdauer 11–14 Tage; Nestlingszeit 11–15 Tage; Betreuung bis zur Selbstständigkeit nach 21 Tagen

Höchstalter: unbekannt

Bestand: unbekannt

Status: LC – Least Concern: nicht gefährdet

In Deutschland: seltener Irrgast


Stimme

Der Tienschan-Laubsänger verwendet zwei verschiedene Gesangstypen, die sich deutlich unterscheiden. Der erste Gesangstyp🔊 , wird zu Beginn der Brutzeit eingesetzt. Es ist ein einsilbiger, stark gedehnter Laut im hohen Frequenzbereich. Er dient dazu, Weibchen in das Revier zu locken. Der zweite Typ 🔊 wird erst später im Verlauf der Brutsaison verwendet. Dieser Gesang wird zur Reviermarkierung gegenüber anderen Männchen benutzt. Er besteht aus zwei Silben, die jeweils aus 2–3 frequenzmodulierten Tönen bestehen und klingt deutlich anders. Es ist ein Gesang, der nicht zum Aggressionsverhalten des Laubsängers gehört.   

Gesangstyp I (Klirrlaut)

Gesangstyp II (Doppellaut)


Der Ruf🔊 des Tienschan-Laubsängers erinnert an eine Bachstelze, ganz anders als der des Gelbbrauen-Laubsängers.🔊

Ruf Tienschan-Laubsänger

Ruf Gelbbrauen-Laubsänger


Beobachtungen in Deutschland

Beobachtungen des Tienschan-Laubsängers sind in Deutschland deutlich seltener als die des nah verwandten Gelbbrauen-Laubsängers. Zwischen 2010 und 2021 ist er insgesamt 31-mal nachgewiesen worden. Die Beobachtungen fanden ausschließlich zwischen Oktober und Februar statt, mit einem Schwerpunkt im Oktober und November. Besonders oft wurde er auf Helgoland (10-mal) und auf der Greifswalder Oie (4-mal) festgestellt. Das hat sicherlich auch damit zu tun, dass Helgoland so viele Ornithologen anzieht und sich auf beiden Inseln eine Beringungsstation befindet. 

Beobachtungen zwischen 2010-2021

Merkmale

Der Tienschan-Laubsänger ist ein mittelgroßer, schlanker Laubsänger mit olivgrün-grauer Oberseite, deutlichem Überaugenstreif und zwei meist blassen Flügelbinden; die Unterseite ist weißlich bis grau, der Schnabel überwiegend schwarz. Die Geschlechter sehen gleich aus. Jungvögel zeigen braunere Oberseiten, sandfarbene Flügelbinden, schmutzig weiße Unterseiten und einen sandfarbenen Ton an den Flanken.
Im Vergleich zum Gelbbrauen-Laubsänger ist das Gefieder matter gefärbt. Er ist aber optisch schwer von diesem zu unterscheiden. Die Unterscheidung im Freiland gelingt am zuverlässigsten über Ruf und Gesang.

Quellen und Links

Zitiervorschlag: