Das Nahrungsspektrum der Dorngrasmücke (Curruca communis) ist gut untersucht. Es zeigt sehr schön, wie der Jahresverlauf und die Verfügbarkeit die Nahrungsaufnahme bei den Grasmücken beeinflussen.
Die Jungvögel werden während der Brutzeit vorwiegend mit Insektenlarven, meistens Schmetterlingsraupen, gefüttert. Bei den Altvögeln überwiegen Käfer ab Mai. Im Spätsommer werden vermehrt Hautflügler erbeutet. Zum Herbst nimmt der Anteil an Früchten zu, der während der gesamten Zugzeit eine große Rolle auch bei der Garten- und Mönchsgrasmücke spielt. Bei der Rückkehr aus den Winterquartieren in die Brutgebiete kommt dann noch Pollen und Nektar hinzu.
Größe: 14 cm
Gewicht: 14-17 g
Verbreitung: Nordafrika, Europa bis Zentralasien
Nahrung: Insekten, deren Larven und Eier, gelegentlich Beeren und Früchte, im Frühjahr auch Pollen und Nektar
Lebensraum: struktur- und sonnenreiche, offene bis halb offene Landschaft
Zugverhalten: Langstreckenzieher
Brutzeit: April - Juli
Nest: napfförmig, oft in dornigen Sträuchern, Brombeeren und Brennnesseln
Fortpflanzung: monogame Saisonehe, 3-6 (2-7) Eier, 1 (2) Bruten pro Jahr, Brutdauer 10-15 Tage, verlassen Nest nach 10-14 Tagen
Höchstalter: 9 Jahre (Wiederfang)
Bestand: 600-950 Tausend Brutpaare in Deutschland, 17,3-27,8 Millionen Europa, 53,2-85,5 Millionen Vögel weltweit
Status: nicht gefährdet, Trend: zunehmend
In Deutschland Zugvogel, häufiger Brutvogel in ganz Deutschland, nicht gefährdet, Trend: zunehmend
Der Gesang der Dorngrasmücke gliedert sich in einen leisen schwätzenden Vorgang und einen lauten Vollgesang, der sich durch einen durchweg rauen Klang auszeichnet. Die Singaktivität ist zur Zeit der Reviergründung am intensivsten und nimmt während der Brut- und Nestlingsaufzucht oft ab. Die vielfältigen Rufe umfassen typische „tek“-Laute der Grasmücken, ein durchdringendes „dschrääd“ bei Erregung, sowie raue „ä-ä-ä“-Laute bei starker Erregung und Schnarrlaute bei überraschender Feindnähe. Flugrufe sind zunächst kurz und rau, gefolgt von längeren, regelmäßig mit Imitationen versehenen Strophen.
Die Dorngrasmücke ist im Nordwesten Deutschlands häufiger vertreten als im Südosten. Sie fehlt in den höheren Lagen des Schwarzwaldes und Bayerischem Wald. Der bevorzugte Lebensraum sind halb offene warme Landschaften, in denen die Dorngrasmücke Gebüsche und Hecken besetzt. Nur selten ist sie in dörflichen Strukturen oder Parkanlagen anzutreffen.
In Deutschland findet der Frühjahrszug hauptsächlich in den Monaten April und Mai statt. Der Weg- und Durchzug findet im Wesentlichen von Mitte August bis Mitte Dezember statt und kann sich bis in den Oktober erstrecken.
Die Dorngrasmücke ist ein Langstreckenzieher, der südlich der Sahara überwintert. Die Zugscheide verläuft bei ca. 10° östliche Länge durch Deutschland. Brutvögel westlich dieser Linie, die in etwa durch Hamburg und Würzburg verläuft, ziehen über Frankreich und Spanien nach Afrika. Östliche Dorngrasmücken erreichen über Italien oder Griechenland die Überwinterungsquartiere.
Der Bestandstrend der Dorngrasmücke ist positiv. Nachdem die Art im 19. Jahrhundert und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als häufig galt, erlitt sie Ende der 1960er Jahre einen starken Bestandseinbruch in weiten Teilen Europas. Die Populationen in Mittel- und Norddeutschland nahmen zwischen 1955 und 1985 um 10–20% ab, teilweise verursacht durch extreme Dürre in den Zug- und Überwinterungsgebieten. Ab Mitte der 1980er Jahre begann sich der Bestand vielerorts zu erholen.
Das Männchen ist oberseits graubraun mit auffällig kontrastierenden, breiten zimt- bis rotbraunen Säumen der Armschwingen und großen Armdecken, die ein deutliches rostbraunes Flügelfeld bilden, und besitzt eine hellgraue Kopfkappe, die sich bis zum Nacken erstreckt. Das Weibchen ist insgesamt matter und brauner gefärbt, besonders am Kopf, mit weniger stark ausgeprägten Rotbrauntönen auf den Flügeldecken und ohne rosa Anflug auf der Unterseite. Die Kopfkappe des Männchens kann im Herbst bräunlichgrau erscheinen, während beide Geschlechter eine reinweiße Kehle aufweisen. Jungvögel sind durchweg einheitlich beige-braun an der Oberseite und zeigen stets keinen rötlichen Anflug.
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