Der Wüstenregenpfeifer (Anarhynchus leschenaultii) wählt für einen Watvogel aus der Familie der Regenpfeifer ein sehr ungewöhnliches Habitat zur Brutzeit. Wie der Name es schon vermuten lässt, sind es die Halbwüsten und Wüsten Asiens, von Türkei bis in den Nordosten der Mongolei. Oft völlig vegetationsfreie Standorte, trockene Salzpfannen oder sehr salzhaltige harte Lehmpfannen, sogenannte Solonezböden, werden vom Wüstenregenpfeifer als Brutplatz gewählt. Bis zu 20 km kann der Neststandort vom nächsten Gewässer entfernt sein.
Käfer, vor allem Rüsselkäfer, stellen das Nahrungsspektrum in dieser Zeit dar. Der kräftige Schnabel dient dazu, auch andere Insekten oder auch kleine Reptilien zu verzehren. Außerhalb der Brutzeit sucht dieser Regenpfeifer Gewässer auf. Gleich nach der Brutzeit sammeln sich die Wüstenregenpfeifer in großen Schwärmen an Steppenseen. Später im Jahr ziehen die Vögel zum Überwintern an die Küsten des südöstlichen Mittelmeers und des Pazifiks, von Ostafrika bis Australien. Würmer stellen dann eine Hauptnahrungsquelle dar.
Größe: 20-25 cm
Gewicht: 55-121 g
Flügelspannweite: 44–60 cm
Verbreitung: Zentralasien, lückenhaft vom Kaspischen Meer bis in die Türkei
Nahrung: Käfer, Insekten, Schnecken, Würmer, Krebstiere, gelegentlich Eidechsen
Lebensraum: Wüsten, Halbwüsten bis 3000 m Höhe.
Zugverhalten: Langstreckenzieher, überwintert an den Küsten des Pazifiks und des südöstlichen Mittelmeers
Brutzeit: April - Mai
Nest: flache Mulde am Boden
Fortpflanzung: 3 (2-4 Eier), 1 Brut pro Jahr, Brutdauer 24 Tage,
Höchstalter: min. 10 Jahre
Bestand: 150-300 Tausend Vögel weltweit
Status: nicht gefährdet, Trend: abnehmend
In Deutschland: sehr seltener Gast, 12 Nachweise, zuletzt 2022 im hessischen Schwalm-Eder Kreis.
Am häufigsten ist vom Wüstenregenpfeifer ein kurzes rollendes „trrri“ oder „trrrr“ Pfeifen zu hören. An den Brutplätzen ertönt ein wiederholter melodischer Pfiff „pipruirrr...pipruirr...“, der an den Goldregenpfeifer erinnert.
Im 20. und 21. Jahrhundert ist der Wüstenregenpfeifer 12-mal in Deutschland nachgewiesen worden. Die Beobachtungen fanden mit wenigen Ausnahmen im Juli und August statt. Zuletzt wurde der Wüstenregenpfeifer bei Uttershausen im Schwalm-Eder Kreis festgestellt. Dieser hessische Nachweis stellt auch die südlichste Beobachtung dieses Regenpfeifers in Deutschland dar. Alle anderen fanden in der norddeutschen Tiefebene statt.
Nachweise aus der Schweiz liegen nicht vor. In Österreich wurde der Wüstenregenpfeifer bisher viermal festgestellt. Zuletzt 2016 im April und Juni im Burgenland. Bei dieser Beobachtung in Lettengruben dürfte es sich um den selben Vogel gehandelt haben.
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