Rötelfalke

Falco naumanni

Schutzstatus des Rötelfalkes gemäß der Roten Liste der Brutvögel des IUCN, EU, in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Schutzstatus

Rötelfalke (Falco naumanni)
Rötelfalke (Falco naumanni)
Karte zur Verbreitung des Rötelfalken (Falco naumanni)
Verbreitung

Der Rötelfalke (Falco naumanni) hat im 20. Jahrhundert einen Bestandseinbruch von 95 % erlitten. In Österreich, Ungarn, Slowenien und Bulgarien ist er als Brutvogel ausgestorben. Vor allem der Einsatz von Insektiziden in der Landwirtschaft hat ihm sehr zu schaffen gemacht. Zu über 90 % stehen Heuschrecken und große Käfer auf dem Speiseplan dieses Falken. Auch die Bekämpfung der großen Heuschreckenschwärme in seinem Überwinterungsgebiet hat ihm zugesetzt. Im 21. Jahrhundert hat sich der Bestand stabilisiert und nimmt lokal sogar wieder zu. Deshalb gilt der Rötelfalke nicht mehr als gefährdet.   

Zur Gefährdung des Rötelfalkens trägt auch der weite Zugweg bei. Er ist ein Langstreckenzieher, der südlich der Sahara überwintert. Der etwas kleinere Rötelfalke ist dem Turmfalken sehr ähnlich. Der Turmfalke ist aber ein Standvogel, er zieht im Winter nicht nach Afrika. Das hat mit dem Nahrungsspektrum beider Arten zu tun. Während der Turmfalke sich zu 90 % von Wühlmäusen ernährt, sind es bei Rötelfalken Heuschrecken und große Käfer, die in den Wintermonaten nicht ausreichend zur Verfügung stehen. 

Steckbrief

Größe: 29–32 cm;
Flügelspannweite: 58–73 cm

Gewicht: ♂ 90–172 g, ♀ 138–208 g

Verbreitung: Iberien, Südfrankreich, Nordafrika bis Südsibirien, Mongolei und Nordchina; Überwinterung in Afrika südlich der Sahara, Mittelmeerraum und lokal in Südasien

Nahrung: 90 % Insekten,  Heuschrecken, Grillen, große Käfer; selten Eidechsen, Nagetiere, Vögel

Lebensraum: Offene, trockene Gebiete mit niedriger Vegetation; Steppen, Halbwüsten, extensives Kulturland, auch Siedlungsbereiche; bis 2600 m

Zugverhalten: Langstreckenzieher; Frühjahrszug Februar bis April; überwintert im südlichen Afrika, 

 

Brutzeit: April-Mai

Nest: Koloniebrüter; Nester in Gebäuden, Mauern, Ruinen, Felsen, Steilufern; auch künstliche Nisthilfen; Nistplatz in Höhlen oder unter Dachvorsprüngen

Fortpflanzung: monogam; 3–6 Eier; 1 Jahresbrut; Brutdauer 26–29 Tage; flügge nach 26–36 Tagen; Betreuung nach dem Ausfliegen ca. 1 Woche

Höchstalter: 14 Jahre, 11 Monate    

Bestand: 32.900-42.600 Brutpaare in Europa,  weltweiter Bestand unbekannt 

Status: nicht gefährdet (Trend: stabil)

In Deutschland seltener Gastvogel, zuletzt 2016 in BY


Stimme

Die Rufe des Rötelfalken sind insgesamt leiser und weniger durchdringend als die des Turmfalken, mit heiser schleifenden, zischenden und scheppernden Elementen. Häufigster Laut ist der Stimmfühlungsruf, ein unreines „tsche-tsohe“ oder „chet-chet“🔊, der bei Erregung schärfer und artikulierter klingt. Bei höherer Erregung steigt die Lautstärke, oft mit einer zusätzlichen Silbe, und auch Jungvögel nutzen diesen Ruf zur Abwehr. Zur Paarungszeit äußern sitzende Vögel, vorwiegend die Weibchen, ein zitterndes, ansteigendes Lahnen 🔊, während Männchen in Nestnähe ein zischendes „kschr“ und ein ansteigendes „sssirrihh“ von sich geben. Weitere Laute sind ein halb verschlucktes „krrt“ beim Fressen oder Füttern, ein zwitscherndes „grüigrigrük“ des Weibchens sowie der sich entwickelnde, durchdringende Bettelfruf der Jungen. 🔊

Rufe

Bettelrufe


Vorkommen in Deutschland

Beobachtungen des Rötelfalkens seit dem 1. Jh. in Deutschland.
seit dem 19. Jh.

Noch im 19. Jahrhundert war der Rötelfalke ein recht häufiger Gastvogel in Deutschland. Ende des 20. Jahrhunderts ist dieser kleine Falke nur noch selten in Deutschland beobachtet worden. Als Ursache sind sicherlich die dramatischen Bestandseinbrüche des Rötelfalkens in ganz Europa zu sehen. 

Aus dem 19., 20. und 21. Jahrhundert sind 40 Beobachtungen gut dokumentiert. Nachweise liegen aus dem ganzen Bundesgebiet vor.

Es gab gelegentlich Berichte von Brutvorkommen, so zum Beispiel 1861 und 1906 in Mittelfranken. Diese sind aber nicht ausreichend dokumentiert. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang jedoch der Abschuss eines Pärchens 1902 bei Allach im Landkreis München. Das Weibchen hatte ein Ei im Ovidukt. 

Lebensraum

Der Rötelfalke bewohnt bevorzugt warme, trockene und offene Landschaften mit Halbwüsten-, Steppen- oder Waldsteppencharakter. Er nistet in Felsen, Sandstein- und Lösswänden, an Uferabbrüchen, in Ruinen, auf Dächern und in Dachräumen sowie in höhlenreichen Bäumen, sofern eine ausreichende Toleranz durch den Menschen besteht. Die Wahl des Brutplatzes wird durch spezielle Nahrungsansprüche und einen kleinen Aktionsradius eingeschränkt, das Jagdgebiet liegt meist im Umkreis von höchstens einem Kilometer. Geeignete Nahrungsflächen sind offenes oder nur locker bewachsenes Gelände, wie Felder vor der Hauptwachstumsphase oder nach der Ernte, Viehweiden, gemähte Wiesen, Almweiden sowie natürliche Halbwüsten- und Felsheiden. Das Brutvorkommen liegt meist in tieferen Lagen, kann in trockenen Gebieten jedoch auch Höhen bis über 3000 m erreichen.

Zugverhalten

Der Rötelfalke ist ein Langstreckenzieher, der auch die südlichsten Brutgebiete verlässt und überwiegend in den Steppen- und Savannengebieten Afrikas überwintert. Der Wegzug aus Mitteleuropa beginnt oft schon Ende Juli, spätestens Anfang August, und erreicht Ende August/Anfang September seinen Höhepunkt. Im Oktober sind nur noch wenige Nachzügler zu beobachten. Der Heimzug setzt in Afrika Ende Januar bis Anfang März ein, erreicht seinen Höhepunkt Ende März/Anfang April und ist Anfang Mai abgeschlossen

Merkmale

Dem Turmfalken sehr ähnlich. Männchen mit tauben- bis blaugrauem Kopfgefieder ohne eigentlichen Bartstreif. Oberseits einfarbig kastanienrot. Bürzel und Oberschwanzdecken bläulichgrau. Unterseite gelblich bis rötlichgelb mit wenigen, rundlichen Flecken. Weibchen oberseits rötlichbraun und gebändert wie Turmfalke. Bartstreif vorhanden aber schwächer. Bürzel und Oberschwanzdecken oft heller bis bläulichgrau. Steuerfedern variabel, teils sehr hell bis bläulich mit reduzierter Bänderung. 

Jungvögel im Unterschied zum Turmfalken auf dunklerem, rötlichbraunem Grund, oberseits kräftiger gebändert, mit deutlicherem Bartstreif und gröber gezeichneten Schwung- sowie Steuerfedern. 

Quelle und Links

Zitiervorschlag: