Schon Aristoteles hat den Zaunkönig (Troglodytes troglodytes) Basileuteros, kleiner König genannt.
Nach einer Fabel von Äsop haben die Vögel nach einem König gesucht. Ein Wettstreit sollte die Suche entscheiden. Derjenige Vogel, der am höchsten fliegen kann, sollte König im Reich der Vögel werden. Im Wettkampf stieg der Adler am höchsten. Als er jedoch zur Erde zurückkehren wollte, schlüpfte der Zaunkönig aus seinem Gefieder, stieg noch weiter nach oben und rief in voller Lautstärke: "König bün ick! König bün ick!". Die anderen Vögel waren natürlich wütend auf den Zaunkönig, sie akzeptierten ihn nicht als König der Vögel. Der Zaunkönig ließ sich seinen Ruhm nicht nehmen und rief fortan aus der Deckung eines Busches oder Zaunes lautstark: "König bün ick! König bün ick!". Der Gesang dieses kleinen Vogels gehört zu einem der lautesten Gesänge der Vögel in Deutschland. Er erreicht bis zu 90 dB Schalldruckpegel und ist bei guten Bedingungen bis zu 500 m weit hörbar.
Auch in vielen anderen Ländern wie in Polen, den Niederlanden oder in Japan findet sich die Silbe König im Volksnamen dieses Vogels.
Größe: 9–10 cm
Gewicht: 6–12 g
Verbreitung: Europa, Kaukasus, Zentral- und Ostasien; von den Britischen Inseln über Skandinavien und Russland bis Kamtschatka, Japan, China, Himalaya und Nordafrika
Nahrung: Insekten, Spinnen, Käfer, Ohrwürmer, Heuschrecken, kleine Wirbeltiere wie Fische und Frösche, Beeren, Samen
Lebensraum: Feuchte Wälder mit Unterwuchs, Parks, Gärten, Buschland, Hochgebirge bis 4575 m; auf Inseln auch in vegetationsarmen Gebieten
Zugverhalten: Teilzieher; nördliche und kontinentale Populationen ziehen im Winter nach Süden, südliche und insulare Populationen meist standorttreu; Trend: stabil
Höchstalter: 7 Jahre, 7 Monate
Brutzeit: März bis Juli
Nest: Kuppelnest mit seitlichem Eingang, aus feuchtem Gras und Fasern, später mit trockenen Materialien ausgekleidet; in dichter Vegetation, Felsspalten oder Gebäudenischen
Fortpflanzung: meist monogam, gelegentlich polygyn; 3–9 Eier (meist 5–8); 2 Bruten pro Jahr; Brutdauer ca. 16 Tage; Nestlingszeit 14–19 Tage (Ø 17); Betreuung nach dem Ausfliegen 9–18 Tage
Bestand: 2,6-3,0 Millionen Brutpaare in Deutschland, 32,7-56,5 Millionen in Europa, 215–380 Millionen Vögel weltweit; Trend: zunehmend
Status: LC – Least Concern (nicht gefährdet)
In Deutschland: Jahresvogel, Zugvogel, Wintergast, sehr häufiger Brutvogel in ganz Deutschland, nicht gefährdet, Trend: stabil
Nur das Männchen singt🔊, meist von einer Warte aus, gelegentlich auch im Flug, wobei es den Kopf nach rechts und links dreht. Die Strophen dauern meist 5–6 Sekunden und bestehen aus 12–17 Lauten, häufig in Serien mit 5–6 Strophen pro Minute – darunter auch abgebrochene oder flötende Varianten. Der Hauptgesangszeitraum ist von Februar/März bis Mitte August, mit einem Maximum während der Nestbauphasen. Die tägliche Gesangsaktivität ist am höchsten in den frühen Morgenstunden, verebbt aber auch in der zweiten Tageshälfte kaum. Häufig zu hören sind zudem kurze „tek“-Rufe🔊, die bei Erregung, Nestnähe oder Störungen auftreten und auch als Warnrufe gedeutet werden können – einzeln oder gereiht, je nach Intensität der Situation.
Der Zaunkönig ist in Deutschland weit verbreitet und kommt mit hoher Dichte vor allem in West- und Südwestdeutschland vor. Die höchsten Dichten liegen in strukturreichen Landschaften wie dem Ruhrgebiet, der Lüneburger Heide oder dem Thüringer Wald. In Nord- und Ostdeutschland sind die Bestände hingegen deutlich geringer, besonders in den Küstenregionen Niedersachsens.
Bevorzugt werden unterholzreiche Wälder, insbesondere Auen-, Eichen-Hainbuchen- und Laubmischwälder. Der Zaunkönig ist auch in Parks, Gärten und bäuerlich geprägten Dörfern häufig anzutreffen und brütet sogar in Städten. Zudem nutzt er Hecken, Feldgehölze, Moore, Röhrichte und alpine Regionen bis etwa 1900 m Höhe als Lebensraum.
In Deutschland ist der Zaunkönig überwiegend Standvogel. Höher gelegene Brutgebiete werden im Winter verlassen. Zaunkönige aus Nord- und Nordosteuropa ziehen im Herbst durch Deutschland und überwintern teils hier. Der Zuzug erfolgt primär im Oktober und November, der Wegzug in den Monaten März und April.
Langfristig gilt der Zaunkönigbestand als stabil, kurzzeitig zeigt sich seit 1990 ein leichter Anstieg. Nach einer deutlichen Zunahme in den 1970er und 1980er Jahren blieb der Bestand zunächst stabil und stieg dann in den 1990er Jahren erneut an. Die Bestandsfluktuationen werden durch besonders strenge Winter bestimmt.
Der Zaunkönig ist ein kleiner, rundlicher Vogel mit rotbrauner Oberseite, hellerer Unterseite und einem auffälligen hellen Überaugenstreif. Dunkle Querbänder auf Flügeln, Schwanz und Flanken sowie der kurze, meist aufgerichtete Schwanz sind charakteristisch. Brutkleid, Schlichtkleid und Geschlechter unterscheiden sich nicht sichtbar. Jungvögel ähneln den Erwachsenen stark und die Art fällt besonders durch ihren lauten, schmetternden Gesang und das harte „tek“-Rufen auf.
Zitiervorschlag: