Das Vorkommen der Wasseramsel (Cinclus cinclus) ist ein guter Indikator für die Wasserqualität eines Fließgewässers. Sie ist ein Nahrungsspezialist, der sich hauptsächlich von den Larven der Köcherfliege, Stein- und Eintagsfliege ernährt. Alle Arten, deren Vorkommen ganz entscheidend an die Wasserqualität eines Gewässers gebunden ist.
Wichtig ist auch eine hohe Fließgeschwindigkeit in einem strukturreichen Bachbett. Die Wasseramsel profitiert deshalb von Flussverbauungen wie Wehren, Brücken und Uferbefestigungen. Im Zuge der Flussbegradigungen, die mit Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland in größerem Umfang einsetzten, beschränkt sich das Vorkommen der Wasseramsel entlang größerer Fließgewässer vorwiegend auf solche Sekundärbiotope.
Größe: 17–20 cm
Gewicht: 41–76 g (je nach Unterart und Geschlecht)
Verbreitung: Von Westeuropa über den Mittelmeerraum, Kaukasus und Zentralasien bis nach China, Mongolei und Himalaja; isolierte Populationen in Nordafrika, Zypern und dem Nahen Osten
Nahrung: Vorwiegend aquatische Insektenlarven (z. B. Köcherfliegen, Eintagsfliegen, Steinfliegen), auch Krebstiere, Schnecken, Käfer und gelegentlich kleine Fische
Lebensraum: Klare, schnell fließende, felsige Bäche und Flüsse; häufig im Gebirge, aber auch bis auf Meereshöhe
Zugverhalten: Überwiegend Standvogel mit kurzen Wanderbewegungen; Abstieg in tiefere Lagen im Winter, in Nordeuropa teils Zugbewegungen
Höchstalter: 10 Jahre, 7 Monate (Wiederfang)
Brutzeit: Februar bis Juni in Europa; in Asien bis August
Nest: Kugeliges Nest mit seitlichem Eingang, aus Moos und Blättern gebaut, meist über Wasser in Felsspalten, Mauern oder unter Brücken
Fortpflanzung: Meist monogam, teils polygyn; 3–6 Eier (meist 4–5); 1–2 Bruten pro Jahr, selten 3; Brutdauer 15–18 Tage; Nestlingszeit 20–27 Tage; elterliche Betreuung ca. 1–2 Wochen
Bestand: 11.000-19.500 Brutpaare in Deutschland, 131.000-292.000 in Europa, 0,74-1,7 Millionen Vögel weltweit
Status: LC – Least Concern (nicht gefährdet); Trend: abnehmend
In Deutschland: Brutvogel, Standvogel und Wintergast, brütet in den deutschen Mittelgebirgen und den Alpen, nicht gefährdet, Trend: stabil
Der Gesang 🔊 der Wasseramsel ist eine rasche, rhythmisch strukturierte Lautfolge, die sowohl von Männchen als auch Weibchen geäußert wird. Je nach Stimmung kann er weich und zwitschernd oder scharf und drohend klingen und wird häufig vom Rauschen des Wassers übertönt. Rufe 🔊 wie „zit“, „tze“ oder „zrit“ dienen als Distanz-Alarmlaute, während Kontaktlaute wie „zit si sra“ oder „gi gi gi“ am Nest, beim Füttern oder bei innerartlicher Kommunikation zu hören sind. Wasseramseln singen ganzjährig, mit Höhepunkt im Spätwinter und Frühjahr. Auch Jungvögel äußern früh typische Rufe, besonders am Schlafplatz.
Die Wasseramsel ist in Deutschland vor allem in Mittelgebirgen, im Alpenvorland und in den Alpen verbreitet. Größere Verbreitungsschwerpunkte liegen im Bergischen Land, Sauerland, Harz, Erzgebirge, Thüringer Wald, Schwarzwald und Odenwald. In tieferen Lagen, besonders im Norden und Osten Deutschlands, ist die Art seltener oder fehlt ganz, teils auch aufgrund von Erfassungsdefiziten.
Die Wasseramsel bevorzugt saubere, sauerstoffreiche Fließgewässer mit steinigem Untergrund und starker Strömung. Typische Brutplätze liegen in Ufernähe, unter Brücken, an Mühleneinläufen oder wehrnahen Strukturen, meist in Höhen zwischen 80 und 1300 m über dem Meer. Besonders geeignet sind gewässernahe Gehölzbereiche und strukturreiche Abschnitte mit Felsen, Wurzeln oder Nischen.
Die Bestandstrends der Wasseramsel waren lange stabil oder sogar positiv; seit etwa 1990er Jahren zeigen sich jedoch regionale Rückgänge. In den 1980er und 1990er Jahren nahm der Bestand durch Verbesserung der Wasserqualität deutlich zu, insbesondere in Baden-Württemberg und Westfalen. Aktuelle Schätzungen gehen von 11.000–19.500 Revieren (Stand 2016) aus.
Die Wasseramsel ist starengroß und hat eine kompakt-rundliche Gestalt mit kurzem, oft gestelztem Schwanz und ruckartigen Bewegungen.
Adulte Vögel im Brutkleid zeigen einen einheitlich dunkelbraunen bis mittelbraunen Oberkopf (je nach Unterart), schiefergraue Oberseite mit schuppenartiger Zeichnung auf Rücken und Flügeldecken sowie reinweiße Kehle und Brust. Die übrige Unterseite ist bei der Nominatform C. c. cinclus schwarzbraun, bei C. c. aquaticus meist rotbraun, teils bis zimt- oder rostfarben, mit scharf abgesetztem weißem Brustlatz.
Weibchen und Männchen unterscheiden sich äußerlich nicht. Vor dem Hintergrund von Steinen und Wasser ist die Wasseramsel gut getarnt und oft erst bei Bewegung oder Abflug zu entdecken. Im Jugendkleid ist die Oberseite (bräunlich) schiefergrau mit schuppenartigem Muster durch helle Federränder, die Unterseite ist weißlich mit bräunlich gesäumten Federn, besonders an Flanken, Brust und Kehle.
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