Der Rotkehlpieper (Anthus cervinus) ist ein Pieper, der nur während der Zugzeit in Deutschland beobachtet werden kann. Diese arktische Art brütet in den Tundren der Nordhemisphäre, von Skandinavien bis zu Westküste Alaskas. Dort allerdings nur in einem schmalen Streifen von Kap Lisburne bis Kap Prince of Wales.
Während westpaläarktische Rotkehlpieper in Afrika und ostpaläarktische in Südostchina und auf den Philippinen überwintern, zieht die kleine nordamerikanische Population entlang der Pazifikküste bis Kalifornien. Einzelne Vögel haben Ecuador und Australien erreicht.
Größe: 14-15 cm
Gewicht: 16-29 g
Verbreitung: Holarktis, Eurasien bis Alaska
Verbreitungsschwerpunkt in Europa: Russland, Norwegen
Nahrung: Insekten, andere Wirbellose, gelegentlich Pflanzenmaterial
Lebensraum: feuchte Niederungen der Tundra, mit Weiden, Birken und niedrigen Sträuchern
Zugverhalten: Langstreckenzieher, europäische Population überwintert südlich der Sahara
Nest: Bodenbrüter
Brutzeit: Mai/Juni - Juli
Fortpflanzung: 5-6 (2-7) Eier, 1 Brut pro Jahr, Brutdauer 10-14 Tage, Nestlingszeit 9-15 Tage
Höchstalter: 4 Jahre, 6 Monate (Wiederfang)
Bestand: 15-120 Tausend in Europa, 0,5-5,0 Millionen Vögel weltweit
Status: nicht gefährdet, Trend: stabil
In Deutschland: Zugvogel
Der Reviergesang des Rotkehlpiepers wird meist im Singflug vorgetragen, der in 15–30 m Höhe beginnt, in einen langen Gleitflug übergeht und oft mit einem Fallschirmflug endet. Der Gesang ist individuell variabel, wirkt voller als der des Baumpiepers und besteht aus bis zu acht Phrasen mit trillernden, pfeifenden und schnarrenden Elementen, die deutlich zweistimmig klingen können.
Der Flugruf ist ein charakteristisch scharfes, hart angeschlagenes und gedehnt auslaufendes „tsiieh“, „psiiieh“ oder „spiiih“, das oft leicht absinkt und an Rufe von Rohrammer, Schafstelze oder Baumpieper erinnert. Anders als beim Wiesenpieper fehlt dem Ruf jedoch der typische „ist-ist-ist“-Charakter, und auch von anderen Anthus-Arten unterscheidet er sich durch sein zweisilbiges, eher gedehntes Klangbild
Der Rotkehlpieper ist in Deutschland ein Zugvogel. Die nordeuropäische Art zieht auf ihrem Weg in das afrikanische Winterquartier auf breiter Front durch Deutschland. Der Durchzug im Herbst setzt Mitte August ein, hat seinen Höhepunkt in der ersten Oktoberdekade und erstreckt sich bis in den November. Im Frühjahr kann man die ersten Rotkehlpieper in Deutschland Anfang April beobachten. Der Heimzug erreicht ein Maximum mit Beginn des Mai und endet in den letzten Mai- und ersten Junitagen.
Es sind oft einzelne Vögel, die sich am besten an ihrem Flugruf erkennen lassen.
Der Rotkehlpieper ist für einen Pieper ungewöhnlich markant gefärbt. Im Brutkleid zeigen Männchen eine kräftig lachsrosa gefärbte Kehle und Überaugenstreif sowie eine deutlich schwarz gestrichelte Ober- und Unterseite, während Weibchen insgesamt blasser gefärbt sind. Außerhalb der Brutzeit fehlen die Rosatöne, das Brustgefieder ist stärker gestreift, und Jungvögel wirken insgesamt kontrastreicher, mit kräftiger schwarzer Zeichnung und hellem Überaugenstreif.
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