Die Gebirgsstelze (Motacilla cinerea) ist die Stelze mit der stärksten Bindung an Gewässer. Sie bevorzugt klare, schnell fließende Flüsse und Bäche in Wäldern oder mit einem Gehölzsaum im Uferbereich. Ihren Lebensraum teilt sie sich mit der Wasseramsel. Geht aber nicht wie diese im und unter Wasser auf Nahrungssuche, sondern liest Insekten vom Boden ab oder fängt sie in der Luft.
Wie die Wasseramsel brütet sie in Spalten und Nischen, auch an Flussbauwerken. Gelegentlich nutzt sie Nester der Wasseramsel oder brütet in unmittelbarer Nähe zu dieser. Die Gebirgsstelze ist flexibler als die Wasseramsel und kommt auch an weniger stark fließenden Gewässern vor und ist deshalb häufiger und weiter verbreitet.
Größe: 17-20 cm
Gewicht: 15-22 g
Verbreitung: Paläarktis, fehlt in Ost- und Nordeuropa
Verbreitungsschwerpunkt in Europa: Gebirgsregionen, vorwiegend Alpen und Pyrenäen
Nahrung: Insekten und deren Larven am Wasser
Lebensraum: schnell fließende Gewässer
Zugverhalten: in Europa weitgehend Standvogel, sonst Zugvogel, überwintert in Nordafrika und Südasien
Nest: oft am Wasser, in Spalten, Nischen zwischen Felsen und an Gebäuden
Brutzeit: März - August
Fortpflanzung: monogame Saisonehe, hohe Brutplatztreue, 4-6 (3-7) Eier, 2 (3) Bruten pro Jahr, Brutdauer 11-14 Tage, Nestlingszeit 12-14 Tage,
Höchstalter: 8 Jahre (Wiederfang)
Bestand: 33-59 Tausend Brutpaare in Deutschland, 0,69-1,98 Millionen in Europa, 6,9-19,8 Millionen Vögel weltweit
Status: nicht gefährdet, Trend: stabil
In Deutschland: Standvogel und Brutvogel, nicht gefährdet, Trend stabil
Der Gesang wird meist von erhöhten Warten oder im Flug vorgetragen und besteht aus kurzen, rhythmisch gereihten Lauten wie „tsche-tsche-tsche“ oder „tsiep-tsiep-tsiep“. Die höchste Gesangsaktivität liegt in der Zeit vor und während der Eiablage, kann aber nach Verlust der Brut oder beim Revierwechsel erneut zunehmen. Flugrufe klingen vornehmlich wie „ziss ziss“, Warnrufe wie „sieb-zickzick“ oder „üit-zickzick“.
xIn Deutschland ist die Gebirgsstelze überwiegend ein Standvogel. Die aus Deutschland abziehenden Vögel überwintern in den Niederlanden und in Frankreich. Gebirgsstelzen aus der kleinen skandinavischen Population überwintern teilweise in Deutschland.
Der Heimzug und Durchzug findet im März und April statt und kann sich bis in den Juni erstrecken. Im September setzt der Wegzug ein. Er ist im November beendet.
Wegen ihres bevorzugten Lebensraums, schnell fließende Gewässer, ist die Gebirgsstelze nicht so stark in der Norddeutschen Tiefebene verbreitet.
Die Bestände der Gebirgsstelze gelten als stabil. Nach einem Rückgang in Tieflagen durch Gewässerverbauung, Verschmutzung und Kälteperioden bis in die 1960er-Jahre stieg der Brutbestand seither vielerorts wieder an – vorwiegend durch bessere Wasserqualität und Abwasserreinigung. Der Brutbestand in Deutschland 2005 bei 35.000 bis 59.000 Paaren, (Stand 2016).
Im Brutkleid zeigt das Männchen der Gebirgsstelze eine auffällige schwarze Kehle, graue Oberseite und leuchtend gelbe Unterseite mit grünlichgelbem Bürzel sowie eine markante weiße Flügelbinde. Weibchen sind ähnlich gefärbt, tragen aber oft keine oder nur eine schwach ausgeprägte schwarze Kehle. Im Schlichtkleid ist die Kehle weißlich und die Brust gelblich-braun; Jungvögel sind oberseits bräunlichgrau und unterseits schmutzig gelb bis isabellfarben mit hellgelben Unterschwanzdecken.
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