Der Sumpfrohrsänger (Acrocephalus palustris) hat wie der Teichrohrsänger oft eine hohe Brutbestandsdichte. Über 20 Reviere auf 3ha wurden schon festgestellt. Das macht ihn zu einem idealen Wirtsvogel für den Kuckuck. Zwischen sechs und zehn Prozent der Gelege beider Rohrsänger fallen in jeder Brutsaison dem Kuckuck zum Opfer. Der Sumpfrohsänger weiß sich dabei besser zu wehren. Er erkennt die fremden Eier im Gelege sicherer als der Teichrohrsänger und entfernt sie öfter aus dem Gelege als sein naher Verwandter.
Nicht jeder Brutparasitismus ist zum Nachteil der Wirtseltern. Das frisch geschlüpfte Küken des südwesteuropäischen Häherkuckucks entfernt nicht die anderen Eier im Gelege. Es sondert eine übel riechende Flüssigkeit ab, die Nesträuber vertreibt. Der Parasitismus wird zum Mutualismus. Die Wirtseltern profitieren vom Kuckuckskind, sie haben einen höheren Bruterfolg als ohne.
Größe: 13 cm
Gewicht: 10-13 g
Verbreitung: Zentraleuropa bis Kasachstan, Südosteuropa bis Südskandinavien
Verbreitungsschwerpunkt: Baltikum, Weißrussland, Ukraine
Nahrung: Wirbellose, überwiegend Fliegen und Schmetterlingsraupen, die von der Vegetation abgelesen werden.
Lebensraum: Büsche und dichte Hochstaudenfluren in offener Landschaft
Zugverhalten: Langstreckenzieher, überwintert in Südwestafrika.
Nest: an Halmen aufgehängt, ca. 0,5 m über dem Boden
Brutzeit: Mai - Juli
Fortpflanzung: monogame Saisonehe, 3-6 Eier, 1 Brut pro Jahr, Brutdauer 11-14 Tage, Nestlingszeit 9-15 Tage, voll flugfähig nach 21 Tagen
Höchstalter: 9 Jahre (Wiederfang)
Bestand: 290-420 Tausend Brutpaare in Deutschland, 4,2-7,6 Millionen in Europa, 8,3-16,0 Millionen Vögel weltweit
Status: nicht gefährdet, Trend: stabil
In Deutschland: Jahresvogel, Zugvogel und Wintergast, nicht gefährdet, Trend abnehmend
Bis auf die höheren Lagen der Mittelgebirge ist der Sumpfrohrsänger in ganz Deutschland verbreitet. Die Bestandsdichte ist im Nordosten der Republik höher als im Süden. Der bevorzugte Lebensraum sind feuchte Hochstaudenfluren an Gewässerrändern. Er ist nicht wie der Teichrohrsänger oder der Drosselrohrsänger an Schilfbestände gebunden.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts galt der Sumpfrohrsänger in Deutschland noch als seltener Brutvogel der Niederungen. Mitte des 19. Jahrhunderts setzte dann eine starke und rasche Zunahme der Bestände in ganz Deutschland ein, die sich auch in die Mittelgebirge erstreckte. Ab Mitte der 1990er Jahre begann jedoch ein Rückgang, der bis heute anhält und sich auf das gesamte Gebiet Deutschlands auswirkt. Er leidet hauptsächlich unter dem Verlust seines Lebensraums in der Agrarlandschaft. Der Bestand wird aktuell auf 290.000–420.000 Revierpaare geschätzt (Stand 2016).
DDA (2024): Bestandsentwicklung, Verbreitung und jahreszeitliches Auftreten des Sumpfrohrsängers in Deutschland. DDA, abgerufen am 14.07.2025.
Der Sumpfrohrsänger ist ein Langstreckenzieher mit Überwinterungsgebieten im südöstlichen Afrika. Der Herbstzug findet Ende Juli mit einem Höhepunkt im August statt. Altvögel ziehen früher als Jungvögel, Männchen vor den Weibchen. Die Zugroute führt in südöstlicher Richtung über den Nahen Osten und die Arabische Halbinsel entlang des Roten Meers nach Ostafrika, mit Zwischenrast in Äthiopien, bevor es weiter nach Sambia, Malawi und Südafrika geht. Der Frühjahrszug erfolgt schneller. Er beginnt im März und führt in nordöstlicher Richtung über Somalia und die Arabische Halbinsel zurück nach Europa, wo die Ankunft je nach Region zwischen April und Juni erfolgt. Der Zug findet überwiegend nachts statt.
Der Sumpfrohrsänger ist ein kleiner, einfarbiger Rohrsänger mit olivbrauner Oberseite, auffallend heller Kehle und insgesamt gedrungenerem Habitus als der Teichrohrsänger. Jungvögel besitzen oft eine mehr bräunliche Färbung und ähneln dadurch stark dem Teichrohrsänger. Die Geschlechter sind äußerlich gleich. Sicher sind diese beiden Rohrsänger über ihren Gesang zu unterscheiden.
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