Der Bruterfolg des Drosselrohrsänger (Acrocephalus arundinaceus) hängt entscheidend mit der Rückkehr des Männchens aus dem Winterquartier zusammen. Frühe Rückkehrer können bessere Reviere besetzen. Diese Männchen werden von den Weibchen bevorzugt. Das zeigt sich auch im Gesangsrepertoire der männlichen Drosselrohrsänger. Männchen mit einem komplexen Gesang paaren sich nicht nur in einer Brutsaison mit mehr Weibchen, auch die erbrüteten Jungvögel zeigen eine geringere Sterblichkeitsrate bis zum Ausflug.
Bemerkenswert ist auch das Zugverhalten der Vögel. Der Drosselrohrsänger ist ein Langstreckenzieher, der auf dem Weg in das Winterquartier zweimal im Jahr die Sahara überquert. Dabei steigen die Vögel bis in Höhen von über 6000 m auf, wohl um der Hitze des Tages in den niedrigeren Luftschichten auszuweichen. Bis zu 34 Stunden kann der Drosselrohrsänger fliegen. Nachts beträgt die Flughöhe etwas mehr als 2000 m.
Größe: 19-20 cm
Gewicht: 22-31 g
Verbreitung: Nordafrika, Südwesteuropa bis Zentralasien
Verbreitungsschwerpunkt in Europa: Südosteuropa
Nahrung: Vor allem Insekten, Schnecken, kleine Wirbeltiere, selten Früchte
Lebensraum: bevorzugt im Schilf, vor allem in hohen Beständen
Zugverhalten: Langstreckenzieher, überwintert in Afrika südlich der Sahara
Brutzeit: Mai - Juli
Nest: über dem Wasser an Schilfhalmen
Fortpflanzung: monogame Saisonehe, auch Polygam, 4-6 (2-7) Eier, 1-2 Bruten pro Jahr, Brutdauer 13-15 Tage, verlassen Nest nach 11-14 Tagen, erst Flugversuche nach 16 Tagen
Höchstalter: 10 Jahre, 1 Monat (Wiederfang)
Bestand: 18,5-29 Tausend Brutpaare in Deutschland, 2,6-4,7 Millionen Europa
Status: nicht gefährdet, Trend: abnehmend
In Deutschland Zugvogel, brütet vorwiegend in Ostdeutschland, nicht gefährdet, Trend: zunehmend
Männchen singen während der Paarungszeit meist versteckt im Röhricht und tragen komplexe Gesänge vor, deren Länge, Elementzahl und Vielfalt bei polygyner Lebensweise am größten
sind; sie nutzen außerdem kürzere „Kurzgesänge“ zur Revierverteidigung und äußern bei Erregung Rufe wie „trrrt“, „krrrt“ oder „krk“.
Weibchen singen nicht voll, äußern aber zur Balzzeit leise, piepsende „kri-kri“-Laute sowie krächzende Rufe ähnlich dem „gaggag“ der Elster, was
vermutlich eine Rolle beim Nestlocken spielt.
Jungvögel äußern teils einen stümperhaften Gesang, der bis Anfang September beobachtet werden kann, unterscheiden sich jedoch deutlich von adulten
Sängern in Qualität und Struktur der Lautäußerungen.
Der Drosselrohrsänger nutzt gerne strukturreiche Altschilfbestände an Gewässern. Auch Gräben in der Agrarlandschaft werden angenommen, wenn die Schilfbestände nicht regelmäßig gemäht werden. In der Nordostdeutschen Tiefebene liegt der Verbreitungsschwerpunkt dieses Rohrsängers. Im übrigen Deutschland ist das Vorkommen des Drosselrohrsängers nur lückenhaft.
Im Mai kehrt der Langstreckenzieher in die Brutgebiete zurück. Der Wegzug setzt im August ein. Einige Vögel überwintern schon in Spanien. Der Großteil der Drosselrohrsänger überquert die Sahara und verbringt die kalte Jahreszeit im tropischen Afrika.
Die Bestandsentwicklung des Drosselrohrsängers in Deutschland war bis in die 1980er Jahre durch einen starken Rückgang geprägt. Seit Mitte der 1980er Jahre zeigt sich jedoch eine positive Tendenz, mit einem Anstieg der Brutpaare auf 2800–7300 im Jahr 1995, 4500–7000 im Jahr 2000 und 6200–8600 im Jahr 2005. Der positive Trend setzte bereits in den 1970er Jahren ein, nachdem zuvor vor allem durch Gewässerausbau, Eutrophierung und die Zerstörung von Schilfhabitaten massive Verluste entstanden waren. Ab 2005 wurden jedoch erneut Rückgänge in Schleswig-Holstein und Niedersachsen festgestellt. Insgesamt bleibt das Verbreitungsgebiet fragmentiert, und insbesondere kleinere isolierte Vorkommen im Westen und Süden Deutschlands zeigen keinen langfristigen Bestandsaufbau.
Der Drosselrohrsänger ist ein großer, einfarbig brauner Rohrsänger mit kräftigem Schnabel, warm olivbrauner Oberseite und heller, cremefarbener Unterseite. Männchen und Weibchen ähneln sich im Gefieder, wobei das Weibchen meist etwas weniger ausgeprägt weißlich auf der Unterseite ist. Jungvögel sind oberseits deutlich rostbrauner und unterseits wärmer beige gefärbt als die Altvögel, wodurch sie insgesamt frischer und kontrastreicher wirken.
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