Obwohl die männlichen Vögel des Pirols (Oriolus oriolus) sehr auffällig goldgelb gefärbt sind, sieht man den Pirol nicht so leicht. Sie halten sich bevorzugt in den Kronen hoher Bäume auf. Der melodische Gesang, der von beiden Geschlechtern vorgetragen wird, verrät sie hingegen viel leichter. Beim Pirol ist der Sexualdimorphismus deutlich ausgebildet, die Weibchen sind unauffällig grün gefärbt.
Der Pirol ist Wappenvogel des mecklenburgischen Adelsgeschlechts von Bülow. Im dortigen Sprachraum heißt der Pirol auch Bülowvogel. Viktor von Bülow hat als Künstlernamen die französische Bezeichnung für den Pirol „Loriot“ gewählt. Beide Bezeichnungen, sowohl die deutsche als auch die französische, sind onomatopoetisch gewählt: Sie sollen an den Gesang des Pirols erinnern.
Größe: 24–25 cm
Gewicht: 42–102 g
Verbreitung: West-, Mittel- und Südeuropa sowie Nordafrika bis Westsibirien, Westmongolei und Nordwestchina; südlich bis Nordiran und Nordarabien; Überwinterung in Afrika südlich der Sahara
Nahrung: Hauptsächlich kleine Wirbellose und Früchte; seltener Samen, Nektar, Pollen, kleine Reptilien, Kleinsäuger, Eier und Nestlinge
Lebensraum: Laub- und Mischwälder, Flussauen, Parks, Gärten, Obstplantagen; in Afrika auch Savannen, Galeriewälder und kultivierte Flächen bis 1500 m
Zugverhalten: Langstreckenzieher; Herbstzug ab Juli, Winterquartier in Zentralafrika ab Oktober; Frühjahrszug ab Februar, Ankunft in Europa im April bis Mai
Brutzeit: Mai bis Juni, verei. bis Anfang Juli
Nest: hängendes, napfförmiges Nest, meist hoch im äußeren Geäst von Bäumen; gebaut fast ausschließlich von der weiblichen Partnerin
Fortpflanzung: monogam; 2–6 Eier; eine Jahresbrut; Brutdauer 13–20 Tage; Nestlingszeit 13–20 Tage; Jungvögel werden bis August–September von beiden Eltern begleitet
Höchstalter: 14 Jahre und 10 Monate
Bestand: 32.000–57.000 Brutpaare in Deutschland, 4,4–7,3 Millionen in Europa, 13,4–22,5 Millionen Vögel weltweit
Status: LC – Least Concern; nicht global gefährdet; Trend: stabil
In Deutschland: Brutvogel, Zugvogel, brütet in ganz Deutschland, nicht gefährdet, Trend: stabil
Der Gesang 🔊 des Pirols besteht aus einer flötenden Strophe, die aus 10 bis 11 Elementen zusammengesetzt sein kann und oft als „didlioh“ oder ähnlich wahrgenommen wird. Die höchste Gesangsaktivität liegt zwischen Ankunft im Brutgebiet und Paarbildung, nimmt aber im Spätsommer erneut zu. Die Rufe umfassen Kontaktlaute 1025655 wie „hio“, „wiächt“ oder „rüäk“ und können bei Erregung in aggressive Warnlaute 🔊 übergehen, z. B. „wiärrch“ oder „gick, gick“. Jungvögel betteln mit hellen, piepsenden Lauten und später mit bellenden oder winselnden Rufen. Auch Subsong und Imitationen anderer Arten kommen gelegentlich vor, vorrangig bei jungen oder in Gefangenschaft gehaltenen Vögeln.
Der Pirol ist in Deutschland überwiegend im Nordostdeutschen Tiefland verbreitet, wo sich die Brutvorkommen flächig erstrecken. Weitere Verbreitungsschwerpunkte liegen in Südwestdeutschland, vorwiegend entlang von Rhein, Donau und deren Nebengewässern. Im Nordwesten und Westen treten größere Verbreitungslücken auf, etwa in der Eifel oder im Weser-Leine-Bergland. In der Mittelgebirgsregion ist der Pirol vorrangig im Süden verbreitet, in den nördlicheren Bereichen lokal begrenzt. Er brütet selten über 300 m NN. Das Alpenvorland ist nur stellenweise besiedelt, hauptsächlich entlang von Flüssen und Becken, während größere Teile der Alpen nahezu unbesetzt sind.
Bevorzugt werden lichte, sonnige Laub- und Mischwälder, oft in Gewässernähe, mit älterem Baumbestand und hoher Strukturvielfalt. Besonders geeignet sind auenbegleitende Wälder mit Eichen und Hainbuchen sowie Erlenbruch-, Moorbirken- und Pappelwälder. Weitere Brutplätze finden sich in Parkanlagen, Obstgärten und dörflichen Siedlungen mit altem Baumbestand. Auch halboffene Landschaften mit Feldgehölzen und Alleen werden besiedelt. Die Besiedlungsgrenze wird von einer durchschnittlichen Maitemperatur von mindestens 12 °C bestimmt, Brutvorkommen finden sich bis maximal 1180 m ü. NN.
Der Pirol ist ein Langstreckenzieher, der das Brutgebiet zwischen Mitte Juli und Anfang August verlässt. Der Herbstzug konzentriert sich in Deutschland auf den August und ist meist im September abgeschlossen, vereinzelt ziehen noch Vögel im Oktober. Im Frühjahr beginnt der Wiedereinzug in Deutschland in der ersten Maihälfte. Die Vögel aus Deutschland überwintern überwiegend in den Wäldern Ostafrikas, vorwiegend in Uganda, Kenia und Mosambik. Der Rückzug verläuft auf einer weiter westlich gelegenen Route als der herbstliche Zugweg und bildet somit einen Schleifenzug. Männchen kehren in der Regel früher zurück als Weibchen und Jungvögel.
Langfristig gilt der Bestandstrend als rückläufig, während die Bestände seit Ende der 1990er Jahre eher leicht zunehmen. Der Rückgang ist teilweise auf Lebensraumverluste durch Flussverbauungen, intensive Forstwirtschaft und den Verlust naturnaher Laubwälder zurückzuführen. Regionale Trends zeigen starke Schwankungen: So wurden in Nordrhein-Westfalen Rückgänge um über 50 % dokumentiert, in Niedersachsen über 20 %. In anderen Regionen wie Hessen und Sachsen gelten die Bestände als stabil, in Baden-Württemberg gingen sie deutlich zurück. Insgesamt schwanken die Schätzungen zum Brutbestand stark.
DDA (2024): Bestandsentwicklung, Verbreitung und jahreszeitliches Auftreten von Brut- und Rastvögeln in Deutschland.. DDA, abgerufen am 17.07.2025.
Um auf die besondere Situation des Pirols hinzuweisen, wurde er in verschiedenen Ländern zum Vogel des Jahres gekürt:
Der Pirol ist ein unverwechselbarer, auffallend gelb-schwarz gefärbter Vogel mit leuchtend gelbem Gefieder und schwarzem Flügel sowie schwarzem Zügelstreif. Das Männchen zeigt zur Brutzeit ein besonders kräftig gefärbtes Gefieder, doch sind Geschlechtsunterschiede im Feld kaum eindeutig feststellbar, da ältere weibliche Vögel den Männchen sehr ähnlich sein können. Das Weibchen ist meist etwas grünlicher und weniger kontrastreich, mit stärker variabler Zeichnung an Brust und Flanken. Jungvögel sind oberseits grünlich mit deutlich ausgeprägten Streifen auf der helleren Unterseite und besitzen weniger leuchtende Gelbtöne. Im Schlichtkleid wirkt das Gefieder insgesamt matter, oft mit mehr grünlichen und grau-gelben Tönen. Alters- und Geschlechtsbestimmungen sind dann besonders schwierig.
Zitiervorschlag: