Poecile palustris
Die Sumpfmeise (Parus palustris) ist den ganzen Tag damit beschäftigt, Vorräte anzulegen. Mehrere Hundert Samen werden täglich hinter der Rinde, in Astgabeln, im Moos oder zwischen Flechten oder in Mauerspalten versteckt. Vorräte für schlechte Zeiten, wenn das Nahrungsangebot knapp ist. Immer nur einzelnen werden die Samen abgelegt, weit verteilt, sodass Nahrungskonkurrenten es schwer haben, die Verstecke ausfindig zu machen.
Die Kohlmeise verfolgt eine andere Strategie. Sie legt keine Nahrungsdepots an. Sie beobachtet, merkt sich die Verstecke und bedient sich daran, auch den Vorräten der Sumpfmeise. Die Sumpfmeise kann das nicht. Ihr räumliches Vorstellungsmögen ist nicht so gut ausgebildet. Sie findet Verstecke nicht wieder, die von anderen Vögeln angelegt wurden.
Größe: 11–12 cm
Gewicht: 9–15 g
Verbreitung: Nordeuropa bis Japan und Korea; in Europa von Südnorwegen und Großbritannien über Mittel- und Südeuropa bis nach Zentralasien und Fernost
Nahrung: Kleine Insekten, Spinnen, Schnecken, Samen, Früchte, Knospen; im Herbst und Winter verstärkt pflanzliche Nahrung, häufiges Anlegen von Vorräten
Lebensraum: Laub- und Mischwälder mit Altbaumbestand, Unterwuchs und Totholz; auch Waldränder, Flussauen, große Gärten; bevorzugt mittlere bis untere Vegetationsschichten
Zugverhalten: Standvogel mit geringer juvenilem Streuzug; selten nomadisch oder irruptiv; max. bekannte Wanderung 120 km
Brutzeit: Ende März bis Juni
Nest: Nest in natürlichen Baumhöhlen oder anderen Hohlräumen, aus Moos und Pflanzenmaterial, meist 2–4 m hoch
Fortpflanzung: monogam, gelegentlich polygyn; meist 1 Brut pro Jahr, im Süden vereinzelt 2; 5–11 Eier (meist 6–9); Brutdauer 13–17 Tage; Nestlingszeit 16–21 Tage; Jungvögel werden 7 Tage nach dem Ausfliegen gefüttert, verlassen Familiengruppe nach 15 Tagen
Höchstalter: 13 Jahre, 8 Monate (Wiederfang)
Bestand: 405.000–530.000 Brutpaare in Deutschland, 2,9–5,7 Millionen in Europa; 10,6–20,9 Millionen Vögel weltweit
Status: LC – Least Concern
In Deutschland: Brutvogel, Jahresvogel, nicht gefährdet; Trend: stabil
Der Gesang 🔊der Sumpfmeise besteht aus variablen Strophen, von einfachen, schnell aufeinanderfolgenden Klapperstrophen wie „djep djep djep…“ bis zu komplexeren, nasal wirkenden Serien wie „wizi“ oder „ziwizi“. Rufe 🔊sind meist kurze, spitze Laute wie „zie“, „tz“ oder das explosive „pitjä“, das hauptsächlich territorial genutzt wird. Erregungsrufe 🔊 bestehen etwa aus „izä dä dä dä“. Die Ruffreudigkeit variiert stark zwischen den Individuen. Sumpfmeisen singen vorwiegend zu Tagesbeginn und gegen Ende der Hellzeit. Die höchste Gesangs- und Rufaktivität liegt im Frühjahr mit Maxima je nach Region im Februar bis April. Geringere Aktivität gibt es im Spätsommer, während der Brutzeit bleibt die Art größtenteils still. Unterschiede zwischen den Geschlechtern zeigen sich darin, dass das Männchen häufiger und ausdauernder singt, das Weibchen hingegen nur an wenigen Tagen im Jahr aktiv mitsingt.
Die Sumpfmeise ist in Deutschland weit verbreitet. Der laubwaldreiche Westen mit der Eifel, dem Hunsrück und dem Pfälzer Wald sowie das Weserbergland zeigen besonders hohe Bestandsdichten. In den östlichen Agrarlandschaften wie der Leipziger Bucht oder der Magdeburger Börde ist die Art dagegen seltener. In den Alpen sowie in Teilen des Donautals ist die Sumpfmeise ebenfalls nur spärlich vertreten.
Die Brutvorkommen konzentrieren sich in Eichen-, Buchen- und Erlenbruchwäldern, daneben auch in Laubmischwäldern, Parks und friedhofsnahen Gehölzen. Entscheidend ist eine gut ausgebildete Strauchschicht, in der die Sumpfmeise bevorzugt auf Nahrungssuche geht. Nadelwälder spielen eine geringere Rolle. Auch urbannahe Wälder sowie naturnahe Auwälder sind wichtige Lebensräume. Die Art besetzt Höhenlagen bis etwa 1400 m in den Alpen.
Die Sumpfmeise ist in Deutschland ein ausgesprochener Standvogel, der nur wenig Zugverhalten zeigt. Es findet auch kein Zuzug oder Durchzug skandinavischer oder russischer Sumpfmeisen in Deutschland statt.
Der Bestand der Sumpfmeise in Deutschland ist stabil. Das Samenangebot im Winter kann zu saisonalen Schwankungen führen.
DDA (2024): Bestandsentwicklung, Verbreitung und jahreszeitliches Auftreten von Brut- und Rastvögeln in Deutschland.. DDA, abgerufen am 17.07.2025.
Die Sumpfmeise ist eine braungraue Meise mit glänzend schwarzem Scheitel, Nacken und Kinnfleck. Die Wangen sowie die Unterseite erscheinen matt gräulichweiß bis schmutzigweiß, mit beige getönten Flanken. Im Jugendkleid ist der Scheitel matt rußschwarz, der Kehlfleck eher braunschwarz, und das Gefieder insgesamt blasser gefärbt. .
Die Sumpfmeise unterscheidet sich von der sehr ähnlichen Weidenmeise hauptsächlich durch die glänzend schwarze Kopfplatte (bei der Weidenmeise matt), mehlig weiß gefärbte Wangen (bei der Weidenmeise gelblich). Der Kinnfleck ist nach der Jugendmauser scharf begrenzt und u-förmig. Das explodierende „pitjä“ und ein variabler Gesang mit bis zu 37 Strophentypen sind für die Art besonders charakteristisch und ermöglichen eine eindeutige Abgrenzung.
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