Die Saatkrähe (Corvus frugilegus) war in Deutschland im 19. Jahrhundert ein sehr häufiger Brutvogel. Heute ist ihr Anteil am europäischen Gesamtbestand auf 1 % geschrumpft. Die intensive Bejagung und der Strukturwandel in der Landwirtschaft haben zum Niedergang der Art geführt.
Auch heute noch werden Vergrämungsmaßnahmen und Bestandsregulierung bei Saatkrähen und anderen Rabenvögeln genehmigt. Die Saatkrähe gilt als Ackerschädling, der das frisch eingebrachte Saatgut wieder herauspickt. Die Schäden halten sich aber nachweislich in Grenzen, zumal der Bestand in Deutschland immer noch relativ gering ist. Ein Abschuss der Vögel hat nachweislich keinen Effekt. Er dient nur dem Vergnügen des Jagdausübenden.
Größe: 44-46 cm
Gewicht: 325-571 g
Verbreitung: Eurasien, eingeführt in Neuseeland
Nahrung: Allesfresser, hauptsächlich Regenwürmer und Getreide, seltener Aas
Lebensraum: offene, landwirtschaftlich genutzte Flächen im Tiefland mit hohen Bäumen zum Nisten
Zugverhalten: in Mitteleuropa Standvogel, nördliches Brutgebiet wird im Winter fast vollständig geräumt.
Brutzeit: Februar - April
Nest: Koloniebrüter meist hoch in Bäumen
Fortpflanzung: monogame Dauerehe, 3-6 (2-9) Eier, 1 Brut pro Jahr, Brutdauer 16-19 Tage, verlassen Nest nach 32-34 Tagen
Höchstalter: 20 Jahre und 6 Monate
Bestand: 105 Tausend Brutpaare in Deutschland, 8,1-14,2 Millionen in Europa, 54,3-94,7 Millionen Vögel weltweit
Status: nicht gefährdet, Trend: abnehmend
In Deutschland Jahresvogel, Zugvogel, Wintergast, brütet in Kolonien im Bereich der Küsten und entlang der großen Flüsse zerstreut in ganz Deutschland, nicht gefährdet, Trend: kurzfristig zunehmend
Die Rufe Saatkrähe🔊 ähneln sehr den der Rabenkrähe. Sie sind weniger rau und krächzend. In der Brutzeit sind Duette des Paares, begleitet von Imponiergesten, häufig, ebenso wie Klicklaute der Weibchen bei der Fütterung. Bei Gefahr🔊 klingen die Rufe gedehnter, knurrend oder scharf und rau, bei plötzlichen Flugmanövern folgen hohe, schnelle „kr-kr-kr“-Laute. Der Gesang besteht aus weichen Mischungen krächzender, gurgelnder und rasselnder Elemente und wird besonders an ruhigen Herbst- und Wintertagen vorgetragen – oft stundenlang. Er dient nicht der Revierabgrenzung, sondern vermutlich der Partnerwerbung und enthält teils auch Imitationen🔊anderer Laute.
Die Saatkrähe ist in Deutschland hauptsächlich in den Niederungslandschaften Nordeutschlandes verbreitet, insbesondere im Jungmoränenland Schleswig-Holsteins, wo etwa die Hälfte des Bestandes brütet. Weitere Schwerpunkte liegen entlang der Flussysteme von Ems, Weser und Elbe. Auch in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Teilen Brandenburgs finden sich bedeutende Kolonien. In den Mittelgebirgen ist die Verbreitung weitgehend auf Flusstäler und günstige Lagen wie das Donau-Iller-Dreieck oder das Markgräflerland beschränkt. In Alpenregionen tritt die Art nur punktuell auf.
Die Saatkrähe bevorzugt niedere, feuchte bis grundwassergeprägte Offenlandschaften mit Acker- und Grünlandnutzung. Sie nistet in Kolonien, meist in hohen Bäumen, oft in der Nähe von Siedlungen oder in alleinstehenden Gehölzen. Als Nahrungshabitate nutzt sie hauptsächlich Grünflächen in Siedlungsnähe oder intensiv genutztes Ackerland. Regionen mit ärmeren Böden oder ausgedehnten Waldgebieten meidet sie weitgehend. Die höchstgelegene bekannte Brutkolonie liegt auf über 700 m ü. NN im Allgäu.
Die Bestandsentwicklung der Saatkrähe in Deutschland zeigt insgesamt einen positiven Trend. Mitte des 20. Jahrhunderts war der Bestand stark eingebrochen, vielerorts um mehr als 50 %. In Schleswig-Holstein stieg die Zahl der Brutpaare nach einem Tiefstand von 4.800 bis zum Jahr 2000 wieder auf etwa 25.000 an. In Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Bayern wurde ebenfalls eine positive Entwicklung verzeichnet, während in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg der Bestand seit 2000 wieder leicht abnahm. In den vergangenen dreißig Jahren hat sich die Population vervierfacht, der aktuelle Bestand wird auf etwa 105.000 Brutpaare geschätzt (Stand 2016).
DDA (2024): Bestandsentwicklung, Verbreitung und jahreszeitliches Auftreten von Brut- und Rastvögeln in Deutschland.. DDA, abgerufen am 17.07.2025.
Die Saatkrähe im Adultkleid ist an ihrem glänzend schwarzen Gefieder mit einer nackten, weißgrauen Schnabelwurzel gut zu erkennen. Jungvögel unterscheiden sich durch eine befiederte Schnabelbasis, ein matt schwarzes Gefieder mit schwächerem Glanz und braunen Tönungen an Unterseite und Flügeln. Der Verlust der Gesichtsbefiederung setzt meist im Winter ein. Zwischen Männchen und Weibchen besteht im äußeren Erscheinungsbild kein Unterschied.
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