Die Verbreitungskarte der Rabenkrähe (Corvus corone) ist kurios. Im Verbreitungsgebiet klafft eine Lücke von mindestens dreitausend Kilometern zwischen der westpaläarktischen Population und der östlichen. Diese Lücke wird durch die Nebelkrähe besetzt, die vermutlich nach der letzten Eiszeit eher nach Norden vorstieß und so die östliche Unterart der Rabenkrähe C. c. orientalis von der westlichen C. c. corone trennte.
Lange Zeit wurden die beiden Rabenvögel, Rabenkrähe und Nebelkrähe, als zwei Unterarten einer Art angesehen. Entlang der Verbreitungsgrenzen kommt es zwar zur Bildung von Hybriden, Hybridweibchen legen aber kleinere und weniger Eier, als das bei Rabenkrähen oder Nebelkrähen der Fall ist. Auch wenn Hybride im Sinne des Artbegriffs fortpflanzungsfähig sind, scheint ihre reproduktive Fitness geringer zu sein. Der deutliche Unterschied in der Gefiederfärbung zwischen der schwarzen Rabenkrähe und der kontrastreichen hellgrau und schwarzen Nebelkrähe deutet ebenfalls auf zwei Arten hin.
Der genetische Unterschied ist jedoch überraschend gering. Die Gene, die die schwarzen Gefiederpigmente codieren, werden nur unterschiedlich lang abgelesen. Einige Autoren stehen der Aufteilung in zwei eigenständige Arten kritisch gegenüber, die Diskussion scheint noch nicht abgeschlossen zu sein.
Größe: 48-53 cm
Gewicht: 396-602 g
Verbreitung: westliche und östliche Paläarktis
Nahrung: Allesfresser, Aas, Wirbellose, Vogeleier, Nestlinge, Amphibien, ist in der Lage, Vögel im Flug zu schlagen, selten Sämereien
Lebensraum: vielfältig, bevorzugt offene, Landschaft mit einzelnen Bäumen, Parks und Gärten, Kulturfolger
Zugverhalten: in Europa Standvogel, in Nord-Ost-Sibirien Zugvogel
Brutzeit: März - Juni
Nest: meist hoch in Bäumen
Fortpflanzung: monogame Dauerehe, 3-6 (2-7) Eier, 1 (2-) Bruten pro Jahr, Brutdauer 18-20 Tage, verlassen Nest nach 30-35 Tagen
Höchstalter: 19 Jahre
Bestand: 670-910 Tausend Brutpaare in Deutschland, inklusive Nebelkrähe: 8,79-16,6 Millionen in Europa, 58,7-111,0 Millionen Vögel weltweit
Status: nicht gefährdet, Trend: zunehmend
In Deutschland Jahresvogel, Zugvogel, Wintergast, brütet westlich der Elbe in ganz Deutschland, nicht gefährdet, Trend: zunehmend
Die charakteristischsten Rufe der Rabenkrähe sind die im Sitzen und Fliegen geäußerten Kontaktlaute wie „kräh“, „krah“ oder „krarr“, die oft mehrfach wiederholt werden. Der Imponierruf besteht aus einer rauen, volltönigen Serie wie „kraar kraar kraar“, unterstützt durch typische Gesten. Während Angriffs- oder Alarmsituationen kommen kurze, aufgeregte Rufe („arr arr“, „krä krä“ oder knarrende „krr krr“) zum Einsatz, besonders bei Bedrohung durch Greifvögel oder andere Feinde. Der Ruf der Jungvögel ist ein leises, quakendes Schwatzen mit vielen Elementen verschiedener Krähenrufe und wird besonders im Herbst und Frühjahr wahrgenommen, meist wenn keine Artgenossen in der Nähe sind.
Die Rabenkrähe ist hauptsächlich in Westdeutschland und Teilen Ostdeutschlands verbreitet. Ein zusammenhängendes Hauptverbreitungsgebiet zieht sich von Nordostdeutschland bis zur Müritz und weiter entlang der Elbe bis in die westliche Altmark. In den westlichen Mittelgebirgen sowie im Rheinland ist sie ebenfalls flächendeckend vertreten. Östlich davon gibt es lokale Vorkommen in Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Besonders hohe Bestandsdichten treten in städtischen Räumen auf.
Die Rabenkrähe nutzt ein breites Spektrum von gehölzreichen Lebensräumen mit Vorliebe für offene Kulturlandschaften wie Wiesen, Städte und Dörfer. Bevorzugt werden außerdem Flussauen und Regionen mit fruchtbaren Böden. Die Art meidet geschlossene Wälder und ist in urbanen Räumen besonders häufig. In den Mittelgebirgen und Hochlagen ist sie seltener, kann aber bis auf 1150 m ü. NN vorkommen. In Städten wie Hamburg erreicht sie besonders hohe Siedlungsdichten.
Die Rabenkrähe ist in Deutschland ein Standvogel und Teilzieher. Vor allem Vögel aus Norddeutschland ziehen in südwestliche Richtungen. Der Herbstzug beginnt meist Mitte Oktober, erreicht seinen Höhepunkt bis und kann je nach Wetterlage bis in den Dezember andauern. Der Frühjahrszug setzt regional unterschiedlich ein, beginnt aber häufig Ende Januar bis Februar und endet im März oder Anfang April. Größere Entfernungen werden vorwiegend von Jungvögeln zurückgelegt. Es handelt sich deshalb wohl vorwiegend um einen Zerstreuungszug, um neue Reviere zu besetzen. Die meisten Rabenkrähen verbleiben im Winter in der Nähe ihres Geburts- oder Brutgebiets, insbesondere in urbanen oder strukturierten ländlichen Lebensräumen.
Die Bestandsentwicklung der Rabenkrähe verläuft langfristig positiv, mit einem leichten Anstieg. Vor allem die Verstädterung seit der Mitte des 20. Jahrhunderts hat zu einer starken Zunahme geführt. Die aktuelle bundesweite Schätzung liegt bei etwa 670 000–910 000 Revieren.
DDA (2024): Bestandsentwicklung, Verbreitung und jahreszeitliches Auftreten von Brut- und Rastvögeln in Deutschland.. DDA, abgerufen am 17.07.2025.
Die Rabenkrähe ist einheitlich glänzend schwarz gefärbt. Unterschiede zwischen den Geschlechtern in der äußeren Erscheinung gibt es nicht. Männchen sind durchschnittlich größer und haben einen kräftigeren Schnabel. Das Jugendkleid ist matter, mit lockerem Gefieder an Kopf und Hals sowie leicht abgesetztem Grau an Rücken und Bauch. Bei manchen Jungvögeln treten dabei helle Partien auf, die in der Jugendmauser jedoch verschwinden.
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