Dem Kolkraben (Corvus corax) ist jahrhundertelang in Deutschland intensiv nachgestellt worden. Durch Bejagung und Vergiftung ist dieser Rabenvogel fast ausgerottet worden. Mitte des 20. Jahrhunderts gab es in Deutschland nur noch wenige Brutpaare. Die anschließende Unterschutzstellung hat nur langsam zu einer Erholung der Bestände geführt.
Seinen schlechten Ruf hat der Kolkrabe, wie viele andere Rabenvögel auch, weil er ein Aasfresser ist. Rasch haben sich die schwarzen Vögel auf den Schlachtfeldern und Richtstätten eingefunden und auch menschliches Aas nicht verschmäht. Ihre offensichtliche Intelligenz trug zu ihrer unheimlichen Wirkung bei.
Auch heute noch stehen sie im Verruf, junge Weidetiere zu töten. Dazu gibt es jedoch keinen wissenschaftlichen Beleg. Sehr wohl gehen sie an tote Tiere und stark erkrankte, es sind nun mal Aasfresser mit einer wichtigen hygienischen Funktion im Ökosystem.
Die Vorsilbe „Kolk-“ könnte sich entweder auf die kohlschwarze Gefiederfarbe beziehen oder auf den rauen Ruf des Vogels ab. Dabei auch sprachliche Veränderungen und volksetymologische Umformungen zur heutigen Bezeichnung beigetragen haben.
Größe: 54–67 cm
Gewicht: 689–1625 g
Verbreitung: Vom Atlantik bis zum Pazifik, in Europa, Asien, Nordafrika und Nordamerika; in Mitteleuropa Brutvogel in geeigneten Habitaten bis in alpine Höhenlagen
Nahrung: Allesfresser; hauptsächlich Aas, daneben Kleinsäuger, Amphibien, Jungvögel, Eier, Insekten, Abfälle, Getreide, Obst, Nüsse
Lebensraum: Offene und halboffene Landschaften mit Felsen, Waldrändern oder Einzelbäumen; auch Küsten, Hochgebirge, Moore, landwirtschaftlich genutzte Flächen
Zugverhalten: Standvogel mit geringer Wanderaktivität; primär Jungvögel zeigen im Herbst (ab September) Zerstreuungsbewegungen, Rückkehr im Frühjahr ab Ende März bis Anfang Mai
Brutzeit: Januar bis Mai
Nest: großer, stabiler Nistplatz meist auf Felsvorsprüngen, Bäumen oder seltener auf Gebäuden; aus Ästen gebaut, mit weichem Material ausgekleidet
Fortpflanzung: monogam; 4–6 Eier; Brutdauer 20–21 Tage; Nestlingszeit etwa 40 Tage; 1 Jahresbrut; Jungvögel werden nach dem Ausfliegen noch mehrere Wochen von den Eltern betreut
Höchstalter: 21 Jahre 10 Monate (Wiederfang)
Bestand: 20.000–28.000 Brutpaare in Deutschland, 0,61–1,16 Millionen in Europa, 16 Millionen Vögel weltweit
Status: LC – Least Concern
In Deutschland: Brutvogel, Jahresvogel; nicht gefährdet, Trend: zunehmend.
Der Kolkrabe verfügt über ein umfangreiches Lautrepertoire mit über 30 unterschiedlichen Lautäußerungen. Zu den typischen Lauten zählen tiefe, kehlige „krrah“- oder „kroah“-Rufe🔊, die sowohl zur Revierabgrenzung als auch in sozialen Kontexten eingesetzt werden. Der Gesang🔊 ist eher selten zu hören und besteht aus einer Mischung aus gurgelnden, klickenden, knarrenden und teilweise melodiösen Lauten, die besonders bei der Balz oder Paarbindung zu hören sind. Flugrufe 🔊 sind häufig einfache Rufe oder kehlige Laute, die bei Kontakt oder Alarm verwendet werden. Die höchste Rufaktivität liegt in vielen Regionen im Spätwinter und Frühjahr, wenn die Paarbindung intensiv gepflegt wird.
Der Kolkrabe ist in Deutschland ein Brutvogel der halb offenen Landschaft und kommt von der Norddeutschen Tiefebene bis in die Hochlagen der Alpen vor. Die größten Bestände finden sich heute im Nordosten, hauptsächlich in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Aber auch in Süddeutschland ist der Kolkrabe mittlerweile flächendeckend verbreitet. Vor allem in Gebirgsregionen und den Alpen.
Der Kolkrabe ist ein typischer Standvogel und zeigt nur geringe Wanderungsbewegungen. Vor allem Jungvögel verlassen im Herbst ab September das Geburtsgebiet und kehren im Frühjahr zwischen Ende März und Anfang Mai zurück. Strecken über 100 km werden dabei nur selten zurückgelegt. Es handelt sich nicht um echten Zug, sondern um Zerstreuungsbewegungen zur Reviergründung. Die meisten Kolkraben aus Deutschland überwintern in der Nähe ihres Geburtsortes oder innerhalb desselben Hügelsystems.
Als bevorzugter Lebensraum gelten offene und halboffene Landschaften, große Waldgebiete, Hochflächen und Gebirge bis 1.800 Meter Höhe. Besonders häufig wählt er Buchen oder Kiefern als Niststandorte, brütet aber auch auf Hochspannungsmasten und in seltenen Fällen sogar auf Gebäuden, wie erstmals 2006 in einer Berliner Kirche. In den Alpen kommt der Kolkrabe auch an Felswänden vor. Er besiedelt sowohl strukturreiche Flachlandgebiete als auch typische Kulturlandschaften, wo er kleine Gehölze nutzt. Selbst in Moor- und Heidelandschaften oder Mastanlagen lässt sich die Art finden.
Nachdem der Kolkrabe in Deutschland fast ausgerottet war, begann ab den 1950er Jahren eine langsame Wiederansiedlung, ausgehend von Restbeständen, besonders in Schleswig-Holstein. Die Ausbreitung wurde durch gezielte Auswilderungsprojekte in Nordrhein-Westfalen, Thüringen und dem Bayerischen Wald unterstützt. Die Wiederbesiedlung ist noch nicht vollständig abgeschlossen, besonders im Südwesten und Teilen Süddeutschlands fehlen noch größere Bestände. Seit den 1970er Jahren stieg die Zahl der Kolkraben durch neue Brutpaare in Mittelgebirgen, Alpen und dem Nordosten deutlich an. Heute gilt der Bestand in Deutschland als stabil und zeigt insgesamt eine positive Entwicklung.
DDA (2024): Bestandsentwicklung, Verbreitung und jahreszeitliches Auftreten von Brut- und Rastvögeln in Deutschland.. DDA, abgerufen am 17.07.2025.
Der Kolkrabe ist ein einfarbig schwarzer Rabenvogel mit auffälligem Metallglanz und kräftigem, gebogenem Schnabel. Adulte Vögel tragen im Jahreskleid lange, lanzettförmige Kehlfedern und zeigen besonders auf den Flügeldecken einen grünlich bis purpurfarbenen Schimmer. Von anderen Rabenvögeln sind sie im Flug an dem keilförmigen Schwanz zu unterscheiden. Jungvögel sind matter gefärbt, ihnen fehlen die glänzenden Kehlfedern, und der Schwanz ist weniger keilförmig. Im ersten Jahreskleid bleibt das Gefieder noch braunschwarz, Teile des Großgefieders erscheinen abgenutzt und bräunlich. Männchen und Weibchen sind im Erscheinungsbild gleich, Unterschiede werden im Feld nicht sichtbar.
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