Eichelhäher

Garrulus glandarius

Schutzstatus des Eichelhähers gemäß der Roten Liste der Brutvögel des IUCN, EU, in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Schutzstatus

Eichelhäher (Garrulus glandarius)
Eichelhäher (Garrulus glandarius)
Karte zur Verbreitung des Eichelhähers (Garrulus glandarius)
Verbreitung

Der Eichelhäher (Garrulus glandarius) ist ein Allesfresser, dessen Ernährung sich deutlich jahreszeitlich verändert. In der Brutzeit frisst er vorwiegend Insekten wie Raupen und Käfer, aber auch Eier und Nestlinge kleinerer Singvögel, gelegentlich sogar kleine Säuger, Reptilien oder Amphibien. Der Anteil an Wirbeltieren ist im Frühsommer am höchsten und kann lokal bis zu 40 % der Nahrung ausmachen. Er ist einer der größten Räuber von Vogelnestern, frisst Eier und Jungvögel bis zur Größe eines Sperbers. Fledermäuse fängt er beim Ausfliegen aus dem Tagesversteck ab und sogar Fische verschmäht er nicht. Im Herbst und Winter dominieren Eicheln, die bis zu 70 % der pflanzlichen Nahrung ausmachen und systematisch in Verstecken gelagert werden. Ein einzelner Vogel kann dabei im Herbst bis zu 3.000 Eicheln speichern und sie sogar unter Schnee wieder auffinden. Zusätzlich frisst der Eichelhäher Bucheckern, Haselnüsse, Kastanien, Getreide und Beeren, je nach Angebot. Das Versteckverhalten zeigt eine erstaunliche kognitive Leistung: Die Vögel merken sich präzise Ort, Menge und Art der Vorräte. Durch dieses Verhalten trägt der Eichelhäher nicht unerheblich aktiv zur Verbreitung von Eichen bei.

Steckbrief

Größe: 32-37 cm

Gewicht: 129-197 g

Verbreitung: weite Bereiche Eurasiens  

Nahrung: Allesfresser, hauptsächlich Insekten während der Brutzeit, aber auch Eier und Jungvögel bis zur Größe eines Sperbers. Im Winter Samen und Beeren

Lebensraum: Wälder aller Art, auch Parks und Gartenanlagen

Zugverhalten: Standvogel 

Brutzeit: März - Juni

Nest: meist in Bäumen, seltener Sträucher

Fortpflanzung: monogame Saisonehe, oft Dauerehe, 4-6 (3-9) Eier, 1 Brut pro Jahr, Brutdauer 16-19 Tage, verlassen Nest nach 20-23 Tagen

Höchstalter: 17 Jahre 11 Monate 

Bestand: 510-690 Tausend Brutpaare in Deutschland, 7,5-14,6 Millionen in Europa, 33,0-62,1 Millionen Vögel weltweit 

Status: nicht gefährdet, Trend: stabil

In Deutschland Jahresvogel, Zugvogel, Wintergast, brütet in ganz Deutschland, Trend: stabil


Stimme

Der Eichelhäher besitzt ein vielseitiges Lautrepertoire, das von lauten Alarmrufen🔊 bis zu leisen Gesangspassagen reicht. Besonders auffällig ist sein durchdringendes „räätsch“ oder „chää jik“, das als Alarmruf bei Störungen oder Feindkontakt ausgestoßen wird. Weitere charakteristische Rufe sind der klagende Partnerruf „mäu“ sowie ein Krähruf wie „kraagh“, der oft aus erhöhter Position vorgetragen wird. Häufig kommen auch rauhe, keuchende oder zischende Laute sowie ein kastagnettenartiges Klicken bei Erregung hinzu. Typisch für die Art ist ihre Imitationsfähigkeit, wobei Eichelhäher Umgebungsgeräusche und Stimmen anderer Vogelarten täuschend echt nachahmen können (Mäusebussard:🔊; Blässgans:🔊) häufig in passenden Situationen.

Gesang

Alarmrufe


Karte zur Verbreitung des Eichelhähers in Deutschland
Verbreitung

Verbreitung in Deutschland

In Deutschland ist der Eichelhäher nahezu flächendeckend verbreitet. In waldarmen Agrarlandschaften wie in Vorpommern und Teilen Brandenburgs kommt er seltener vor. Deutlich höhere Bestandszahlen weist der Eichelhäher in den waldreichen Mittelgebirgen wie Eifel, Hunsrück oder Schwarzwald auf. Im Alpenraum ist der Eichelhäher in deutlich geringerer Dichte vertreten. Er hat sich zum Kulturfolger entwickelt, der vermehrt auch den urbanen Raum besetzt. 

Lebensraum

Der Eichelhäher bewohnt ein breites Spektrum von Laub-, Misch- und Nadelwäldern, wobei er auch in innerstädtischen Grünanlagen, Gärten und Friedhöfen als Brutvogel vorkommt. Besonders bevorzugt werden strukturreiche Wälder mit Eichen- oder Buchenanteil. Auch halboffene Landschaften wie Waldränder, Lichtungen und Gehölzstreifen werden genutzt. In stark degradierten Lebensräumen wie Rieselfeldern oder Mooren tritt er nur vereinzelt auf. Die höchstgelegenen Brutplätze befinden sich in den Alpen auf bis zu 1600 m Höhe.

Zugverhalten

In Deutschland ist der Eichelhäher überwiegend Standvogel mit nur geringer Zugneigung. Vögel aus Osteuropa ziehen im Herbst regelmäßig durch Deutschland oder verbleiben hier als Wintergäste. Zwar erreichen jedes Jahr nur relativ wenige Individuen Mitteleuropa, doch kommt es regelmäßig zu invasionsartigen Einflügen, bei denen größere Zahlen nach Deutschland einfliegen. An diesen Evasionen beteiligen sich vorwiegend Jungvögel. Der Herbstzug beginnt meist Anfang bis Mitte September und erreicht seinen Höhepunkt zwischen Mitte September und Mitte Oktober. Der Frühjahrszug verläuft von März bis Anfang Juni.

Die Überwinterungsgebiete mitteleuropäischer Eichelhäher liegen hauptsächlich in Südwestdeutschland, der Schweiz, Südfrankreich und Norditalien.

Bestandsentwicklung

Der Bestand des Eichelhähers in Deutschland wird langfristig und kurzfristig als stabil eingeschätzt. Regionale Schwankungen werden unter anderem mit Jagddruck und Witterungseinflüssen erklärt. Seit den 1980er Jahren hat sich der Bestand in vielen innerstädtischen Bereichen erhöht, besonders in Berlin. 

Merkmale

Der Eichelhäher ist durch sein buntes Gefieder und die charakteristische Kopfzeichnung unverwechselbar. Im Brutkleid zeigen Männchen und Weibchen ein nahezu identisches Erscheinungsbild mit weißlicher Stirn und Scheitel, schwarzer Längsstreifung, schwarz abgesetztem Bartstreif sowie auffallend blau-schwarz gebänderten FlügeldeckenJungvögel ähneln den Altvögeln, wirken insgesamt aber dunkler und weniger lebhaft gefärbt, mit breiteren und regelmäßigeren blauen Bändern an den Flügeldecken. Außerhalb der Brutzeit fallen sie durch ihre Rufe und das lebhafte Verhalten stärker auf.

Quellen und Links

Zitiervorschlag: