Die Alpenkrähe (Pyrrhocorax pyrrhocorax) ist in Europa nur noch lückenhaft verbreitet. Ursprünglich ist sie eine Charakterart der Eiszeitfauna gewesen und hat Lebensbedingungen bevorzugt, wie sie heute noch in den nördlichen Hochländern Zentralasiens herrschen. Dort hat sie heute ihren Verbreitungsschwerpunkt.
Ihr Vorkommen in Europa ist eng an die Weidewirtschaft gebunden. Bis in das 20. Jahrhundert wurde das Vieh frei über die Berghänge oder entlang der Küstenklippen getrieben und hielt so die Vegetation kurz. Ideal für Insekten, die bevorzugte Nahrung der Alpenkrähe. Veränderungen in der Weidetierhaltung haben zu einem massiven Rückgang der Art an den Felsenküsten Frankreichs, Irlands und Großbritanniens geführt. Auch im Alpenraum war die Alpenkrähe Ende des 19. Jahrhunderts in Österreich ausgestorben. Im Schweizer Wallis hält sich bis jetzt eine kleine Population mit 70–80 Brutpaaren.
Schutzmaßnahmen in Großbritannien und Irland haben zu einer deutlichen Zunahme der Art geführt. Mittlerweile brüten dort wieder über 1000 Paare.
Größe: 38-41 cm
Gewicht: 207-375 g
Verbreitung: lückenhaft im Mittelmeerraum, Westküste Wales und Irland, von der Türkei über Zentralasien bis in den Nordosten Chinas
Verbreitungsschwerpunkt in Europa: Spanien
Nahrung: vorwiegend Insekten und deren Larven
Lebensraum: Küstenklippen in Westeuropa und Hochgebirgsweiden mit felsigen Bereichen.
Zugverhalten: Standvogel
Brutzeit: April - August
Nest: in Spalten und auf Felssimsen
Fortpflanzung: monogame Dauerehe, gelegentlich mit Helfern, 4 Eier, 1 Brut pro Jahr, Brutdauer 17–21 Tage, Nestlingszeit 36–41 Tage, Familienverband bis in den Herbst
Höchstalter: min. 12 Jahre, 7 Monate
Bestand: 40,5-86,4 Tausend Brutpaare in Europa; 0,89 - 1,73 Millionen Vögel weltweit
Status: nicht gefährdet, Trend: stabil
In Deutschland: einzelne Beobachtungen aus dem vorherigen Jahrhundert aus dem süddeutschen Alpenraum
Die Stimme der Alpendohle ist klangvoll, heiser und vibrierend, wobei viele Laute weit tragen und oft gedämpft rau oder abgehackt enden. Typische Kontakt- und Rufe lauten „chliäää“, „chriäää“, „quirrääh“ oder „tschiu“, 🔊wobei diese sowohl einzeln als auch im Schwarm gerufen werden. Alarmrufe wie „ker ker ker“ oder „kirrr“ sind meist rau und aufgeregt, während Bettelrufe der Jungvögel leiser und wimmernd („wiäggägägägä“) erklingen und sich nach einigen Wochen zu lauteren „hihihihi“-Rufen wandeln. Männchen und Weibchen begleiten sich bei der Gefiederpflege mit zärtlichen Lauten wie „tschriää“. Zur Feindabwehr bei Greifvögeln werden gellende „wiu“-Rufe ausgestoßen. Erschrockene Vögel äußern harte „gra“-, „giä“- oder „grä“-Laute. Gesang ist selten und besteht aus trillernden, zwitschernden Lautfolgen.
In Deutschland stammen die meisten gesicherten Beobachtungen der Alpenkrähe aus den letzten 100 Jahren aus dem südlichen Alpenraum, insbesondere den Bayerischen Alpen. Nachweise betreffen vorwiegend kleine Trupps oder Einzelvögel, überwiegend in Gesellschaft von Alpendohlen, mit denen sie auf Nahrungssuche umherstreiften.
Frühere Sichtungen außerhalb des Alpenraums – etwa 1876 bei Worms/Mainz oder auf Helgoland (1871, 1877, 1883) – gelten heute als unsicher oder wurden später als Fehlbestimmungen eingestuft. Die Art war vermutlich bis ins 16. Jahrhundert Brutvogel in Deutschland, wie aus der Beschreibung von Valerius Cordus zu Felsvorkommen bei Kelheim und Passau hervorgeht. Viele ältere Meldungen bleiben wegen fehlender Belege zweifelhaft – besonders drastisch zeigt sich dies an einem präparierten Exemplar in Belgien von 1845, bei dem sich fast ein Jahrhundert später herausstellte, dass es sich um eine Alpendohle mit rot gefärbtem Schnabel handelte.
Auch in den Alpen ist die Alpenkrähe weitgehend ein ortstreuer Standvogel, der selbst im Hochwinter in der Nähe seines Brutplatzes verweilt. In höheren Lagen wechseln viele Vögel täglich zwischen Schlafplätzen in den Bergen und Nahrungsflächen im Tal. Jungvögel streifen im August und September regelmäßig vom Geburtsort ab, seltener auch über größere Entfernungen bis zu 300–400 km. Dispersionsbewegungen führen häufig zur Ansiedlung in fremden Kolonien, wobei eine Rückkehr an den Geburtsort selten ist. Im Gegensatz dazu zeigen adulte Brutvögel eine hohe Brutortstreue und bleiben meist über viele Jahre am selben Neststandort.
Die Alpenkrähe bevorzugt offene, strukturreiche Hochlagen der Alpen mit felsigen Brutplätzen und kurzgrasigen Flächen zur Nahrungssuche. Brutplätze liegen in der Regel zwischen 1900 und 3000 m ü.M. und befinden sich oft in Felsspalten oder Felswänden. Die Art nutzt xerotherme, schneearme alpine Rasen, Weiden, Magerwiesen und gelegentlich auch Ruinen oder Gebäude als Nistplatz. Wichtig sind ungestörte Neststandorte sowie stocherbare Böden mit niedriger Vegetation, in denen Insektenlarven und Ameisen vorkommen. Auch frisch umgebrochenes Ackerland und abgebrannte Heideflächen werden zeitweise zur Nahrungssuche genutzt.
Insgesamt kräftiger gebaut als die Alpendohle, mit längeren Beinen, kürzerem Schwanz und einem längeren, gebogenen, korallenroten Schnabel. Im Flug wirken die Flügel breiter und haben sechs deutlich gefingerte Handschwingen mit geradem Hinterrand; der Schwanz ist gerade abgeschnitten. Die Färbung adulter Vögel ist glänzend schwarz mit leichtem bläulich-grünem Metallglanz, bei Jungvögeln matter und bräunlicher mit schwächerem Glanz. Der Schnabel der Jungvögel ist zunächst gelblich bis orangefarben, später rosenrot, bevor er sich zum kräftigen Rot der Altvögel entwickelt. Die Beine sind rot, können bei bestimmten Lichtverhältnissen auch rosa erscheinen.
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