Der Zwergschnäpper (Ficedula parva) zeigt ein polyterritoriales Verhalten: Etwa 10 % der Männchen besetzen während der Brutzeit zwei räumlich getrennte Reviere und verteidigen beide gegenüber Rivalen. Die mittlere Entfernung zwischen den Revieren beträgt etwa 300 m, wobei kein signifikanter Unterschied zwischen jüngeren und älteren Männchen festgestellt wurde.
Polyterritorialität ist Bestandteil der Fortpflanzungsstrategie des Zwergschnäppers. Durch das Besetzen eines zweiten Reviers können zusätzliche Weibchen angelockt werden, da mehr Nahrungsressourcen und geeignete Nistmöglichkeiten angeboten werden. Verhindert wird so auch die Konkurrenz zwischen den Weibchen. Dies kann die individuelle Reproduktionsrate der Männchen erhöhen.
Auch bei verwandten Arten wie dem Trauerschnäpper oder dem Halsbandschnäpper ist dieses Verhalten bekannt. Es tritt besonders häufig bei Langstreckenziehern auf.
Größe: ca. 11,5 cm
Gewicht: 8,5–11,5 g
Verbreitung: Mittel-, Ost- und Südosteuropa bis zum Ural, Nordwest-Kasachstan, Nordiran und Nordtürkei; Überwinterung in Pakistan, Indien und Südostarabien
Nahrung: Insekten und andere wirbellose Tiere, darunter Käfer, Spinnen, Schmetterlinge, Fliegen, Ameisen, Regenwürmer, Asseln und Schnecken, im Spätsommer auch Beeren
Lebensraum: Mischwälder mit Unterwuchs, Lichtungen, Waldränder, auch Streuobstwiesen und Gärten mit alten Bäumen; im Winterhalbjahr auch Parks und Plantagen
Zugverhalten: Langstreckenzieher; Herbstzug ab Juli bis Oktober, Frühjahrsrückkehr März bis Mai; Winterquartiere v. a. in Südasien
Brutzeit: Mitte Mai bis Ende Juni (Ost- und Mitteleuropa)
Nest: Napf aus Moos, Gras und Haaren in Baumhöhlen, Mauerlöchern oder Nistkästen, meist 1–3 m über dem Boden
Fortpflanzung: Monogam; 1 Jahresbrut; 4–7 Eier (meist 5–6); Brutdauer: 12–15 Tage; Nestlingszeit: 11–15 Tage; flügge nach ca. 27–29 Tagen;
Höchstalter: 5 Jahre, 11 Monate (lebend)
Bestand: 1.400 - 2.200 Brutpaare in Deutschland; 3,3-5,1 Millionen in Europa; 6,6-10,2 Millionen Vögel weltweit
Status: Nicht gefährdet (LC – Least Concern)
In Deutschland Zugvogel, brütet im Nordostdeutschen Tiefland und in den Alpen, nicht gefährdet, Trend: stabil
Weltweiter Status: Der Zwergschnäpper gilt als nicht gefährdet („Least Concern“ laut BirdLife International).
Verbreitung in Europa: Die Art ist im Osten Europas weit verbreitet, während sie im Westen nur lokal vorkommt. Die höchsten Dichten werden in Polen, Belarus, dem Baltikum, der Slowakei und Rumänien erreicht. In Deutschland liegt der Brutbestand bei etwa 1.400–2.200 Paaren (Daten von 2005–2009).
Populationstrends: Die europäische Gesamtpopulation umfasst etwa 3,3-5,1 Millionen; der weltweite Bestand wird auf 6,5-10,5 Millionen Vögel geschätzt. Insgesamt gelten die Bestände als stabil mit steigender Tendenz, aber mit regionalen Rückgängen (z. B. in Finnland, Österreich, Litauen) und Zunahmen (z. B. in Niederlande, Tschechien, Slowenien). In Deutschland ist ein Rückgang seit den späten 1990er-Jahren zu beobachten.
Gefährdungen: Die größte Bedrohung ist der Verlust alter, strukturreicher Wälder durch moderne Forstwirtschaft. Kürzere Umtriebszeiten und das Fällen alter Bäume führen zu einem Mangel an geeigneten Bruthöhlen.
Der Gesang des Zwergschnäppers ist kurz, melodisch und meist 3–5 Sekunden lang, bestehend aus 2–6 flötenden, abfallenden Elementen wie „diu-tvi-diu-tvi“ oder „sri-sri-sri-dju-tji“. Er beginnt kurz nach der Rückkehr ins Brutgebiet bei warmem Wetter, erreicht vor der Verpaarung ein Maximum und klingt danach rasch ab. Unverpaarte Männchen singen manchmal bis in den Juli hinein, in Ausnahmefällen sogar bis in den September.
Die Rufe umfassen leise, hohe „zit“-Laute, ein schärferes „tzrrrt“, sowie „hüib, hüib“ oder „dü“, die in unterschiedlichen Erregungszuständen geäußert werden. Bei Gefahr kommen scharfe Warnrufe wie „tschäck“ oder „gschi“ zum Einsatz, begleitet von heftigem Flügelzittern.
Der Zwergschnäpper besiedelt in Deutschland vorrangig alte, strukturreiche Laub- und Bergmischwälder, insbesondere in den Mittelgebirgen sowie in Buchen- und Buchenmischwäldern. Im Tiefland ist er auf größere, zusammenhängende Wälder mit hohem Alt- und Totholzanteil angewiesen. Die Hauptverbreitungsgebiete liegen im Nordostdeutschen Tiefland, in den Mittelgebirgen sowie in den Bayerischen Alpen. Besonders hohe Dichten wurden von der Ostseeküste bis nach Südbrandenburg und im Ruppiner Land festgestellt. In den Mittelgebirgen, etwa im Bayerischen Wald, ist die Art lokal häufiger, insgesamt jedoch lückenhaft verbreitet. In den Allgäuer Alpen brütet sie zwischen 820 m und 1520 m.
Anfang Mai kehrt der Zwergschnäpper als Langstreckenzieher aus seinen Überwinterungsgebieten zurück. Der Wegzug beginnt im August und kann sich bis in den Oktober erstrecken. Sein Zugweg verläuft südöstlich über den Balkan, den Irak und Iran bis nach Nordpakistan und Indien. Dort überwintert er in feuchten Wäldern. Häufig ist beim Zwergschnäpper Umkehrzug zu beobachten, hauptsächlich bei Jungvögeln im Herbst. Gelegentlich wird die Art sogar auf den Kanaren festgestellt.
Das Zwergschnäppervorkommen in Deutschland liegt am westlichen Rand seines Brutareals. Seit dem 19. Jahrhundert hat sich das Verbreitungsgebiet in Deutschland deutlich ausgeweitet, wobei es regional auch Rückgänge gab. In den vergangenen Jahrzehnten gingen die Bestände vorwiegend in Norddeutschland zurück, während sie im Süden vergleichsweise stabil blieben. In Brandenburg sank der Bestand zwischen 1995 und 2009 um rund 60 %. Deutschlandweit wird der Brutbestand auf 1.400 bis 2.000 Reviere geschätzt. Die Bestandsentwicklung gilt als stabil bis leicht rückläufig.
Das Männchen zeigt im Brutkleid einen ausgedehnten orangefarbenen Kehlfleck, der im Schlichtkleid deutlich weniger intensiv ausgeprägt ist.
Das Weibchen ist insgesamt unauffälliger gefärbt, mit braun-beiger Unterseite; Kehle, Brustseite und Flanken sind cremefarben, der übrige Bauch ist weiß.
Jungvögel sind oberseits rötlich-braun mit dunkler Fleckung, die Unterseite ist gelblich-beige.
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