Schwarzkehlchen

Saxicola rubicola

Rote Schutzstatus des Schwarzkehlchens in Deutschland, Österreich, der Schweiz und weltweit.
Schutzstatus

Schwarzkehlchen (Saxicola rubicola), Männchen, Foto: Viola Wege
Schwarzkehlchen (Saxicola rubicola), Männchen, Foto: Viola Wege

Das Europäische Schwarzkehlchen (Saxicola rubicola) profitiert vom Klimawandel. Die anhaltend milden Winter der letzten Jahre haben dazu geführt, dass immer mehr Individuen in Deutschland überwintern. Schwarzkehlchen sind Teil- und Kurzstreckenzieher, deren Zugziele ursprünglich vorwiegend im Mittelmeerraum und Nordafrika liegen. Besonders die Männchen bleiben in der kalten Jahreszeit häufig in der Nähe ihrer Brutreviere. Zunehmend überwintern jedoch auch Weibchen – oft gemeinsam mit dem Partner der letzten Brutsaison. Durch das Ausharren im Brutgebiet sparen sich die Vögel nicht nur den kräftezehrenden und riskanten Zugweg, sondern können zudem ihre Revieransprüche frühzeitig halten.

Steckbrief

Größe: ca. 12,5 cm

Gewicht: 13–17 g

Verbreitung:  West- und Südeuropa, östlich bis Polen, Ukraine, südöstlich bis Türkei und Nordafrika

Nahrung: Insekten, Larven, Spinnen; im Herbst/Winter auch Beeren und Samen

Lebensraum: Offene, strukturreiche Landschaften mit Büschen oder niedrigen Sitzwarten, z. B. Heideland, Brachen, Wegränder

Zugverhalten: Standvogel, Teilzieher

Nest: Tiefes, lockeres Napfnest am Boden oder in niedriger Vegetation, gut versteckt

 

Brutzeit: März bis Mitte August

Fortpflanzung: Überwiegend monogam; 4–6 Eier; Brutdauer: 13–14 Tage; Nestlingszeit: 13–16 Tage; flügge: nach 13–16 Tagen; Betreuung: 4-5 Tage (Europa),

Höchstalter: 10 Jahre, 2 Monate (Wiederfang)

Bestand: 37-66 Tausend Brutpaare in Deutschland, 5,8-9,3 Millionen in Europa; Bestand zunehmend

Status: Nicht gefährdet (LC – Least Concern)

In Deutschland BrutvogelZugvogel, nicht gefährdet, Trend: zunehmend


Schutzstatus

Das Schwarzkehlchen gilt weltweit als nicht gefährdet („Least Concern“), mit einem geschätzten europäischen Bestand von 5,8-9,3 Millionen Paaren, Tendenz steigend. Rückgänge seit den 1950er-Jahren sind vor allem auf Lebensraumverlust durch landwirtschaftliche Intensivierung, Heckenrodung, Aufforstung sowie den Rückzug der Beweidung in Heidegebieten zurückzuführen. Weitere Gefährdungsfaktoren sind harte Winter, unkontrollierte Brände und menschliche Störungen; Schutzmaßnahmen wie extensive Landwirtschaft, Erhalt von Hecken und Blühstreifen zeigen lokal bereits positive Effekte.

Systematische Entwicklung

Das Europäische Schwarzkehlchen (Saxicola rubicola) wurde bis vor einigen Jahren zusammen mit anderen Vertretern der Gattung unter dem gemeinsamen Artnamen „Schwarzkehlchen (S. torquatus)“ geführt. Insgesamt werden 24 Unterarten unterschieden. Das Verbreitungsgebiet reicht von Südafrika über Europa bis in den ostasiatischen Raum und ist dabei nur teilweise zusammenhängend. In der Literatur finden sich teils uneinheitliche Angaben, die nicht immer eindeutig S. rubicola zugeordnet werden können. Die Aufteilung ist nach wie vor umstritten und wurde bislang nicht von allen Autoren übernommen.

Stimme

Der Gesang des Schwarzkehlchens besteht aus kurzen Strophen mit pfeifenden und gequetscht klingenden Elementen, die durch häufige Wiederholungen, kleinere Tonhöhenwechsel und gleichmäßige Strophenlängen insgesamt schlichter und schriller als beim Braunkehlchen wirken. Während der Brutzeit ist ein lauter, spitzer Warnruf charakteristisch, der hauptsächlich bei der Betreuung frisch ausgeflogener Jungvögel geäußert wird, daneben sind weichere und vollere Standortrufe sowie Bettelrufe bei Jungvögeln beschrieben. Der Gesang wird fast ausschließlich im Brutrevier vorgetragen, beginnt im Süden frühestens Ende Februar und endet meist mit dem Schlupf der Jungen, kann aber im Fall von Zweit- oder Drittbruten erneut aufgenommen werden.

Gesang

Rufe


Karte zur Verbreitung des Schwarzkehlchens in Deutschland.
Verbreitung (2025)

Vorkommen in Deutschland

In Deutschland ist das Schwarzkehlchen fast flächendeckend verbreitet, zeigt jedoch Lücken in den höheren Lagen der Mittelgebirge und Alpen. Es fehlt in geschlossenen Waldgebieten wie dem Bayerischen Wald sowie in größeren zusammenhängenden urbanen Räumen und strukturarmen Agrarlandschaften. Im Südosten Deutschlands scheint die Besiedlung noch nicht abgeschlossen zu sein.  

Das Schwarzkehlchen ist ein Teilzieher: Bereits im Februar kehren die ersten Vögel in ihre Brutgebiete zurück, während der Herbstzug ab August beginnt und sich bis in den November erstreckt. Die Brutvögel Deutschlands überwintern überwiegend in Nordafrika, jedoch nehmen Überwinterungen – vorwiegend in Westdeutschland – seit einigen Jahren stark zu.

Bestandsentwicklung

Deutschland liegt am nordwestlichen Ende des Verbreitungsgebietes des Schwarzkehlchens. Die Bestandsentwicklung Deutschlands ist von starken Schwankungen geprägt. Ende des 19. Jahrhunderts begann eine erste Ausbreitungswelle, die jedoch in den 1920er-Jahren durch einen Rückgang der Bestände unterbrochen wurde. Bis 1940 kam es zu einer erneuten Ausbreitung, die allerdings zwischen den 1940er- und 1980er-Jahren wieder einen drastischen Rückgang erfuhr: Die Zahl der Brutpaare sank bundesweit auf nur noch rund 2.000. Erst ab Ende der 1980er-Jahre setzte eine deutliche Erholung ein, verbunden mit einer großflächigen Arealausweitung. Heute (2016) wird der Bestand auf bis zu 66.000 Brutpaare geschätzt.

Merkmale

Männliche Schwarzkehlchen im Brutkleid zeigen eine kontrastreiche Zeichnung mit schwarzem Kopf, dunkler Oberseite und weißem Bürzelfleck sowie rotbrauner Brust. Die weißen Abzeichen an Hals, Bürzel und Flügelansatz heben sich deutlich ab. Weibchen wirken insgesamt matter, mit erd- bis rostbrauner, undeutlicher gestreifter Oberseite, weniger kontrastierter Brust und reduzierten weißen Abzeichen, die am Bürzel oft nur angedeutet sind. Jungvögel ähneln anfangs dem Braunkehlchen, haben jedoch eine einheitlich dunkle Oberseite mit beigen Schaftstrichen, eine ockerfarbene Unterseite und zeigen im Jugendkleid keine ausgeprägten Kontraste, wodurch Verwechslungen begünstigt werden.

Quellen und Links

Zitiervorschlag: