Der Erlenzeisig (Spinus spinus) trägt seinen Namen zu Unrecht. Er müsste eigentlich "Fichtenzeisig" heißen. Sein Vorkommen ist eng an diesen Nadelbaum gebunden. Fichtenbestände gehören zu seinem bevorzugten Bruthabitat, und Fichtensamen sind die bevorzugte Nahrungsquelle. Erst wenn diese erloschen ist, weicht der Erlenzeisig auf Erlen und Birken aus. Das ist oft nach der Brutzeit der Fall. Die Vögel treten dann in größeren Schwärmen auf und können zu dutzenden in Erlen- oder Birkenbeständen einfallen.
Größe: 11-12 cm
Gewicht: 10-18,5 g
Verbreitung: lückenhaft in borealen und gemäßigten Bereichen der Paläarktis
Nahrung: Samen, Knospen, Früchte von Nadelbäumen
Lebensraum: offene Nadelwälder, vorrangig Fichtenbestände, im Winter auch in Gärten und Parks, am Futterhäuschen
Nest: lockere Kolonien in Nadelbäumen, 2 - 20 m Höhe
Brutzeit: Februar - August (abhängig vom Nahrungsangebot)
Fortpflanzung: monogam, 4-5 (3-6) Eier, 1-2 Bruten pro Jahr, Brutdauer 11-14 Tage, Nestlingszeit 13-15 Tage
Höchstalter: 13 Jahre, 6 Monate (Wiederfang)
Bestand: 21-51 Tausend Brutpaare in Deutschland, 13,6-21,1 Millionen Brutpaare in Europa, 49-77 Millionen Vögel weltweit
Verbreitungsschwerpunkt in Europa: Skandinavien, Nordwesten Russlands
Status: nicht gefährdet, Trend: stabil
In Deutschland: Jahresvogel, Zugvogel und Wintergast, nicht gefährdet, Trend stabil
Der Zeisig singt meist von hohen Warten oder im Flug einen lebhaften, klirrenden Gesang aus metallisch klingenden Zwitschern, Trillern und heiseren Tönen, der oft leise beginnt und an Lautstärke zunimmt. Als Rufe dienen ein hoher, klarer Kontaktruf wie „tsuu-ee“ oder „toolee“ sowie ein trockenes „tet“ in Flug oder Reviernähe. In Schwärmen bei der Nahrungssuche geben die Vögel leise Zwitscherlaute von sich, bei Aufregung ertönt ein scharf ansteigendes „tsooeet“.
Die Verbreitung des Erlenzeisigs ist eng an das Vorkommen von Nadelhölzern, insbesondere Fichten, gebunden. Durch den forstwirtschaftlichen Anbau dieser Baumarten konnte sich der Erlenzeisig auch in tiefere Lagen ausbreiten. Das Vorkommen der Art ist jedoch unstet und kann je nach Nahrungsangebot stark schwanken – teils sogar invasionsartig. Außerhalb der Brutzeit schließen sich die Vögel oft zu größeren Schwärmen mit mehr als 100 Individuen zusammen.
Der Bestand des Erlenzeisigs hat in Deutschland langfristig zugenommen, auch wenn es regional deutliche jährliche Schwankungen gibt. Besonders die Ausweitung von Fichten- und Lärchenwäldern hat zur Verbreitung der Art beigetragen – mit Schwerpunkten hauptsächlich im Norden Deutschlands. Seit den 1980er-Jahren zeigen sich jedoch sehr unterschiedliche Entwicklungen: Während der Bestand in einigen Regionen stabil bleibt, wird er in anderen als rückläufig oder stark schwankend beschrieben – abhängig vom jeweiligen Nahrungsangebot.
Zwischen 2018 und 2023 ist der Fichtenbestand in einigen Bundesländern infolge von Trockenheit und Borkenkäferbefall um bis zu 25 % zurückgegangen. Angesichts des fortschreitenden Klimawandels ist mit weiteren Verlusten zu rechnen – mit bislang noch offenen Folgen für den Erlenzeisig in Deutschland.
Das Männchen zeigt im Brutkleid ein leuchtend gelbes Gefieder mit schwarzer Kopfplatte, gelbem Überaugenstreif, schwarzem Kinn und markanten gelben Flügel- und Schwanzpartien. Im Schlichtkleid sind die Farben etwas matter. Weibchen tragen kein Schwarz auf dem Kopf, sind insgesamt matter grünlich-gelb gefärbt und deutlich stärker gestreift, besonders auf Brust und Flanken. Jungvögel ähneln den Weibchen, sind aber bräunlicher, kräftig gestreift und tragen blassere Flügelbinden. Das Geschlecht kann teils am schwarzen Fleck der äußeren Schwanzfeder unterschieden werden.
Zitiervorschlag: