Prunella collaris
Das Paarungssystem der Alpenbraunelle (Prunella collaris) ist ähnlich variantenreich wie das der Heckenbraunelle. In der Brutperiode locken nicht nur die Männchen Weibchen mit Gesang an. Fruchtbare Weibchen stimmen ebenfalls komplexe Gesänge an, um männliche Partner anzulocken. Untersuchungen an promiskuitiven Paarungssystemen der Alpenbraunelle in den Pyrenäen haben gezeigt, dass Männchen unterschiedlich auf die Gesänge von anderen Männchen und Weibchen reagieren. Dem Weibchen bietet sich so die Möglichkeit, ähnlich den Männchen, über den Gesang ihre körperliche Fitness und die Paarungsbereitschaft darzustellen. Dadurch kann es eine maximale väterliche Fürsorge für ihre Nachkommen einwerben.
Größe: 15-19 cm
Gewicht: 40-45 g
Verbreitung: Inselartige in den Gebirgslagen der gesamten Paläarktis.
Verbreitungsschwerpunkt in Europa: Alpen, Kaukasus
Nahrung: Wirbellose im Sommer, Samen und anderes Pflanzenmaterial im Winter
Lebensraum: alpine Stufen oberhalb der Baumgrenze bis 8000 m im Himalaja
Nest: Höhlenbrüter in Spalten und Löchern von Felswänden, auch an Gebäuden
Brutzeit: Mai - August
Fortpflanzung: monogame Saisonehe, auch Polygynie, Polyandrie und Polygynandrie kommen vor, 3-5 (-6) Eier, 1-2 Bruten pro Jahr, Brutdauer 13-15 Tage, Nestlingszeit 10 Tage, flügge nach 15-16 Tagen
Höchstalter: 8 Jahre, 7 Monate (Wiederfang)
Bestand: 430-800 Brutpaare in Deutschland, 77,9-149 Tausend in Europa, 1,6-3,0 Millionen Vögel weltweit
Status: nicht gefährdet, Trend: stabil
In Deutschland: Jahresvogel, nicht gefährdet, Trend stabil
Die Alpenbraunelle ist ein Standvogel, der in den höheren Lagen der Alpen, oberhalb der Baumgrenze, brütet. Außerhalb der Brutperiode wandern die Vögel bei Witterungseinbrüchen nur in tiefere Lagen ab.
Vor allem im Frühjahr neigt die Art zu Zerstreuungswanderungen. Dieses Wanderverhalten dient der Erschließung von neuen Lebensräumen. Es kommt deshalb immer wieder zu Beobachtungen dieser Art in ganz Deutschland, vorwiegend in den Höhenlagen der Mittelgebirge. So ist die Alpenbraunelle fast in jedem Jahr auf dem Feldberg, dem höchsten Berg im Schwarzwald, zu beobachten. Oft treten die Vögel in kleinen Trupps mit bis zu 10 Vögeln und mehr auf.
Besonders stark war der Einflug der Alpenbraunelle 2016 in Deutschland. Bis zur Ostsee wurden die Vögel beobachtet. Ein auf dem Feldberg fotografierter Vogel wurde zwei Jahre zuvor in Spanien beringt. Es sind also nicht nur Vögel der Alpen, die es in das ganze Bundesgebiet verschlagen. Die Ursachen für das zahlreiche Auftreten 2016 sind bisher nicht geklärt.
Der Bestand der Alpenbraunelle wird als stabil eingestuft. Eine fundierte Einordnung ist jedoch nicht möglich, da langfristige Datenreihen fehlen. In der Roten Liste der gefährdeten Brutvögel
wird die Alpenbraunelle in der Kategorie 5 - Arten mit geographischer Restriktion geführt.
Die Kategorie „Arten mit geographischer Restriktion“ kennzeichnet Brutvogelarten, die in Deutschland nur in sehr kleinen, räumlich eng begrenzten Populationen vorkommen. Obwohl ihre Bestände
stabil sind und sie aktuell nicht als bedroht gelten, sind sie aufgrund ihrer Seltenheit und lokalen Bindung besonders anfällig für plötzliche Veränderungen oder Störungen ihres
Lebensraums.
Der Alpenbraunelle ist eine große und auffallend gefärbte Braunelle mit kräftigem Schnabel, schiefergrauem Kopf und Brust, schwarz gestricheltem Scheitel, sowie kastanienbraunen Flanken und kontrastreich gezeichneten Flügeln mit zwei hellen Flügelbinden. Beide Geschlechter sind gleich gefärbt, wobei das Weibchen etwas kleiner ist. Jungvögel zeigen ein matteres Gefieder mit unscheinbarer Kehle und weniger markanten Flügelbinden.
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