Beutelmeise

Remiz pendulinus

Schutzstatus der Beutelmeise gemäß der Roten Liste der Brutvögel des IUCN, EU, in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Schutzstatus

Nest einer Beutelmeise (Remiz pendulinus)
Nest einer Beutelmeise (Remiz pendulinus)
Karte zur Verbreitung der Beutelmeise (Remiz pendulinus)
Verbreitung

Die Beutelmeise (Remiz pendulinus) brütet erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts regelmäßig in Deutschland. Die Besiedlung setzte im Zuge der Arealerweiterung der Art nach Westen ein. Vor allem seit den 1970er Jahren hat der Bestand in Deutschland erheblich zugenommen. In den vergangenen Jahren ist der Bestand jedoch wieder stark rückläufig. Der Insektenrückgang und die Lebensraumzerstörung dürften erheblich dazu beitragen.  

Das aufwendig aus Pflanzenmaterial gebaute Nest wird vom Männchen begonnen. Die Bauzeit dauert zwischen zwei und drei Wochen und ist abhängig vom verfügbaren Pflanzenmaterial. Oft wird das Nest in der Nähe des vorjährigen Nestes gebaut und das Material aus dem Vorjahr eingebaut. Die nicht selten polygamen Vögel können mehrere Nester im Jahr bauen.

Steckbrief

Größe: 10–11 cm

Gewicht: 8–12,5 g

Verbreitung: Von Dänemark und Südschweden über Süd- und Mitteleuropa, Türkei, Kaukasus bis Westsibirien und Nordwestiran

Nahrung: kleine Insekten und deren Larven, Spinnen, Eier, im Herbst und Winter Samen (v. a. von Weide und Rohrkolben), gelegentlich Nektar

Lebensraum: Feuchtgebiete mit Schilf, Rohrkolben, Weiden, Pappeln; auch Teichanlagen, Flussufer, Altarme, gelegentlich Obstgärten; bis 650 m

Zugverhalten: Nordpopulationen Zugvögel mit Winterquartieren in Südeuropa, Nordafrika und Südwestasien; Südpoulationen teils Standvögel oder Kurzstreckenzieher

Höchstalter: 7 Jahre, 3 Monate (Wiederfang)

 

 

Brutzeit: April bis Juli (je nach Region), gelegentlich zwei Bruten

Nest: kugelförmiges Nest aus Pflanzenfasern, Haaren, Spinnweben und Federn mit seitlichem Eingang, meist in 3–4 m Höhe an Zweiggabeln über Wasser

Fortpflanzung: Meist polygam oder polyandrisch; 2–7 Eier, 1-2 Bruten pro Jahr; Brutdauer 13–14 Tage; Nestlingszeit 18–26 Tage; Betreuung der Jungvögel für weitere ca. 14 Tage

Bestand: 1,7-3,0 Tausend Brutpaare in Deutschland, europäischer und weltweiter Bestand unbekannt, er wird auf 1,4 Millionen geschätzt; Trend: zunehmend

Status: LC – Least Concern, nicht gefährdet

In Deutschland: Brutvogel, Zugvogel; vom Aussterben bedroht, Trend: abnehmend


Stimme

Der Gesang 🔊 der Beutelmeise besteht aus vielen, meist mehrfach wiederholten und frei kombinierten Phrasen, die oft den charakteristischen Kontaktruf „siiieh“ beinhalten. Zu den häufigsten Elementen zählen hohe, melodische Laute wie „dilüioh“, verschiedene Triller und ein klapperndes „zjädjädjädjäd…“. Rufe 🔊sind überwiegend hohe, abfallende und weit tragende Laute wie „siiieh“, die an den Ruf der Rohrammer erinnern. Rufe beim Verlassen des Nestes und bei Trupps klingen kurz und leise wie „dsüdsüdsü…“ 🔊. Die höchste Gesangsaktivität liegt zwischen Mitte Mai und Mitte Juni, besonders während der Nestbauphase, und ausschließlich das Männchen singt.

Gesang

Rufe


Karte zur Verbreitung der Beutelmeise in Deutschland
Verbreitung

Verbreitung in Deutschland

Die Beutelmeise kommt in Deutschland vorwiegend im Nordostdeutschen Tiefland mit einem Schwerpunkt zwischen Ostsee und Leipziger Tieflandsbucht vor. In der Mecklenburgischen Seenplatte und dem Flusssystem von Elbe, Saale, Havel und Spree gibt es zusammenhängende und dichte Vorkommen. Auch im Bergbaufolgland und an Altgewässern der Leipziger Tieflandsbucht sowie in Teilen der Lausitz sind die Vorkommen konzentriert. Im Nordwestdeutschen Tiefland finden sich hauptsächlich Einzelvorkommen entlang von Flüssen und Seen wie Ems, Weser oder Jade sowie im Münsterland und an der Lippe. Ferner gibt es weitere kleinere Vorkommen im Süden und Westen Deutschlands, etwa entlang größerer Flüsse und in Seenlandschaften.    

Lebensraum

Sie bevorzugt gewässerreiche Lebensräume mit zahlreichen Büschen und Bäumen entlang von Ufern oder in Verlandungszonen. Besonders wichtig sind Gehölzstrukturen aus Weiden, Birken, Pappeln und Erlen. Sie nutzt meist ein Mosaik aus Schilf- und Rohrkolbenröhrichten als Standort für den Nestbau. Ihr bevorzugtes Brutgebiet sind Teichgebiete, Altwasser, Braunkohleabbauseen und Talsperren. Auch an großen Strömen mit Ufergehölz und dynamischen Flussufern ist sie zu finden. 

Zugverhalten

Die Beutelmeise ist in Nord- und Mitteleuropa Zugvogel, während sie in Südeuropa teilweise Standvogel ist. Der Herbstzug beginnt im August, erreicht seinen Höhepunkt zwischen Mitte September und Anfang Oktober und endet mehrheitlich Mitte November. Der Frühjahrszug setzt in Mitteleuropa ab Ende Februar ein, mit einem Maximum Ende März bis Anfang April und Nachzüglern bis in den Mai. Jungvögel ziehen früher und weiter als Altvögel und spielen eine wichtige Rolle bei der Ausbreitung der Art. Die mitteleuropäischen Beutelmeisen überwintern hauptsächlich in Südwest-Europa, besonders in Spanien, Portugal, Frankreich und Italien.

Bestandsentwicklung

Die Bestandsentwicklung der Beutelmeise war langfristig und auch kurzfristig bis 2009 positiv, doch seit Ende der 1990er Jahre ist ein Rückgang zu beobachten. Anfangs breitete sich die Art im 19. und 20. Jahrhundert nach Norden und Westen aus, kleinere Vorkommen entstanden hauptsächlich mit der Stabilisierung von Brutbeständen. Ab den 1980er Jahren kamen größere Bestände hinzu, vor allem durch Zuwanderung und Ausbreitung. Seit den 1990er Jahren sind die Zahlen jedoch wieder gesunken. Der Bestand wird auf 1.700–3.000 Brutpaare geschätzt (Stand (2016). Der Trend der letzten Jahre ist stark rückläufig. Die Beutelmeise wird in der Kategorie 1 der Roten Liste geführt und gilt in Deutschland als vom Aussterben bedroht

Merkmale

Die Beutelmeise ist ein kleiner, meisenartiger Vogel mit fein zugespitztem Schnabel und deutlich gegabeltem Schwanz. Das trägt eine auffällige schwarze Gesichtsmaske auf hellgrauem bis weißlich-grauem Kopf und zeigt einen intensiv kastanienbraunen Rücken, während das eine kleinere, mattere Maske besitzt und insgesamt blasser gefärbt ist. Jungvögel sind deutlich heller Ihnen fehlen die Maske und die kastanienbraunen Rückentöne, sie zeigen ein überwiegend graubeiges Gefieder mit rahmfarbener Unterseite. Im Winterkleid wirken Altvögel insgesamt blasser, da die kontrastreichen Gefiederpartien durch helle Säume überdeckt werden. Im Flug erscheint die Art kurzschwänzig und zeigt ein unstetes, hüpfendes Flugbild. Oft hört die Beutemeise mit ihrem charakteristischen Ruf 🔊, bevor man sie sieht. 

Quellen und Links

Zitiervorschlag: