Gartenbaumläufer

Certhiidae brachydactyla

Schutzstatus des Gartenbaumläufers gemäß der Roten Liste der Brutvögel des IUCN, EU, in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Schutzstatus

Gartenbaumläufer (Certhia brachydactyla) Foto: א (Aleph) / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)
Gartenbaumläufer (Certhia brachydactyla) Foto: א (Aleph)
Karte zur Verbreitung des Gartenbaumläufers (Certhia brachydactyla)
Verbreitung

Der Gartenbaumläufer (Certhia brachydactyla) und der Waldbaumläufer (Certhia familiaris) sind zwei sehr ähnliche Arten, die sich hauptsächlich durch ihren Gesang unterscheiden lassen. Beide gehen auf einen gemeinsamen Vorfahren zurück, dessen Population während der Eiszeit in eine westliche und eine östliche Linie getrennt wurde. Mit dem Rückzug der Eismassen in der Paläarktis und der Entwicklung ausgedehnter Wälder trafen beide Arten erneut aufeinander. Die Phase der geografischen Isolation war jedoch lang genug, um eine genetische Trennung zu bewirken – eine Vermischung findet heute kaum noch statt.

Als wesentliches reproduktives Isolationsmerkmal dient der Gesang: Der Gartenbaumläufer ruft charakteristisch „tüüt“ und trägt aufsteigende Gesangsmelodien vor, während der Waldbaumläufer durch „srri“-Rufe und abfallende Triller mit markanten Endschnörkeln auffällt. Diese Unterschiede verhindern eine Paarbildung, da beide Arten bei der Partnerwahl auf artspezifische Lautäußerungen angewiesen sind.

Hybridisierungen treten nur selten und vor allem in Kontaktzonen der Verbreitungsgebiete auf – meist dort, wo geeignete Partner der eigenen Art fehlen.

Steckbrief

Größe: 12,5 cm

Gewicht: 7,5–11 g

Verbreitung: Süd-, Mittel- und Westeuropa, Nordafrika (Marokko, Algerien, Tunesien), Kreta, Zypern, Kleinasien, Kaukasus

Nahrung: Insektenlarven, Puppen, Spinnen, vereinzelt Samen

Lebensraum: Laub- und Mischwälder, besonders mit Eichen; auch Parks, Obstgärten, Flussauen, Pinienhaine, Olivenhaine, bis 2500 m

Zugverhalten: Standvogel; vereinzelt Höhenzug oder kurze Ausbreitung nach der Brutzeit
Nest: Flaches Fundament aus Zweigen, Nadeln, Gras, oft hinter Borke oder in Baumspalten; ausgekleidet mit Federn, Haaren, Moos; meist 0,5–4 m hoch 

 

Brutzeit: April bis Mitte Juni

Fortpflanzung: meist monogam, gelegentlich polygyn; 4–9 Eier (meist 5–7); 2 Bruten pro Jahr; Brutdauer 13–15 Tage; Nestlingszeit 15–18 Tage; Betreuung danach wahrscheinlich nur kurz, Angaben fehlen

Höchstalter: 10 Jahre, 3 Monate (Wiederfang) 

Bestand:  460-630 Tausend Brutpaare in Deutschland, 5,1-8,6 Millionen in Europa, 11-19 Millionen Vögel weltweit 

Status: LC – Least Concern; Trend zunehmend
In Deutschland: Jahresvogel, häufiger Brutvogel in Deutschland, nicht gefährdet, Trend: zunehmend


Stimme

Der Gesang 🔊 des Gartenbaumläufers ist kürzer und weniger weit tragend als beim Waldbaumläufer, besteht aus 4–9, meist 6 Elementen und zeigt eine große individuelle Vielfalt mit bis zu 4 Strophentypen pro Männchen. Nur das Männchen singt. Die Hauptgesangszeit liegt zwischen Februar und Juni, mit Beginn oft im Januar – besonders in milden Wintern. Während der Revierstreitigkeiten rufen Männchen wiederholt „tüit“, das als Rivalenruf🔊 dient. Jungvögel äußern ab dem 1. Lebenstag Bettelrufe („hip“) und entwickeln ab dem 5.–6. Tag den Kontaktlaut „sriih“. 

Gesang

Rufe


Verbreitung in Deutschland

Karte zur Verbreitung des Gartenbaumläufers in Deutschland
Verbreitung

Verbreitung in Deutschland

Der Gartenbaumläufer ist in Deutschland flächendeckend verbreitet, mit Schwerpunkt im Westen, besonders in Nordrhein-Westfalen und dem südlichen Niedersachsen. Im Nordosten und im Pfälzer Wald ist die Art dagegen deutlich seltener, was zum Teil auf Erfassungslücken zurückzuführen ist. Die höchsten Populationsdichten liegen in naturnahen Laubwäldern und Parkanlagen.   

Lebensraum

Laubwälder mit alten Baumstrukturen sowie Parks sind der bevorzugte Lebensraum des Gartenbaumläufers. Er kommt aber auch in strukturreichen Nadelwäldern mit Laubholzanteil vor. Besonders häufig ist er in Buchenwäldern der Mittelgebirge und Nordostdeutschlands, während er reine Kiefernforste und sehr junge Wälder meidet. In Streuobstwiesen, Erlen- und Birkenbruchwäldern sowie alten Eichen-Hainbuchenwäldern brütet die Art ebenfalls regelmäßig.

Zugverhalten

In seinem gesamten Verbreitungsgebiet ist der Gartenbaumläufer ein ausgesprochener Standvogel. Wanderungsbewegungen konnten bisher nur selten festgestellt werden.  

Bestandsentwicklung

Der Bestand gilt langfristig als stabil, zeigt in den vergangenen Jahren sogar eine ansteigende Tendenz. Seit den 1990er Jahren hat sich der Bestand bundesweit erholt, besonders in Sachsen und Schleswig-Holstein, während in Nordwestdeutschland Rückgänge verzeichnet wurden. Die aktuelle Schätzung für Deutschland liegt bei 440.000–530.000 Revieren, was etwa 6–14 % des europäischen Bestandes entspricht.

Bestandsentwicklung

Merkmale

Der Gartenbaumläufer ähnelt stark dem Waldbaumläufer (C. familiaris), unterscheidet sich aber durch eine schmutzig grauweiße Unterseite mit stärker bräunlich getönten Körperseiten und eine insgesamt dunklere, grauere Oberseite. Der Brauenstreif ist weniger markant und wirkt graubraun verschwommen, zudem fehlt meist die helle Längszeichnung an der Stirn. Männchen und Weibchen sind gleich gefärbt. Die Jungvögel ähneln ebenfalls den Altvögeln.

Quellen und Links

Zitiervorschlag: